Perugia (dpa) - Bei ihrer landesweiten Razzia hat die Polizei in Italien anscheinend einen großen Raddoping-Dealerring ausgehoben. «Zentrale Figur» sei der mit fünf weiteren Personen festgenommene Radprofi Enrico Rossi, sagten Fahnder der Gesundheitspolizei (NAS).
Insgesamt seien am 21. September 40 Objekte durchsucht und gegen 35 Personen Anzeige wegen «Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung» erstattet worden. Nach Angaben von NAS-Oberst Pierluigi Felli haben sie einen «sehr großen Dopinghandel» betrieben.
Wie die «Gazzetta dello Sport» berichtete, wurde bei Rossi ein nach italienischem Recht nicht zugelassenes Zelt zur Simulation von Höhentraining beschlagnahmt. Der 28-Jährige wurde von seinem Team Ceramiche Flamionia sofort suspendiert. Medienangaben zufolge ist der Rennstall nicht in den Dopingskandal verwickelt. Rossis Schwester Vania ist die Lebensgefährtin des Radprofis Riccardo Riccò, der wegen Dopings bei der Tour de France 2008 gesperrt worden war und erst vor wenigen Monaten in den Rennzirkus zurückkehrte.
Auslöser der Aktion mit dem Decknamen «Cobra Red» - der Spitzname von Rossi - war ein Dopingmittel-Fund im Juni. Daraufhin beobachteten die Fahnder Rossi und andere Verdächtige und schlugen nun zu. Rund 150 Beamte in 13 Provinzen des Landes beschlagnahmten nach Angaben der «Gazzetta» Anabolika, EPO, Entzündungshemmer, Stimulanzien, Wachstumshormone sowie Präparate zur Vertuschung von Doping.
Insgesamt werde nun gegen 36 Personen ermittelt, darunter 15 Amateure, zwei Sportärzte, ein Betreuer, ein Masseur, zwei Apotheker und vier Kunden von Fitness-Studios. Das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) wird ein Ermittlungsverfahren einleiten.