Chiroubles (rad-net) - Philippe Gilbert will am kommenden Samstag bei Mailand-San Remo gewinnen, um das Rennen als letztes fehlendes Monument in seine Erfolgsliste aufzunehmen und damit in den auserwählten Kreis der Fahrer aufzusteigen, die alle fünf Monumente des Radsports für sich entscheiden konnten. Der Belgier erklärte, dass er optimistisch sei, am Samstag sein Ziel zu erreichen, da er zurzeit in guter Verfassung sei.
Gilbert war Anfang Februar beim Étoile de Bessèges bereits stark in die Saison gestartet, als er seinem Teamkameraden Tim Wellens über die fünf Etappen zum Gesamtsieg verhalf. Dabei war die Art des Comebacks des 38-Jährigen bis dahin eine Überraschung geblieben, nachdem er sich im August zuvor noch bei der Auftaktetappe der Tour de France die Kniescheibe gebrochen hatte, aus dem Rennen ausgeschieden war und Anfang Oktober seine Saison dann frühzeitig beenden musste.
Über die Winterpause hat sich der Fahrer von Lotto Soudal seine Form anschließend zurückerarbeitet, wie er nach dem Étoile de Bessèges auch vergangene Woche bei Paris-Nizza unter Beweis stellte. Das «Rennen zur Sonne» war in den ersten Etappen noch ruhiger verlaufen als Gilbert es erhofft hatte, doch ab der vierten Etappe zog das Tempo an, was der Belgier begrüßte. «Man wird immer besser, wenn man hart fährt. Das gilt für das Training und die Rennen. Ich fahre immer hart, weil das der einzige Weg ist, stärker zu werden, und das war an den ersten Tagen nicht der Fall», berichtete Gilbert vor der vierten Etappe bei Paris-Nizza.
Mit der Tempoverschärfung hielt Gilbert anschließend Wort, als er sein Limit pushte und schließlich sieben Minuten hinter Etappensieger Roglic ins Ziel kam. Mit Blick auf Mailand-San Remo und die harte Konkurrenz, die ihn dort erwartet, hoffte der Fahrer darauf, etwas mehr Stärke aus Paris-Nizza mitzunehmen. «Es ist immer schön, ihnen beim Rennen zuzusehen. Ich mag die Art, wie sie fahren, aggressiv zu sein. Ich fahre schon seit Jahren so und ich mag die Tatsache, dass sie das auch tun», erklärte Gilbert in Hinsicht auf Mathieu van der Poel, Wout van Aert und Julian Alaphilippe, die am kommenden Samstag als Favoriten in Italien starten.
Besonders Van der Poel sei in einer Topverfassung und deshalb schwierig zu schlagen, doch Gilbert zeigte sich zuversichtlich: «Ich bin ehrlich gesagt glücklich mit der Form, die ich jetzt habe, denn vor zwei oder drei Monaten war ich noch weit davon entfernt, wo ich jetzt bin. Ich habe hart gearbeitet und ich komme zurück auf mein bestes Niveau. Ich weiß nicht, ob ich [in San Remo, Anm. d. Red.] bei 100 Prozent sein werde, aber ich werde gut sein.»
Insgesamt sei ihm aber bewusst, dass Mailand-San Remo vom Profil und den Anforderungen her zwar der einfachste Klassiker, aber auch der schwierigste zum Gewinnen sei. Zudem spiele mit seinem bereits hohen Alter auch die Zeit gegen ihn, mit einem Sieg bei diesem Monument in den Siegerkreis um Eddy Merckx, Rik van Looy und Roger De Vlaeminck aufgenommen zu werden, denen bislang als Einzigen der Sieg bei allen fünf Monumente gelang. «Ich weiß, es ist nicht einfach und es wird jedes Jahr schlimmer, weil mehr Fahrer durchkommen und die Konkurrenz größer ist», erklärte Gilbert die Lage um Mailand-San Remo weiter. «Selbst ein guter Amateurfahrer kann Mailand-San Remo beenden, denn es ist wirklich nicht schwer, es zu beenden. Aber es zu gewinnen, selbst unter die Top Ten zu kommen, ist wirklich schwer, denn es gibt so viele Fahrer, die gewinnen wollen, dass es im Finale richtig hektisch wird. [...] Es liegt also an uns, unsere Pläne umzusetzen und das werden wir.»