Frankfurt/Main (dpa) - Der ehemalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hat nach dem tragischen Todesfall von Gino Mäder massive Kritik an den aus seiner Sicht unveränderten Sicherheitsstandards im Profi-Radsport geübt.
«So wie ich es sehe, ist relativ wenig passiert. Gefühlt fahren wir immer noch mit demselben Standard rum wie zum Start meiner Karriere. Ich habe versucht, viel herbeizuführen, da ist aber relativ wenig bis gar nichts passiert», sagte der 38 Jahre alte Martin der Deutschen Presse-Agentur vor dem Start der Tour de France an diesem Samstag. Der ehemalige Jumbo-Visma-Profi beendete im Herbst 2021 seine Karriere.
Mäder war vor eineinhalb Wochen bei der Tour de Suisse auf der Abfahrt vom Albula-Pass zum Zielort La Punt auf den letzten Kilometern der fünften Etappe mit hohem Tempo in eine Schlucht gestürzt und musste reanimiert werden. Einen Tag später starb der schwer verletzte Schweizer im Krankenhaus.
Grundsätzlicer Umgang kritikwürdig
Für Martin ist der grundsätzliche Umgang mit der Sicherheit kritikwürdig. «Das finde ich extrem schade, dass ein Verband nicht seine Fahrer schützt und man nicht alles dafür tut, die Fahrer sicher von a nach b zu bringen. Radsport ohne Stürze und schwere Verletzungen wird es nicht geben, aber man kann schon viele Gegenmaßnahmen unternehmen», sagte der frühere Zeitfahr-Spezialist, der aktuell ein Kinder-Fahrrad mit Marcel Kittel entwickelt.
Einen Verantwortlichen hat Martin klar ausgemacht. «Aus meiner Sicht ist in der ersten Verantwortung der Weltverband, der da gewisse Standards vorgeben muss. Er muss die Vorgaben geben und Organisatoren müssen dem einfach folgen», sagte der Routinier, der 2020 mal eine Etappe der Tour eigenhändig entschärfte, in dem er sich an die Spitze des Hauptfeldes setzte und von vorne zu gemächlichem Tempo aufrief. Zuvor war es zu einem Sturzfestival gekommen.