Bergen (rad-net) - Lennard Kämna ist Vizeweltmeister im Straßenrennen der U23-Klasse. Der 21-Jährige musste sich nach 191 Kilometern nur dem Franzosen Benoit Cosnefroy im Zweiersprint geschlagen geben. Im Spurt des Feldes sicherte sich Michael Carbel Svendgaard aus Dänemark die Bronzemedaille. Mit Max Kanter auf Platz sieben fuhr ein weiterer Deutscher in die Top Ten.
Wenige Kilometer nach dem Start hatten sich zunächst sechs Rennfahrer vom Feld abgesetzt, die Gruppe bestand jedoch nur aus Außenseitern. Kurz darauf schlossen noch weitere Fahrer auf und schließlich lagen zwölf Mann an der Spitze mit maximal zweieinhalb Minuten Vorsprung. Doch bereits 85 Kilometer vor dem Ziel gab es eine Tempoverschärfung im Feld und schnell schrumpfte der Vorsprung der Ausreißer.
Als die Lücke nur noch rund eine Minute betrug, griff der US-Amerikaner Brandon McNulty aus dem Peloton an und gleichzeitig fiel die Spitzengruppe komplett auseinander. Aus dem Angriff entstand schließlich 70 Kilometer vor dem Ziel eine neue sechsköpfige Spitzengruppe in der neben McNulty mit Jay Hindley (Australien), Gustav Hoog (Schweden), Pavel Sivakov (Russland), Patrick Müller (Schweiz) sowie Rasmus Fossum Tiller (Norwegen) einige starke Fahrer vertreten waren. Kurze Zeit später Scott Davies (Großbritannien) und Yevgeniy Gidich (Kasachstan) aufschließen. Die acht Fahrer lagen bis zu eineinhalb Minuten vor dem Feld. 35 Kilometer vor dem Ziel wurde aber auch der Vorsprung kleiner und es gab immer wieder Attacken aus dem Feld und der Anschluss zur Spitze war bald hergestellt.
Geschlossen ging das Feld in die letzte 19 Kilometer lange Runde.
Als fünf Fahrer eine kleine Lücke zum Feld gerissen hatten, schloss Lennard Kämna, der sich bis dahin im Feld versteckt hatte und nicht zu sehen war, mit einer starken Attacke zu der Gruppe auf. Wenige Meter später, zwölf Kilometer vor dem Ziel, am Fuße des Anstiegs Salmon Hill, griff Kämna erneut an, riss sofort eine größere Lücke und kam alleine über den Berg. «Genau da wollte ich angreifen», sagte Kämna.
Auf der Abfahrt kam dann Benoit Cosnefroy an den Deutschen heran. Das Duo arbeitete gut zusammen und konnte sich gegen das Feld, in dem vor allem die Dänen das Tempo machten, wehren. «Im Nachhinein war es wahrscheinlich gut, dass er zu mir aufgefahren ist, da wir nur ein paar Meter Vorsprung hatten. Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht alleine bis ins Ziel gekommen», so Kämna. Zwar wurde es auf dem letzten Kilometer noch einmal eng, aber Kämna und Cosnefroy erreichten drei Sekunden vor dem Peloton das Ziel. Cosnefroy eröffnete den Sprint, Kämna blieb dran, konnte aber nicht mehr an dem Franzosen vorbeiziehen und wurde knapp geschlagen Zweiter. «Ich freue mich über Silber. Ich bin ein gutes Rennen gefahren, meine Taktik ist aufgegangen und im Sprint war der Franzose einfach stärker. Ich bin kein so guter Sprinter.»
Dahinter spurtete das Feld um die Bronzemedaille. Michael Carbel Svendgaard war am schnellsten und sicherte sich den dritten Rang. Max Kanter spurtete noch auf einen guten siebten Rang.
Kämnas Erfolg war auch ein Verdienst der guten Teamleistung der U23-Nationalmannschaft, die alles auf das Finale und Lennard Kämna gesetzt hatte und ihren Kapitän bei dessen entscheidender Attacke abschirmte. «Wir haben alles auf eine Karte gesetzt, alles auf den letzten Anstieg konzentriert. Die Mannschaft hat Lennard gut beschützt. Dass der Franzose ihn im Finale geschlagen hatte, ist schade, aber wer es schafft, zu Lennard hinzufahren, der hat es auch verdient. Lennard ist ein ganz starkes Rennen gefahren, die ganze Mannschaft hat Anteil an diesem Erfolg. Es war ein erfolgreicher Tag», freute sich U23-Bundestrainer Ralf Grabsch über Kämnas Silbermedaille.
Für Lennard Kämna war es bereits die vierte WM-Medaille: 2014 in Ponferrada wurde er Junioren-Weltmeister im Einzelzeitfahren, 2015 WM-Dritter im Zeitfahren der U23 und am Sonntag Weltmeister im Mannschaftszeitfahren mit seinem Profiteam Sunweb.