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Für Jan Ullrich bleibt die Lage weiterhin vertrackt.
11.03.2007 11:44
Keine Entwarnung für Jan Ullrich

Madrid (dpa) - Der des Dopings verdächtigte Jan Ullrich ist auch nach dem Ermittlungs-Stopp der spanischen Justizbehörden in der Affäre um den Madrider Mediziner Eufemiano Fuentes längst nicht über den Berg.

«Der Fall Ullrich bei der Bonner Staatsanwaltschaft, die gegen ihn wegen Betrugs zum Nachteil seines früheren Arbeitgebers T-Mobile ermittelt, ist dadurch nicht tangiert. Das Rechtshilfeverfahren zwischen der deutschen und spanischen Justiz läuft weiter und das Ullrich zugerechnete Blut kann abgeglichen werden», sagte der Heidelberger Sportrechtler Michael Lehner, der 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann und Radprofi Danilo Hondo in ihren Doping-Verfahren als Anwalt vertrat.

Auch UCI-Präsident Pat McQuaid, der ein ehrgeiziges Anti-Doping-Programm in Paris vorstellte, kündigte sportrechtliche Konsequenzen an: «Für die verdächtigten Fahrer ist es noch nicht vorbei.» Über 50 Radprofis, unter ihnen Ullrich und der längst wieder aktive Giro-Gewinner Ivan Basso (Italien), sollen Kontakt mit dem mutmaßlichen Doper Fuentes gehabt haben.

Die spanischen Behörden, die die Sportwelt mit ihren nun im Sande verlaufenen Ermittlungen zehn Monate in Atem hielten, verwiesen ausdrücklich darauf, das die Sportverbände einen Teil der Ermittlungs-Ergebnisse der Guardia Civil - bis auf abgehörte Telefonate etwa - nutzen können. Laut «Focus» lehnte die Bonner Staatsanwaltschaft ein Angebot der Anwälte des am 26. Februar zurückgetretenen Olympiasiegers Ullrich ab, das Verfahren gegen Zahlung einer Summe einzustellen.

Der zuständige Untersuchungsrichter Antonio Serrano hatte den Fall nach Presseberichten zu den Akten gelegt, weil Doping in Spanien noch nicht strafbar war, als die «Operación Puerto» (Operation Bergpass) am 23. Mai 2006 aufgedeckt wurde. Die Staatsanwaltschaft kündigte Einspruch gegen die Einstellung des Verfahrens ein, die einem Freispruch für Fuentes und die sieben weiteren Beschuldigten gleichkommt. Unter ihnen waren auch der Blutspezialist José Luis Merino Batres oder Manolo Saiz, Chef des früheren Liberty-Radteams. Die verdächtigten Radprofis waren in Spanien ohnehin nur als Zeugen gefragt.

Die acht Hauptbeschuldigten könnten nun ihrerseits auf Schadenersatz oder wegen Rufschädigung klagen. «Wir freuen uns über die Entscheidung, aber sie kommt zu spät, denn inzwischen haben mehrere Teams und Fahrer unumkehrbare Schäden erlitten», hieß es aus dem Umfeld von Saiz, der laut Polizeiakten bei einem konspirativen Treffen mit Fuentes einen Koffer mit 60 000 Euro dabei hatte. Serrano betonte, dass es Doping im Radsport gebe. Dieser sei zu einem Geschäft verkommen, bei dem es vor allem um Profit gehe.

Weil Doping in Spanien erst mit in Kraft treten eines neuen Anti- Doping-Gesetzes im Februar dieses Jahres zum Straftatbestand wurde, hätten Fuentes und die anderen Beschuldigten nur wegen «Gefährdung der öffentlichen Gesundheit» belangt werden können, ergänzte er. Dafür gebe es aber keine Beweise, denn nach den vorliegenden Erkenntnissen habe keiner der verdächtigten Profis gesundheitliche Schäden erlitten. Rückwirkend könne das Gesetz nicht angewandt werden. Dass bei den Beschuldigten Blutbeutel und Medikamente entdeckt wurden, sei auch kein Beweis für den Handel mit Drogen oder anderen verbotenen Substanzen. Zwar sei in acht dieser Blutbeutel EPO nachgewiesen worden. Die gefundenen Mengen reichten aber nicht aus, um sie als gesundheitsgefährdend einzustufen.

Die Nachrichten über die neueste Entwicklung erreichten Ullrich in Südafrika. Der 33 Jahre alte Ex-Profi verlängerte seinen Aufenthalt dort und hatte kurzfristig sein groß angekündigtes Erscheinen bei der Präsentation des Zweitliga-Rad-Teams «Volksbank» in Wien-Vöseldorf abgesagt. Bei seiner etwas bizarren Rücktrittserklärung am 26. Februar in Hamburg hatte Ullrich seine neuen Tätigkeiten bekannt gegeben: Berater und Repräsentant bei «Volksbank» sowie Werbepartner für Sport-Funktionskleidung und ein Dichtungsmittel für Fahrrad-Reifen.

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