Büttgen (rad-net) - Das Flüchtlingsdrama in Europa zieht immer weitere Bahnen. Nun gibt es auch Planungen, im Sportforum Kaarst-Büttgen rund 150 Flüchtlinge unterzubringen. Der Präsident des Radsportverbandes Nordrhein-Westfalen, Toni Kirsch, sieht durch die geplante Unterbringung der Flüchtlinge auf der Radrennbahn jedoch den Radsport und den Stützpunkt NRW gefährdet.
In Deutschland gibt es nur zwei geschlossene Radrennbahnen mit olympischen Normen, die ganzjährig als Trainingsstützpunkt genutzt werden können, dies sind Büttgen und Frankfurt/Oder. Ein Stützpunkt würde also dadurch wegfallen.
«Wir haben natürlich Verständnis für die Stadt Kaarst, die zeitlich eng befristet und als Notlösung auch auf Sporthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen zugreifen muss», aber es habe laut Kirsch weitreichende Konsequenzen.
«Nationalteams, Weltmeister- und Olympiasieger bereiten sich auf der Radrennbahn im Sportforum Kaarst auf Weltcups, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele vor. Dies gerade im vorolympischen Jahr, in dem die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro im Vordergrund steht», so Toni Kirsch gegenüber rad-net. «Nicht nur unsere Olympiakandidaten aus NRW, Mieke Kröger, Lucas Liß und Nils Schomber bereiten sich in Büttgen vor, auch Miriam Welte ist des Öfteren zu Gast.»
«Die Bahn ist für alle westlichen Bundesländer sehr von Bedeutung. Sollte die Halle nicht mehr für den Sport zur Verfügung stehen, hätte das für den Bahnradsport und auch für die Nachwuchsförderung existenzielle Auswirkungen», ist sich auch Patrick Moster, Sportdirektor des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), im Gespräch mit rad-net sicher.
Aber nicht nur die Olympiavorbereitung und die Nachwuchsarbeit sieht Kirsch in Gefahr, sondern auch «die zukünftige Förderung durch das Land NRW». Denn wenn die Radrennbahn keinen Stützpunkt für die Olympiavorbereitung bieten kann, fließen auch keine Fördergelder an den Radsportverband NRW. Und auch die Radrennbahn, denn es ist fraglich, «ob eine Nutzung einer hochempfindlichen Holzbahn durch den organisierten Radsport, nach einer Fremdnutzung überhaupt noch möglich ist», so Kirsch.
Die Stadt Kaarst hat eine Anforderungsliste zur Unterbringung der Flüchtlinge ausgearbeitet und dabei festgestellt, dass das Sportforum am besten geeignet wäre, weist aber auch darauf hin, dass man noch gar nicht wisse, wann oder ob überhaupt Flüchtlinge der Stadt zugewiesen werden. So wäre laut Aussagen der Stadt auch der Zeitpunkt ausschlaggebend, wo die potentiellen Flüchtlinge untergebracht werden: Sollten diese vor dem Bundesschützenfest in Büttgen (18. bis 20. September) kommen, würde man sie in einer Sporthalle unterbringen, kommen sie danach wäre das Sportforum wohl der geplante Unterbringungsort.
«Wir wollen aber auf die Sportvereine auch Rücksicht nehmen», so die Stadt gegenüber rad-net, was nicht nur das Sportforum, sondern auch alle anderen Sporthallen betreffe. Neben den Bahnradsportlern finden im Sportforum auch Radball, Kunstradfahren, Skater Hockey, Volleyball, Basketball, Handball und einige weitere Sportarten eine Heimat.