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Moritz Milatz (vorne) gewinnt in Albstadt. Mitte: die drei erstplatzierten des Elite-Rennens. Fotos: Armin M. Küstenbrück. Foto unten: Siegerehrung der Männer U23. Foto: Team Lexware
13.06.2010 16:31
Internationale MTB-Bundesliga: Sabine Spitz und Moritz Milatz triumphieren

Albstadt (rad-net) - Sabine Spitz und Moritz Milatz haben die Gonso Albstadt MTB Classic gewonnen. Die Olympiasiegerin gewann vor ihrer Teamkollegin Lisi Osl aus Österreich und Annika Langvad aus Dänemark. Milatz distanzierte Vorjahressieger Florian Vogel und dessen Schweizer Landsmann Lukas Flückiger. Trotz des Regenwetters fanden viele tausend Zuschauer an die Rennstrecke und sorgten für großartige Stimmung.

«Für mich war es eine Art Deja-vu-Erlebnis. Vor vier Jahren hatte auch grade die Fußball-WM begonnen als ich hier in Albstadt gewonnen habe.» Vor vier Jahren wurde Milatz an Ort und Stelle Deutscher Meister, ähnlich überraschend wie es sein Sieg beim dritten Bundesliga-Lauf der Saison war. Milatz begann abwartend und schloss erst in der zweiten Runde zu Florian Vogel auf, der sich nach einer Anfangsoffensive von Wolfram Kurschat an die Spitze gesetzt hatte. Das Duo Vogel-Milatz arbeitete dann gut zusammen und vergrößerte den Abstand auf den ebenfalls positiv überraschenden Nicola Rohrbach aus der Schweiz. «Das ging bis zur vorletzten Runde. Dann sagte mir Florian, er könne nicht mehr führen. Ich habe im Anstieg dann das Tempo ein wenig höher geschraubt und bin von ihm weg gekommen», schilderte Milatz die Entscheidung vor einem rasselnden und ultralauten Publikum, das den Freiburger den Berg regelrecht hinauf trug. «Da habe ich beinahe Gänsehaut bekommen, das Publikum war wieder Wahnsinn in Albstadt», sagte ein strahlender Milatz nach seinem insgesamt fünften Bundesliga-Sieg.

Florian Vogel war ein fairer Zweiter. «Es war mein drittes Rennen diese Woche und ich war von Anfang an über dem Limit. Ich hatte heute nicht die Beine, Moritz war heute klar stärker als ich», sagte Vogel, zollte aber auch dem Publikum seine große Anerkennung. «Diese Atmosphäre hier, das ist unglaublich, und dann noch bei so einem Wetter», sagte der WM-Dritte des vergangenen Jahres. Sein Landsmann Lukas Flückiger eroberte noch den dritten Rang, nachdem er drei Runden gebraucht hatte, um richtig in Tritt zu kommen. «Am Anfang war ich berghoch schlecht und bergrunter auch. Dann ging es langsam besser und in den letzten beiden Runden wie von selbst», sagte Flückiger, der in der vorletzten Runde Rohrbach noch von Rang drei verdrängte.

Der Deutsche Meister Wolfram Kurschat hatte mit den äußeren Bedingungen viele Probleme, zu viel. «Das war für mich zu extrem, ich konnte am Berg gar nicht Vollgas fahren, weil ich dann weg gerutscht wäre. Ich bin aber nicht enttäuscht», sagte Kurschat, der als Achter ins Ziel kam. Olympiasieger Julien Absalon hatte am Samstag seine Teilnahme abgesagt. Bei seiner schwangeren Ehefrau Emilie setzten vier Wochen zu früh die Wehen ein, so dass es der Franzose es vorzog bei der Geburt seines ersten Kindes dabei zu sein.

Sabine Spitz feierte ihren vierten Sieg in Albstadt und sie selbst hatte das alles andere als erwartet. Gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Lisi Osl hatte sie sich bereits in der ersten Runde abgesetzt und das Duo hatte gegenüber Annika Langvad bereits einen Vorsprung von 20 Sekunden heraus gefahren, als Osl wegen eines Reifendefekts in die Box musste. Die Österreicherin konnte Langvad zwar schnell wieder überholen, doch Sabine Spitz blieb für die Weltcupsiegerin des vergangenen Jahres unerreichbar.

«Das Terrain hier liegt mir eigentlich gar nicht und Regen sowieso nicht. Deshalb bin ich schon überrascht, dass ich hier gewonnen habe», sagte eine strahlende Sabine Spitz, schränkte aber ein, dass es wohl eng geworden wäre, wenn Osl den Defekt nicht gehabt hätte. Die Olympiasiegerin musste in der letzten Runde aber noch einmal um die Wiederholung ihres Vorjahressieges kämpfen. Sie selbst bekam Seitenstecher und Osl kam noch einmal bedrohlich nahe. «Ich habe noch einmal alles in die Waagschale geworfen und alle Körner mobilisiert», bekannte Spitz, die schon 2009 vor Osl gewonnen hat.

Die Tirolerin war mit ihrer Leistung trotzdem zufrieden. «Dafür, dass ich zuletzt sehr hart trainiert habe, war es ganz gut. Ich denke, ich habe trotz Defekt das Beste draus gemacht. Durch den Matsch wurde das Ganze hier noch spannender», kommentierte sie ihren zweiten Platz. Annika Langvad hatte versucht an Osl dran zu bleiben, als die wieder von hinten kam. «Dabei bin ich fast gestorben», sagte die Dänin lachend, war aber mit ihrem Auftritt sehr zufrieden. «Ich konnte die Atmosphäre wirklich genießen.» Elisabeth Brandau landete auf Rang vier. Sie zeigte im Anstieg ihre großen Qualitäten, musste die Konkurrentinnen aber in den schmierigen Downhill-Passagen ziehen lassen.

Schnellste Juniorin war an diesem Tag Helen Grobert. Die junge Dame aus Remetschwil zeigte eine fulminante Leistung und siegte vor Johanna Techt (Lindau) und vor Sophia Ries aus Dettingen/E. Beste U23-Bikerin war die Französin Julie Krasniak, die Sechste wurde und dabei fünf Sekunden vor Alexandra Engen aus Schweden lag.

Im U23-Rennen der Herren war am Ende Marcel Fleschhut vom Team Lexware Racing vorne. Fleschhut übernahm in der zweiten Runde die Regie, nachdem der Schweizer Severin Disch Defekt hatte. Während sein Teamkollege Markus Bauer kurz Probleme mit der Schaltung hatte und deshalb zurück fiel, zog Fleschhut sein Ding souverän durch. «Endlich hat es mal geklappt. Ich komme mit solchen Strecken und auch mit Regen gut zurecht», sagte Fleschhut, der vor Markus Bauer und Severin Disch gewann.

Im Junioren-Rennen der Bundesliga konnte sich der Münstertäler Julian Schelb zum ersten Mal in dieser Saison gegen den Niederländer Michiel van der Heijden durchsetzen. In der vierten von fünf Runden griff Schelb aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe an. Ein Sturz in der letzten Abfahrt brachte den Sieg zwar noch in Gefahr, doch der Schwarzwälder rettete sieben Sekunden Vorsprung ins Ziel. «Mein Ziel heute war, Michiel zu schlagen. Ich wusste, dass er solche Strecken nicht so mag», sagte Schelb. Dritter wurde der Kirchheimer Lukas Kuch, der seine Position sicher verteidigte, nachdem ihm das Duo vorne weg gefahren war.

Auch der Veranstalter zog ein positives Fazit. «Die Qualität einer Veranstaltung zeigt sich erst dann richtig, wenn schlechtes Wetter ist. Diese Prüfung haben wir heute bestanden. Da können wir in Zukunft viel ruhiger sein», meinte Stephan Salscheider von der Skyder Sportpromotion.Die überraschend große Zuschauerzahl, Schätzungen zufolge etwa 8000 Menschen am Streckenrand, und die Stimmung, die von der Menschenmenge an den Kurs gezaubert wurde, das war ein Ausweis, «dass die Veranstaltung auch bei schlechtem Wetter funktioniert», so Salscheider.

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