Amsterdam (rad-net) - Nach der Ankündigung seiner Mannschaft Jumbo-Visma, dass Dylan Groenewegen beim Giro d'Italia ins Renngeschehen zurückkehren werde, hat sich auch der Fahrer zu seinem Comeback am 8. Mai in Turin geäußert. Der Niederländer fühle sich nach seiner neunmonatigen Suspendierung physisch fit, aber er habe auch Respekt vor den emotionalen Reaktionen auf seine Rückkehr ins Peloton.
«Einige Menschen werden gut auf mein Comeback reagieren, andere könnten es schwierig finden, dass ich den Giro fahre», prognostizierte Groenewegen die Reaktionen auf seinen Start bei der Italien-Rundfahrt im Gespräch mit «Sporza». Insgesamt werde er aber alle Emotionen bezüglich seiner Person akzeptieren und hoffe, mental mit der möglichen Kritik umgehen zu können: «Ich habe in den vergangenen Wochen hart trainiert, also ist mein Level ziemlich gut. Die einzige Frage ist, wie ich mich mental im Rennen fühlen werde.»
Groenewegen war vergangenen November von der UCI mit einer neunmonatigen Sperre bestraft worden, die sich auf sein Verhalten bei der Tour de Pologne im August zuvor bezog. Hier hatte der Fahrer einen schweren Sturz seines Kontrahenten Fabio Jakobsen (Deceuninck-Quick Step) verursacht, als er bei dem Schlusssprint in Kattowitz seine Fahrtlinie verließ. Damit drängte er Jakobsen von dessen Linie ab, woraufhin der Niederländer in die Seitenbarrieren krachte, die unter dem Aufprall nachgaben. Während Jakobsen daraufhin mit lebensbedrohlichen Verletzungen zunächst ins Krankenhaus gebracht und anschließend in ein künstliches Koma versetzt wurde, erhielt Groenewegen ein Disziplinarverfahren, das in der Suspendierung vom Renngeschehen für neun Monate resultierte.
Der Niederländer entschuldigte sich damals schnell und öffentlich für sein Fehlverhalten und versendete auch persönliche Nachrichten und Genesungswünsche an Jakobsen, die aber lange unbeantwortet blieben. Erst als er eine Nachricht an den Vater des Fahrers schrieb, habe er eine Antwort erhalten, die letztendlich sogar in einem persönlichen Gespräch endete, in dem sich beide Profis jetzt aussprechen konnten.
«Ich habe Fabios Vater aus Interesse eine Nachricht geschickt und eine sehr freundliche Antwort erhalten. Das fand ich ziemlich bewundernswert», berichtete Groenewegen von dem schriftlichen Austausch. Kurz darauf sei dann ein persönliches Treffen zwischen den Fahrern organisiert worden: «Wir saßen uns in einem kleinen Raum in Amsterdam gegenüber. Dabei konnten wir beide unsere Herzen ein wenig erleichtern. Es war ein schönes Gespräch, aber den Inhalt möchte ich gerne für mich behalten.»
Für die kommenden Wochen sieht sich Groenewegen gewappnet. Mit Hilfe psychologischer Unterstützung – diese resultierte aus Morddrohungen und Polizeischutz Anfang des Jahres – sehe er sich in der Lage, jegliche Emotionen, die auf ihn zukommen könnten, anzunehmen: «Ich werde jedermanns Gefühle akzeptieren. Es kann sowieso nicht schlimmer werden als in den vergangenen Monaten. Ich habe viel mit meinem Psychologen gesprochen. Ich bin auf die negativen Reaktionen vorbereitet.»