Erfurt (rad-net) - Der ehemalige Radsport-Trainer Jochen Wilhelm ist im Alter von 74 Jahren an Krebs gestorben. Wilhelm hatte in Erfurt als Radtrainer viele Sportler zu olympischen Erfolgen und Titeln bei Deutschen, Welt- sowie Europameisterschaften auf der Bahn geführt. Unter seinen Fittichen trainierten unter anderem Marcel Kittel, Tony Martin, René Wolff und Kristina Vogel.
«Jochen war einer der ganz Großen seiner Zunft. Im Laufe der Jahre wurde er zum Freund. Sein Tod geht mir sehr nahe», sagte Kittel gegenüber der Bild-Zeitung, nachdem er auf der achten Etappe der Tour de France mit Trauerflor gestartet war. Vogel schrieb auf ihrer Facebook-Seite: «Ich habe dir in meinem Leben so, so viel zu verdanken. Ruhe in Frieden mein alter Freund.»
Als Wilhelm 1966 das Trainerdiplom an der DHfK Leipzig erwarb, begann seine Laufbahn als Erfolgstrainer. Er arbeitete akribisch und analysierte jedes Training und jeden Wettkampf, so dass er bald den Spitznamen «Sprintprofessor» bekam. 255 Medaillen holten seine Athleten bei internationalen sowie nationalen Titelkämpfen und Weltcups. Zu den herausragensten Erfolgen gehörte, als sein Schützling René Wolff 2004 Olympiagold im Teamsprint holte.
Aber Jochen Wilhelm erkannte auch das Talent von Kristina Vogel und holte sie nach Erfurt. Unter seiner Ägide gewann sie sechmal Gold bei Junioren-Weltmeisterschaften und ist inzwischen zweifache Olympiasiegerin und kann zahlreiche WM-Medaillen mehr ihr Eigen nennen.
Auch im Ruhestand verfolgte Jochen Wilhelm - wenn er nicht gerade in Norwegens Fjorden angeln war - den Radsport stets genau: führte Statistiken, besuchte Rennen und arbeitete immer noch mit einigen Sportlern zusammen. Selbst in seinen letzten Tagen im Krankenhaus verfolgte er noch die Tour de France und konnte sehen, wie Marcel Kittel, einer seiner Schützlinge, zwei Etappensiege einfuhr.