Köln (rad-net) - Ein Fest für die Sprinter oder eine Feierstunde für die Ausreißer? Selten war die Ausgangslage vor Rund um Köln so offen wie vor seiner 102. Austragung. Einerseits treffen unter anderem Marcel Kittel und Sam Bennett auf eine erstklassige Sprinterkonkurrenz - andererseits dürfte die Zahl der Sprinter-Teams nicht so übermächtig sein, um das Feld nach Belieben zu kontrollieren.
«Damit haben wir genau das, was Rund um Köln so spannend macht: Die Strecke durch das Bergische lässt alle Optionen zu und ich bin mir sicher, wir können uns auf ein faszinierendes Rennen freuen», so Artur Tabat, Organisationsleiter von Rund um Köln, im Rahmen des Pressegesprächs zur Präsentation der Teams für Rund um Köln. «Unser besonderes Augenmerk liegt dabei natürlich auch auf den Lokalmatadoren wie Nils Politt, dem wir nicht erst seit seinem siebten Platz bei Paris-Roubaix auch in seiner Heimat alles zutrauen», so Alexander Donike, Technischer Direktor von Rund um Köln. Politts bestes Ergebnis in Köln bisher war Rang 13 im Jahr 2014. Das soll nach dem Wunsch des 26-Jährigen in diesem Jahr anders werden. «Wir haben eine superstarke Mannschaft am Start. Das setzt uns sicher auch unter Druck, weil alle auf uns schauen werden – aber diesem Druck sind wir gewachsen, damit können wir umgehen. Ich bin auf jeden Fall hoch motiviert für Sonntag.»
Neben den deutschen Teams Katusha-Alpecin, der Mannschaft von Kittel und Politt, sowie BORA-hansgrohe, der Equipe von Sam Bennett, startet als drittes Team der WorldTour Lotto-Soudal in Köln. Auf ihren Lokalmatador André Greipel muss die belgische Mannschaft allerdings verzichten. Zur Vorbereitung auf die Tour de France sammelt der 35-Jährige bei der Tour de Suisse Renntage - und potentiell auch weitere Siege.
Als Pro-Conti-Teams haben Sport Vlaanderen-Baloise, Vérandas Willems-Crelan und WB Aqua Protect Veranclassic aus Belgien, Delko Marseille Provence KTM aus Frankreich, Israel Cycling Academy, Roompot-Nederlandse Loterij aus den Niederlanden, CCC Sprandi Polkowice aus Polen und Gazprom-RusVelo aus Russland gemeldet. Dazu kommen sieben deutsche Continental-Teams, die die Bühne vor allem für die stärksten deutschen Nachwuchsfahrer nutzen. Auf der Startliste stehen das Development Team Sunweb, LKT-Team Brandenburg, Heizomat rad-net.de, Lotto-Kern Haus, Dauner D&DQ-Akkon, Sauerland-NRW und Bike Aid. Komplettiert wird das Feld der 21 Teams und 147 Fahrer durch die Mannschaften Leopard aus Luxemburg, Vorarlberg Santic aus Österreich und die Nationalmannschaft Schweiz um den Dritten des Vorjahres, Fabian Lienhard.
Auch die Analyse von Christian Knees verspricht ein spannendes Rennen: «Auf der Achterbahnfahrt durch das Bergische werden einige Fahrer ihre Chance suchen – nicht nur aus den kleinen Teams. Auch die Top-Teams wissen: Hier dürfen sie den Anschluss nicht verlieren. Das bedeutet wie immer bei Rund um Köln: Höchste Konzentration von Anfang an. Wenn einmal die richtige Gruppe steht, kann es gut sein, dass die Sprinter diese auch mit vereinten Kräften nicht mehr wiedersehen bis zum Ziel.» Knees kennt die Besonderheiten von Rund um Köln nicht nur, weil der Klassiker am Rhein sein Heimrennen ist - 2006 hat er, damals noch im Trikot des Team Milram, das Rennen auch gewinnen können. «Definitiv bis heute einer meiner schönsten Erfolge. Bei Rund um Köln zu gewinnen, das ist gerade für einen deutschen Fahrer ganz was Besonderes», so der Sky-Profi.
Der Startschuss für das in diesem Jahr 207,7 Kilometer lange Rennen der Profis fällt am Sonntag, 10. Juni, um 10:35 Uhr im Rheinauhafen, wo die Teams auch präsentiert werden. Um 15.40 Uhr sollten die Fahrer im Ziel sein und der Nachfolger von Gregor Mühlberger, dem Sieger von 2017, feststehen. Geht es dabei nach den Sprintern, steht dann erstmals Marcel Kittel ganz oben auf dem Kölner Podium. Oder Sam Bennett nach 2014 zum zweiten Mal.