Turin (rad-net/dpa) - Zum Auftakt des Giro d'Italia ist Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Der Zeitfahr-Weltmeister gewann die erste Etappe in Form eines Einzelzeitfahrens und fuhr damit auch ins Rosa Trikot. Max Walscheid (Qhubeka-Assos) wurde guter Achter.
Ganna, der im Vorjahr schon alle drei Zeitfahren beim Giro gewonnen hatte, legte die 8,6 Kilometer in Turin in 8:47 Minuten zurück und war damit zehn beziehungsweise 13 Sekunden schneller als die beiden Jumbo-Visma-Profis Edoardo Affini und Tobias Foss auf den Plätzen zwei und drei. «Endlich bin ich wieder Zeitfahrsieger. Es ist lange her. Ich bin sehr glücklich», sagte Ganna nach seinem Triumph und spielte damit auf seine Niederlagen zuletzt bei Tirreno-Adriatico und der Tour de Romandie an, nachdem er zuvor acht Zeitfahrsiege in Folge eingefahren hatte. «Ich hoffe, dass ich mich bis morgen gut erholen kann, denn dies ist nur der Start des Giro. Ich fühlte mich nicht bereit für dieses Rennen. Meine Moral war nach der Tour de Romandie nicht besonders gut. Jetzt ist sie wieder da!» Walscheid belegte mit 19 Sekunden Rückstand und damit zeitgleich mit Remco Evenepoel (Deceuninck-Quick Step) den achten Rang.
Emanuel Buchmann startete schon fast erwartungsgemäß mit einem Handicap in die 104. Auflage der Italien-Rundfahrt. Der Hoffnungsträger auf die erste deutsche Podiumsplatzierung in der Geschichte der Rundfahrt verlor 55 Sekunden auf Ganna und belegte damit nur den 104. Platz. Im Vergleich zu seinen Rivalen im Gesamtklassement verlor Buchmann zwar auch einige Sekunden, aber nicht übermäßig viel. So kam Simon Yates (BikeExchange) den 37. Platz mit 38 Sekunden Rückstand, Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wurde 40. mit 39 Sekunden Rückstand, der Vorjahreszweite Jai Hindley wies als 73. 46 Sekunden Rückstand auf und Mikel Landa fuhr mit einem Abstand von 49 Sekunden zum Sieger auf Rang 77. «Ich glaube, es war ein solider Start in den Giro. Ich habe mich nicht besonders gut gefühlt, aber auch gar nicht so schlecht. Ich glaube, man konnte heute den Giro nicht unbedingt verlieren, und es gibt noch viele schwierigere Etappen vor uns. Ich freue mich auf die nächsten drei Wochen hier in Italien», so Buchmann nach der ersten Etappe.
Dahingegen wurde Remco Evenepoel (Deceuninck-Quick Step) nach fast neun Monaten Rennpause bei seinem Comeback Siebter. Allerdings bleibt bei ihm genauso wie bei Vincenzo Nibali (Trek-Segafredo), der sich kurz vor der dreiwöchigen Landesrundfahrt das Handgelenk gebrochen hatte, abzuwarten, wie sie nach ihrer Renn- und Verletzungspause zurechtkommen.
Buchmann, der 2019 bei der Tour de France Gesamtvierter war, will bei der Italien-Rundfahrt als erster Deutscher auf das Podest. Das Profil kommt dem Kletterspezialisten entgegen. Mehr als 47.000 Höhenmeter sind auf der 3479,9 Kilometer langen Route von Turin nach Mailand zurückzulegen. «Ich weiß, dass ich es drauf habe, auf das Podium zu fahren. Und wenn man das kann, ist der Sieg meistens nicht weit weg», sagte der Ravensburger vor dem Start. Buchmann fühlt sich bereit für den großen Coup: «Ich bin auf den Punkt fit. Wir sind genau da, wo wir zum Start des Giro sein wollten.» Die Form sei ähnlich gut, wenn nicht sogar besser als bei der Tour de France vor zwei Jahren. Damals war Buchmann auf Platz vier gefahren.
Beim Giro vollzieht der Radsport auch ein Stück weit die Rückkehr zur Normalität. Zuschauer waren in Turin an der Strecke zugelassen, wenn auch mit Maske und Abstand. In Italien hatte es zuletzt bereits Lockerungen gegeben, wenngleich die Inzidenzwerte auf dem Niveau von Deutschland liegen.
Am Sonntag könnten erstmal die Sprinter zum Zug kommen. Das zweite Teilstück über 179 Kilometer von Stupinigi nach Novara führt über flaches Terrain.