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Hoffen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung im Teamsprint (v. li.): Pauline Grabosch, Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich. Foto: BDR
11.10.2022 15:24
Hohe Erwartungen bei der Bahn-WM

Saint-Quentin-en-Yvelines (rad-net) - Nach den Erfolgen bei der Europameisterschaft in München, wo es für die Deutschen achtmal Gold gab, sind die Erwartungen an die Athletinnen und Athleten des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei der am morgigen Mittwoch beginnenden Bahn-Weltmeisterschaft in Saint-Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris hoch.

«Das Niveau bei einer Weltmeisterschaft ist ein anderes als bei kontinentalen Titelkämpfen», sagt Sprint-Bundestrainer Jan van Eijden. In München gewannen die Sprinterinnen des BDR alle Titel: Emma Hinze wurde Europameisterin im Sprint und 500-Meter-Zeitfahren; Lea Sophie Friedrich gewann Gold Keirin und gemeinsam mit Pauline Grabosch fuhr das Duo auch im Teamsprint ins Regenbogentrikot. Maximilian Dörnbach holte außerdem Silber im Keirin und Bronze im Zeitfahren.

«In Paris treffen wir auf einige starke außereuropäische Nationen wie Australien, Kolumbien und China, außerdem werden die europäischen Föderationen noch stärker auftreten als in München», glaubt Van Eijden. Der Pfälzer ist zuversichtlich, dass die Frauen wieder in allen Disziplinen um die Titel fahren werden. Letztes Jahr in Roubaix gingen auch sämtliche Titel an die Sprinterinnen des BDR. Neben dem Teamsprint gewannen Friedrich im Keirin und 500-Meter-Zeitfahren und Hinze im Sprint. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Das weiß Van Eijden, der sein Team in Frankfurt an der Oder auf die Weltmeisterschaften vorbereitet hat.

«Ich wäre nicht zufrieden, nur mit einer Bronzemedaille nach Hause zu fahren. Aber ein Erfolg bei einer WM ist nicht selbstverständlich, sondern harte Arbeit», macht die fünffache Weltmeisterin Emma Hinze deutlich. «Im Training lief es in den letzten Wochen gut, und ich hoffe, meine Leistungen abrufen zu können», so die Cottbuserin. Teamkollegin Lea Friedrich konnte ihr Potential sogar noch steigern. «Nun bleibt abzuwarten, wie sich das bei der WM auswirkt», sagt sie und gibt aber auch zu bedenken, dass die Bahn in Paris sehr steil ist. «Da muss man etwas anders fahren, als sonst.» Friedrich hofft auf eine erfolgreiche WM: «Es wäre schön, einen Titel zu verteidigen. Wichtig ist aber auch, dass wir Spaß haben.»

Im Männerbereich sind die Erfolgsaussichten geringer. Im Teamsprint ist das Ziel ins Kleine Finale zu kommen. «Wir wollen unser Leistungspotential umsetzen und stabiler werden», lautet die Zielsetzung Van Eijdens. Mit Maximilian Dörnbach, Marc Jurczyk, Nick Schröder und dem wieder genesenen Stefan Bötticher reist der Bundestrainer nach Paris. «Stefan ist auf dem richtigen Weg, auch wenn er immer noch Probleme mit der Schulter hat», berichtet Van Eijden. Wegen seiner beim Weltcup in Cali erlittenen Sturzverletzung sei ein langes und kontinuierliches Aufbautraining in den letzten Wochen nicht möglich gewesen. «Das macht sich bei diesem Niveau natürlich bemerkbar.»

Neben den starken Niederländern sieht Van Eijden auch in den Franzosen um Sébastien Vigier die größten Konkurrenten. Sie wollen in Paris ihren Heimvorteil nutzen.

Im Ausdauerbereich der Frauen beginnt das «Jahr 1» nach Lisa Brennauer. Die Olympiasiegerin hatte maßgeblichen Anteil am Aufstieg der deutschen Verfolgerinnen, der im letzten Jahr im Olympiasieg des Vierers gipfelte. In Paris fehlt aber nicht nur Brennauer, sondern auch Laura Süßemilch, die im letzten Jahr bei WM und EM am Start war und mit dem Vierer Gold gewann. Die 25-Jährige stürzte bei der Tour de France der Frauen schwer, brach sich drei Wirbel und erlitt einen Bruch am Hinterkopf. Sie befindet sich zwar auf dem Wege der Besserung, aber einsatzbereit ist sie noch nicht. Auch Lisa Klein, die ihre Saison schon beendet hat, ist nicht dabei.

So stehen nur zwei Fahrerinnen des Olympiavierers, Doppel-Europameisterin Mieke Kröger und Franziska Brauße Paris zur Verfügung. Die beiden freien Startplätze bekommen Lena Charlotte Reißner, die letztes Jahr bei der EM schon erfolgreich im Vierer eingesetzt wurde, und Lana Eberle. Für die Einzeldisziplinen setzt Bundestrainer André Korff vor allem auf Lea Lin Teutenberg, die sich bei der letzten Europameisterschaft noch einmal steigern konnte.

Nach dem plötzlichen Rücktritt von Domenic Weinstein setzt Bundestrainer Tim Zühlke in der Mannschaftsverfolgung auf Tobias Buck-Gramcko, Nicolas Heinrich, Theo Reinhardt, Leon Rohde und Ersatzmann Benjamin Boos. «Eine Zeit unter 3:50 Minuten ist das Ziel», gibt Zühlke die Marschrichtung vor. «Wichtig ist, den Anschluss an die Weltspitze zu halten», sagt der Erfurter und rechnet damit, dass Italien und Frankreich bei der WM dominieren werden. Auch die Australier und die Dänen gilt es zu beachten.

Theo Reinhardt sei seit den Europameisterschaften in München noch stärker geworden, urteilt Zühlke und sieht den Berliner wieder im Zweiermannschaftsfahren und Ausscheidungsfahren auf Medaillenkurs. Im Zweiermannschaftsfahren geht er mit Stammpartner Roger Kluge ins Rennen. Das Duo hat schon zwei WM-Titel errungen und ist amtierender Europameister und damit einer der Favoriten in dieser Disziplin.

Möglicherweise wird Reinhardt auch in der Einerverfolgung starten, weil der BDR dort drei Startplätze bekommt, da Europameister Nicolas Heinrich persönliches Startrecht hat. Der Zwickauer soll es in Paris ins Kleine Finale schaffen. Auch Moritz Malcharek, Silbermedaillengewinner im Scratch von München, ist eine Medaille zuzutrauen. Tim Torn Teutenberg, der in München nicht am Start war, wird im Omnium eingesetzt. «In allen Disziplinen wollen wir in die Top-Fünf fahren», hofft Zühlke auf ein erfolgreiches Abschneiden in Paris.

Die Weltmeisterschaften im Velodrom National von Saint-Quentin-en-Yvelines sind außerdem ein wichtiger Testlauf für die Olympischen Spiele in zwei Jahren an gleicher Stelle.

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