Akko (rad-net) - Mit ihrem dritten Etappensieg sind Georg Egger und Max Brandl
auf dem besten Weg beim Migdal Epic Israel ihren Vorjahres-Sieg zu wiederholen.
Nach einem Defekt starteten sie eine beeindruckende Aufholjagd, die mit 52
Sekunden Vorsprung auf die Kanadier Peter Disera und Andrew L’Esperance endete.
Auf die Tagesdritten Karl Markt und Gregor Raggl bauten die beiden Deutschen
nach einer ereignisreichen Etappe über 92,5 Kilometer in Akko ihre Führung um
4:08 Minuten aus. Bei den Damen wendeten Catharine Pendrel und Haley Smith das
Blatt zu ihren Gunsten.
Es waren wieder Martin Gluth und Fabian Giger (Superior XC), die das Rennen
offensiv eröffneten. Ihnen folgten Max Brandl und Georg Egger (Lexware), während
Gregor Raggl und Karl Markt (Möbel Märki) am ersten Berg ihr «eigenes Tempo“
wählten und die Konkurrenten erst mal ziehen ließen. Die beiden Träger des
Gelben Trikots übernahmen am Anstieg die erste Position und nach einer gewissen
Zeit realisierten sie etwas überrascht, dass nicht mehr Gluth und Giger, sondern
Disera und L’Esperance (Norco Factory Team) die Begleiter waren. Gemeinsam
erreichten sie die erste Verpflegungszone bei Kilometer 33, eine knappe Minute
vor dem Möbel Märki-Duo, das eine Gruppe von fünf Teams anführte. Neben Giger/Gluth
waren da auch ihre Lexware-Teamkollegen Luca Schwarzbauer und David List mit
dabei.
«Ein ziemlicher Cut»
Das sollte sich für Brandl und Egger als günstige Konstellation heraus stellen.
Etwa fünf Kilometer nachdem sie die Verpflegungszone verlassen hatte, erlitt
Georg Egger einen Hinterrad-Defekt. «Ein ziemlich Cut“, wie Max Brandl
beschrieb. Sie hatten mit der Reparatur schon begonnen, als die Verfolgergruppe
mit dem zweiten Lexware-Duo eintraf.
«David hat uns sein Hinterrad gegeben und wir haben ihnen Material zum
Reparieren da gelassen», so Brandl. Eine abgeschnittene Seitenwand und ein
Panzer-Tape. List und Schwarzbauer benötigten aber sehr viel Zeit, um damit klar
zu kommen und verloren rund 20 Minuten. Brandl und Egger hatten gut zwei Minuten
verloren und machten sich an die Aufholjagd. «Wir haben versucht ruhig zu
bleiben, es waren ja noch 55 Kilometer», so Brandl.
Ihr Tempo war hoch genug, um die zweite Splittergruppe rasch zu überholen und
zwei Minuten hinter den Leadern zur Gruppe um Raggl und Markt bis zur zweiten
Feed-Zone fast wieder aufzuschließen. Sie fuhren ran, spannten sich gleich an
die Spitze und im folgenden Anstieg tat sich eine kleine Lücke auf. Nach einer
Laufpassage war klar, dass der Abstand groß genug war. Sie fuhren mit konstant
hohem Tempo weiter, nahmen den letzten Berg mit 400 Höhenmeter erfolgreich und
nahmen in der Abfahrt den Staub wahr, den die führenden Kanadier aufgewirbelt
hatten.
Auf den flachen letzten 15 Kilometern saugten sie sich an Disera/L’Esperance
heran. Sie bedeuteten den Nordamerikanern zusammen zu arbeiten. Es kam in dieser
Phase dann zu einer bemerkenswerten Aktion von Georg Egger: Er beugte sich
während der Fahrt über das Hinterrad von L’Esperance. «Ich habe versucht seine
Kette zu ölen. Die war mir ein bisschen zu laut und ich dachte, es wäre fies,
wenn dem noch die Kette reißt“, erklärte Egger, was er da tat. «Aber es war gar
nicht so leicht während der Fahrt und ich wollte jetzt auch nicht zu viel
riskieren“, so Egger, «ein paar Tropfen habe ich vielleicht drauf bekommen.» Die
Kette des Kanadiers hat jedenfalls bis ins Ziel gehalten.
Es waren vielleicht noch fünf Kilometer bis ins Ziel, als Disera und
L’Esperance in einer Kurve ein Fehler unterlief, so dass Egger und Brandl
plötzlich alleine in Führung lagen. Warten wollten die beiden Deutschen nicht
mehr. «Ich habe Georg zugerufen, Stoff, Stoff, Stoff», erzählt Brandl. Wie viel
stärker sie waren, zeigen die 52 Sekunden, die sie noch heraus fahren konnten
und Disera sprach im Ziel auch von einer «beeindruckenden Art und Weise», wie
sie auf der Fläche gefahren seien.
«Das mit den Platten ist hier Glückssache. Am Anfang sind wir mehrfach durch
Glasscherben durchgefahren. Ansonsten ist es natürlich der Hammer, wie es für
uns läuft. Ein riesiges Dankeschön an unsere beiden Teamkollegen, die ihre gute
Platzierung in der Gesamtwertung geopfert haben», kommentierte Brandl den
Etappensieg, der ihnen jetzt 6:33 Minuten Polster auf die letzten 75 Kilometer
mitgibt.
Schwarzbauer: Podium wäre heute realistisch gewesen
Luca Schwarzbauer hatte schon am Vortag davon gesprochen, dass es «das
Wichtigste sei“, dass ihr erstes Team gut durchkommt und im Blick auf die
Olympia-Startplätze hoffentlich die erwünschten Punkte für die Nationenwertung
sammelt.
Er und List machten nach der Reparatur gegenüber allen anderen Teams, außer
den Etappensiegern, Zeit gut, verloren aber dennoch als 20. mit 24:23 Minuten
Rückstand alle Chancen auf eine top Platzierung.
«Schade, aber damit mussten wir rechnen. Ich habe mich heute ziemlich gut
gefühlt und Podium wäre realistisch gewesen», meinte Schwarzbauer gefrustet.
«Uns hat es zwei Ersatzschläuche verrissen, weil sie durch den Cut aus dem
Reifen drückten. Schade, dass wir damit einen Haufen UCI-Punkte verlieren.»
Gluth «extrem eingeschränkt»
Martin Gluth, der sich ja am Vortag die Schulter ausgekugelt und Schürfwunden
zugezogen hatte, verlor mit Partner Fabian Giger noch den Anschluss an die
Verfolger und erreichten das Ziel als Sechste (+10:22), eine Sekunde vor Markus
Schulte-Lünzum und Simon Vitzthum (Bike Way Israel).
«Ich habe am ersten Berg ein hohes Grundtempo angeschlagen, das haben wir so
ausgemacht. Später konnte ich aber nicht mehr mitgehen», erklärte Martin Gluth.
«Ehrlich gesagt, konnte ich mich heute in den Downhills nicht so erholen, wie
ich das sonst kann. Ich musste wegen der Schulter aufpassen, das hat mich schon
extrem eingeschränkt. Unter diesen Umständen bin ich zufrieden, wie es heute
gelaufen ist.» Zu den Umständen gehörte auch noch ein Defekt bei Fabian Giger,
der sie zweimal zum Anhalten zwang.
Schulte-Lünzum: Fremdes Pedal in den Speichen
Schulte-Lünzum und Vitzthum mussten nach viel Defekt-Pech am Vortag wieder mit
einem Ärgernis kämpfen. An einer Laufpassage in einer Straßen-Unterführung (bei
Km 10), rammte ein Konkurrent sein Pedal in die Speichen von Schulte-Lünzums
Bike. Eine Speiche riss. Das Felgenband war beschädigt, so dass eine Reparatur
notwendig war.
«Wir hatten erst mal mit der Motivation zu kämpfen, sind dann aber voll
durchgefahren. Das war am Ende auch ganz geil, wir haben sogar Fahrer aus dem
Windschatten herausgefahren. Jetzt wäre es cool, wenn wir das morgen mal ohne
Platten ins Ziel bringen würden», erklärte Schulte-Lünzum.
Damen: Pendrel und Smith übernehmen Leaderjersey
Es begann gar nicht so gut für die kanadische Paarung Catharine Pendrel/Haley
Smith (Team Canada). Die zweifache Weltmeisterin Pendrel stürzte wegen eines auf
dem Weg liegenden Drahtes. Der Zwischenfall verlief glimpflich und nach dem
ersten Berg hatten sie bereits eine Minute Vorsprung auf die beiden
Auftakt-Siegerinnen Chloe Woodruff/Erin Huck (Team USA) und bereits fünf Minuten
auf die Trägerinnen des Gelben Trikots Sofia Villafane und Rose Grant (Stans No
Tube/Pivot), die einen Defekt zu beheben hatten.
Pendrel und Smith vergrößerten den Vorsprung, während sich hinter ihnen Sophie
von Berswordt und Jovana Crnogorac (Bike Way Racing) an die zweite Position
schoben.
Im Ziel waren es dann 4:38 Minuten Vorsprung auf von Berswordt/Crnogorac
(Ned/Srb) und 13:29 Minuten auf Chloe Woodruff/Erin Huck. Damit streiften sich
die vorher favorisierten beiden Weltklasse-Fahrerinnen das rosa Leaderjersey
über. Villafane und Grant erlebten ein kleines Desaster und verloren 20:40
Minuten. Mit 25:21 Minuten Rückstand erreichten Antonia Daubermann und Naama
Noyman (Joe’s No Flats) als Tages-Fünfte ihr bisher bestes Ergebnis. «Mir war
gar nicht klar, wo wir lagen», bekannte Daubermann.
Der Grund war derselbe Draht, der Pendrel zu Fall gebracht hatte. «Der hat
sich dann bei mir ins Schaltwerk gewickelt, so dass wir die Spitzengruppe
verloren haben.» Das war etwa bei Kilometer 20. So ging etwas die Übersicht
verloren.
«Aber bei mir lief es heute richtig gut und ich konnte Naama mehr helfen als
gestern. Insgesamt haben wir gut zusammen gearbeitet, auch wenn ich die letzten
Kilometer gelitten habe, wie noch was“, erzählte die deutsche Vizemeisterin.
«War echt cool heute.»