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Jan Ullrich startet gut vorbereitet in die Tour de France.
02.07.2004 10:35
Jan Ullrich: «Ich muss nicht gewinnen, aber ich will»

dpa: Am Samstag beginnt die 91. Tour de France. Welche Bedeutung hat für Sie der Prolog in Lüttich?

Ullrich: «Ein guter Einstieg ist immer sehr positiv. Deshalb werde ich voll fahren. Aber ich glaube nicht, dass ich dabei gewinnen kann. Sich gegen die Spezialisten durchzusetzen, ist sehr schwer.»

dpa: Vor der letztjährigen Tour haben Sie gesagt, Lance Armstrong muss und Sie können gewinnen. Haben Sie Ihre Einstellung in diesem Jahr geändert?

Ullrich: «Die Situation ist ähnlich. Lance muss seinen Sieg wiederholen, um seine Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Ich muss nicht gewinnen, aber ich will Erster werden. Schließlich war ich bereits fünf Mal Zweiter.

dpa: Im April sind Sie beim Flèche Wallone entkräftet vom Rad gestiegen. War die Zeit danach für Sie stressig?

Ullrich: «Überhaupt nicht. Ich habe in Ruhe trainiert, hatte nur wenige Termine, keine Interviews. So vorzugehen, war im Nachhinein genau die richtige Entscheidung.»

dpa: Von Gewichtsproblemen kann jedenfalls nicht mehr die Rede sein. Sie wirken sehr austrainiert.

Ullrich: «Ich habe immer gesagt, dass ich bis zur Tour Idealgewicht haben werden. Das ist jetzt der Fall. Zudem habe ich noch einige Tage Zeit bis zu den schweren Bergetappen. Bis dahin werde ich mein ideales Untergewicht haben.»

dpa: Seit der Niederlage von Armstrong beim Bergzeitfahren auf der Dauphiné-Rundfahrt vor rund drei Wochen wird viel spekuliert. Wie schätzen Sie seine Form ein?

Ullrich: «Das war wieder eine gute schauspielerische Leistung von Lance. Er ist jemand, der immer auf die Minute topfit ist. Diesmal hat er seine Form anders als bisher ein bisschen später aufgebaut. Aber er wird in einem exzellenten Zustand sein.»

dpa: Alle Welt erwartet einen ähnlich packenden Zweikampf wie im Vorjahr. Gibt es weitere Kandidaten für den Gesamtsieg?

Ullrich: «Ich ziehe den Favoritenkreis größer als viele andere, die nur vom Duell Armstrong gegen Ullrich sprechen. Iban Mayo zum Beispiel hat in der bisherigen Saison starke Form gezeigt. Überhaupt ist die Tour in diesem Jahr ein wenig auf die Bergfahrer ausgerichtet.»

dpa: Die könnten Sich besonders beim 15,5 Kilometer langen Zeitfahren am 21. Juli hinauf nach L'Alpe d'Huez in Szene setzten. Viele glauben, dass an diesem Tag die Tour entschieden wird.

Ullrich: «Diese Etappe ist kurz, aber heftig. Ich bin gut vorbereitet. Die Berge in den Alpen haben wir im Vorfeld der Tour abgefahren, genau wie die Strecke für das Mannschaftszeitfahren. Jede Etappe auf der Tour ist wichtig, bei der nach L'Alpe d'Huez wird es nicht die Entscheidung geben.»

dpa: Erwarten Sie ein ähnlich knappes Ergebnis wie im Vorjahr, als zwischen Ihnen und Amstrong ganze 61 Sekunden lagen?

Ullrich: «Wie eng es sein kann, hat die Tour de Suisse bewiesen. Da habe ich mit gut einer Sekunde Vorsprung gewonnen. Man muss also bei allen Etappen um jede Sekunde kämpfen. Aber diese Tour wird in den letzten zehn Tagen entschieden. Da wird es richtig schwer.»

aufgezeichnet von Heinz Büse, dpa


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