Manchester (rad-net) - Der Jahresbericht des britischen Rennstalls Ineos Grenadiers hat gezeigt, dass die Mannschaft 2020 trotz der weltweiten Corona-Pandemie ein Budget von 50,1 Millionen Euro halten konnte. Während Teams wie CCC oder Astana im vergangenen Jahr massive Einbußen verzeichnen mussten – und im Falle von CCC das Team auch schließen mussten –, ist das Budget von Ineos Grenadiers damit gerade einmal um 700.000 Euro geschrumpft.
Zunächst waren im vergangenen Jahr noch Sorgen um das Etat der Mannschaft aufgekommen, nachdem das Ineos-Schwesterunternehmen Petroineos mit dem starken Abfall der Ölpreise um ein großes Darlehen bitten musste. Doch das Budget der Mannschaft scheint durch diese Schwierigkeiten unberührt geblieben zu sein und überstieg sogar die operativen Kosten des Geschäfts, die sich auf 49,966 Millionen Euro beliefen, trotz der Reduzierung des Rennkalender auf 115 statt 181 Renntage.
Mit diesen Zahlen scheint Ineos Grenadiers über das größte Budget des Radsports zu verfügen, das traditionell größtenteils durch Sponsorengelder zustande kommt. 2019 stieg der Etat der Mannschaft von 42,9 auf 50,8 Millionen Euro, nachdem Ineos das Team von Sky übernahm. Davon flossen rund 46,374 Millionen Euro Finanzmittel und 3,733 Millionen Euro in Form von Ausrüstung und anderen Produkten in die Mannschaft.
2017 lag das Budget der Mannschaft noch bei 39,4 Millionen Euro als Chris Froome die Tour de France und Vuelta a España gewann und Ineos Grenadiers von der UCI als beste Mannschaft der Saison geehrt wurde. Doch obwohl sicherlich eine stark positive Korrelation zwischen Budget und Mannschaftserfolgen besteht, ist das Etat der Mannschaft nicht der einzige Erfolgsindikator. Trotz immer weiter steigendem Budget wurde Ineos 2018 zunächst von Deceuninck-Quick Step als beste Mannschaft abgelöst, bevor es 2019, nach einer Umstellung des Bewertungssystems der UCI, sogar nur noch zum fünften Platz reichte.
Dass ein hohes Budget nicht automatisch zu den meistern Siegen führt, zeigten auch die Zahlen von 2020. Seit 2014 konnte Ineos Grenadiers im vergangenen Jahr erstmals die Tour de France nicht für sich entscheiden und verbuchte zeitgleich auch nicht die meisten Siege der Saison. Stattdessen standen die Fahrer von Deceuninck-Quick Step mit 40 Siegen rund doppelt so oft auf der obersten Stufe des Siegertreppchens, obwohl die Mannschaft mit einem Budget haushalten musste, das weniger als halb so groß, wie das von Ineos Grenadiers war.
In der laufenden Saison steht der britische Rennstall mit 28 Siegen aktuell wieder ganz oben im Ranking der UCI. Die Mannschaft gewann mit Egan Bernal den Giro d'Italia, mit Geraint Thomas die Tour de Romandie, mit Richard Carapaz die Tour de Suisse, sowie das Critérium du Dauphiné mit Richie Porte. Bei der laufenden Tour de France belegt Carapaz zurzeit den dritten Rang im Gesamtklassement.