Berlin (dpa) - Der italienische Profi Davide Rebellin scheute nicht den weitesten Umweg, um vor der eigenen Haustür an den Rad- Weltmeisterschaften teilnehmen zu können.
Der 33-Jährige musste erst mit Zweitpass Argentinier werden, um sich den einheimischen Fans am 3. Oktober in Verona unweit seines Geburtsortes San Bonifacio bei den Titelkämpfen präsentieren zu können. Der italienische Auswahltrainer Franco Ballerini zeigt Rebellin seit Sydney die Rote Karte, obwohl der Kapitän des Gerolsteiner-Teams als augenblicklicher Spitzenreiter im Weltcup nicht erst 2004 zur internationalen Extraklasse zählt.
Laut Rebellin gab es nie eine schlüssige Begründung für die Nicht- Berücksichtigungen: «Vor Sydney, der WM in Hamilton und jetzt vor Athen war ich bereit zur Abreise. Nach Sydney ist Pantani mit meinem Ticket geflogen und hat das Rennen im Trikot bestritten, in das mein Name eingestickt war.» Zumindest für die Athen-Absage könnte der Prozesstermin am 9. November der Grund sein: Rebellin soll beim «Razzia-Blitz» der Carabinieri beim Giro d'Italia 2001 abgehört worden sein, wie er codiert verbotene Substanzen verlangt haben soll. Aus ähnlichem Grund wurde auch der von der Tour de France ausgeladene Danilo di Luca nicht nach Athen mitgenommen.
Mit juristischen Konsequenzen aus dem Doping-Prozess rechnet der kleine Klassiker-Spezialist, mit einer Anwältin verheiratet, indes nicht. «Den Gerichtstermin wird mein Anwalt wahrnehmen. Ich bin davon überzeugt, dass auch dieses Gericht zu keinem anderen Ergebnis kommen kann, wie vor 18 Monaten die italienische Sportgerichtsbarkeit: Beendigung des Verfahrens, da sich die Behauptungen als abwegig erwiesen haben», meinte Rebellin.
Der Weg zur WM und die Grenzen des südamerikanischen Landes wurden Rebellin durch Mirco Rossato, den italienischen Teamchef der Argentinier, geöffnet. «Er ist mein Freund. Ich habe ihn gefragt, wie meine Chancen sind, für Argentinien an den Start zu gehen. Im Sport ist vieles möglich - und es hat geklappt mit der doppelten Staatsbürgerschaft», meinte der Spät-Übersiedler mit Wohnsitz Monaco. Seine sportlichen Meriten hätten ausgereicht, argentinischer Staatsbürger zu werden, hieß es aus Kreisen des Verbandes, der nun das «Ein-Mann-Team» Rebellin an den Start des Straßenrennens über 265 km schicken wird.
Trotzdem rechnet sich Rebellin, der auf die Tour de France verzichtete, einiges gegen die Übermacht aus. «Ich glaube auf meinem Kurs definitiv an meine Chance, obwohl die Azzurri alle gegen mich fahren werden. Ballerini wird sie schon dementsprechend einstellten», sagte Rebellin, dessen italienische Landsleute Paolo Bettini und Damiano Cunego zu den Topfavoriten gerechnet werden. Via TV versprach Rebellin den Argentiniern jedenfalls für Verona Großes - und sogar schon für Olympia 2008 in Peking.