Wevelgem (rad-net/dpa) - Biniam Girmay hat Gent-Wevelgem gewonnen und damit für eine kleine Überraschung gesorgt. Aus einer vierköpfigen Spitzengruppe konnte der Profi von Intermarche-Wanty-Gobert als erster Eritreer einen Klassikersieg feiern.
Nach 30 Kilometern hatte sich eine siebenköpfige Gruppe gelöst, zu der unter anderem Nikias Arndt (DSM) gehörte. Schnell hatten sie fünf Minuten Vorsprung aufs Peloton, in dem Jumbo-Visma das Tempo machte. Im Vorfeld von De Moeren wurde es dort etwas nervös, aber der Wind spielte keine nennenswerte Rolle und so gab es keine Windstaffeln. Mehr als 100 Kilometer vor dem Ziel, im Vorfeld des ersten Anstiegs des Tages, herrschte erneut Chaos. Dabei kam es auf einer schmalen Straße zu einem Sturz, an dem mehrere Favoriten beteiligt waren. So war das Feld bereits 80 Kilometer vor dem Ziel erheblich ausgedünnt. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, ehe die Ausreißer eingeholt worden waren.
Danach versuchten die Favoriten wie Wout van Aert (Jumbo-Visma), Mads Pedersen (Trek-Segafredo), Asgreen und Mailand-San-Remo Gewinner Matej Mohoric (Bahrain-Victorious) immer wieder eine Entscheidung herbeizuführen. Doch weder am Kemmelberg, noch am Baneberg konnten Unterschiede gemacht werden.
Auf den flachen Kilometern in Richtung Wevelgem gelang es aber Girmay, Christophe Laporte (Jumbo-Visma), Jasper Stuyven (Trek-Segafredo und Dries van Gestel (TotalEnergies) davonzufahren. Rasmus Tiller (Uno-X) und Van Avermaet konterten, kamen aber nicht näher und auch dem Rest der Verfolger gelang es nicht mehr, den Anschluss herzustellen. Ab vier Kilometer vor dem Ziel begannen die vier Fahrer vorne zu pokern. Laporte musste den Sprint von vorne fahren, aber es war Girmay, der den Sprint eröffnete. Der 21-Jährige zog durch und verwies Laporte und Stuyven auf die Plätze zwei und drei.
«Das ist unglaublich. Das habe ich nicht erwartet, so ein Rennen zu gewinnen», sagte Girmay nach seinem Coup und sieht eine große Zukunft für den afrikanischen Radsport: «Es wird sich eine Menge ändern. Wir werden eine rosige Zukunft haben.»
Girmay hatte im vergangenen Jahr bereits bei der WM Geschichte geschrieben, als er bei seinem zweiten Platz im U23-Rennen aufs Podium gefahren war. Der 21-Jährige war über das Entwicklungsprogramm des Weltverbandes UCI in den Profiradsport gekommen. Mitte des vergangenen Jahres folgte schließlich der Wechsel in die WorldTour zum belgischen Team Intermarché-Wanty Gobert.
In diesem Jahr startete Girmay dann richtig durch. Auf Mallorca gewann er das Rennen in Alcudia. Es folgten starke Auftritte bei Mailand-Sanremo (10.) und dem E3-Preis (5.). Bei der Flandern-Rundfahrt will er nächstes Wochenende aber nicht starten. «Ich vermisse meine Frau, meine Tochter. Ich will erstmal wieder nach Hause.»