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Jan Ullrich schreibt in Erfurt Autogramme.
14.08.2005 20:08
Geschwächter Ullrich - Grabsch kritisiert BDR

Erfurt (dpa) - Der erkältete Jan Ullrich rollte bei der Generalprobe für die Deutschland-Tour frustriert und ohne Kommentar zum vorzeitigen Duschen ins Hotel. Bei Bert Grabsch entlud sich der Frust dagegen im unwiderstehlichen Zielspurt.

Zwei Tage nach der Nichtberücksichtigung für das deutsche WM-Aufgebot gewann der 30 Jahre alte aus Wittenberg stammende und in der Schweiz lebende Rad-Profi die 80. Auflage des ältesten noch gefahrenen deutschen Radklassikers. Nach 183,9 Kilometer der Hainleite-Rundfahrt verwies der für das Schweizer Phonak-Team fahrende Grabsch Lokalmatador Thomas Ziegler (Erfurt/Gerolsteiner) um zwei Sekunden auf den zweiten Platz. Dritter wurde der holländische Meister Leon van Bon (+ 22 Sekunden) vor dem Österreicher René Haselbacher (+ 26).

Jan Ullrich hingegen sah das Ziel nicht. Da das Hauptfeld erst 22 Minuten nach der anfangs 19-köpfigen Spitzengruppe bei der fünf Mal zu fahrenden 7,4 km langen Schlussrunde in Erfurt eintrudelte, nahm die Jury die Fahrer der Hauptgruppe vorzeitig und ohne Platzierung nach 145 gefahrenen Kilometern aus dem Rennen. «Schade für die Zuschauer, doch nach dem zweiminütigen Stopp an einer Bahnschranke war die Luft für die Hauptgruppe raus. Für sie war es auf den letzten 60 Kilometern nur noch besseres Training. Vorn sind sie einfach zu schnell gefahren. Da gab es keine Chance mehr für die Verfolger», sagte T-Mobile-Teamchef Mario Kummer.

Bis zum unfreiwilligen Aufenthalt schien der Rückstand der Verfolger mit 4:45 Minuten nicht unaufholbar. Bis dahin war Kummer auch mit Ullrichs Vorstellung trotz der leichten Erkältung zufrieden. «Jan ist wie geplant gut im Feld mitgerollt», bemerkte Kummer. Dass allerdings von Beginn an sehr hohes Tempo gefahren wurde und im Kantenwind das Feld zerriss, brachte seinen taktischen Plan durcheinander.

Im Gegensatz zu Ullrich betrieb der für das Schweizer Phonak-Team fahrende Bert Grabsch mit seinem ersten Sieg seit drei Jahren beste Frustbewältigung. «Ich war stocksauer, als ich erfahren habe, dass ich nicht zum WM-Aufgebot gehöre. Das liegt bestimmt daran, dass ich für ein ausländisches Team fahre. Da geht man in den deutschen Medien unter, auch wenn man prima Helferdienste leistet», kritisierte der 30 Jahre alte Tagessieger. Dabei fühlt sich Grabsch, der nach der Heirat mit einer Thüringerin aus Ballstedt im vergangenen Jahr öfter auf Teilen des Hainleite-Kurses trainiert, bestens in Form. Grabsch: «Bereits vor einer Woche in Hamburg war ich in der Spitzengruppe dabei und am Ende bester Deutscher, was aber offensichtlich niemand beim Bund Deutscher Radfahrer interessiert. Man hat nicht Mal mit mir gesprochen.»


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