Chur/Münster (dpa) - Der ehemalige Radprofi Fabian Wegmann hat die Organisatoren der Tour de Suisse nach dem tödlichen Sturz des Radprofis Gino Mäder in Schutz genommen.
«Man kann als Veranstalter so eine lange Strecke nicht komplett absichern und jeden Pass mit Fangzäunen absichern, dass ein Fahrer nicht von der Straße abkommen kann. Das ist zeitlich und finanziell nicht machbar», sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der 42-Jährige unterstützt als Sportchef die Planungen für die Strecken der Deutschland-Tour. Wegmann sei «fix und fertig» gewesen, als er die traurige Nachricht bekommen hatte. «Es ist eine Katastrophe», sagte er.
Am Donnerstag war der 26 Jahre alte Mäder auf der Abfahrt vom Albula-Pass zum Zielort La Punt auf den letzten Kilometern der fünften Etappe mit hohem Tempo in eine Schlucht gestürzt und musste reanimiert werden. Einen Tag später starb der schwer verletzte Schweizer im Krankenhaus. Die eigentlich geplante sechste Etappe wurde abgesagt, stattdessen erinnerten die Profis bei einer Gedenkfahrt an ihren Kollegen. Am späten Freitagabend teilte die Rennleitung mit, dass die Rundfahrt auch in Absprache mit Mäders Familie sowie den Teams und Fahrern fortgesetzt wird.
«Der Veranstalter hat diese Etappe schon ganz oft so ausgerichtet. Man kann nicht einfach sagen, dass jetzt nur der Veranstalter in der Pflicht ist. Das war ein Fahrfehler, nachdem was ich mitbekommen habe», sagte Wegmann. Der gebürtige Münsteraner, der in seiner aktiven Zeit zweimal den Klassiker Eschborn-Frankfurt gewann und die Strecke in der Schweiz selbst befuhr, schlug vor: «Man muss vielleicht zukünftig schauen, dass Abfahrten nicht so kurz vor dem Ziel gemacht werden.»
Bei dieser Abfahrt würden Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde erreicht. «Das ist gefährlich. Da denkt man als Rennfahrer nicht immer dran, es ist aber immer präsent. Ich gehe davon aus, dass Gino die Abfahrt schon mal gefahren ist. Er ist weder um einen Etappensieg noch um die Gesamtwertung gefahren. Es bestand nicht der Druck, dass er 100 Prozent Risiko eingehen muss», fügte Wegmann hinzu.
Weltmeister Remco Evenepoel aus Belgien kritisierte die Streckenführung der Organisatoren. Es sei keine schlaue Idee gewesen, das Ziel einer solchen Etappe nach einer Abfahrt zu platzieren, sagte der 23-Jährige nach Angaben der Schweizer Zeitung «Blick». «Aber man braucht offenbar immer noch mehr Spektakel. Es muss wohl einfach etwas passieren, damit man reagiert», sagte Evenepoel.
Wegmann plant derzeit intensiv die Strecke der Ende August beginnenden Deutschland-Tour. Auch wenn die Abfahrten dort nicht mit der Tour de Suisse verglichen werden könnten, sei die Sicherheit von höchster Priorität. Wegmann arbeitet dafür mit einem gängigen norwegischen Sicherheitssystem, das beim Schutz der Profis auf der Strecke helfen soll.