St. Märgen (rad-net) - An Andy Eyring, Top-Favoritin Mona Eiberweiser und Überraschungssieger Marcel Fleschhut sowie Helen Grobert, Wenzel Böhm-Gräber, Martin Frey und Lena Putz sind in St. Märgen die ersten nationalen Titel der Meisterschaften der Mountainbiker im Cross-Country vergeben worden.
Andy Eyring (Münnerstadt) und Felix Euteneuer (Freiburg) lieferten sich im
U23-Rennen auf dem anspruchsvollen 4,0 Kilometer langen Kurs ein großartiges
Duell um den Titel. Die beiden 19-Jährigen fuhren ab der vierten von acht Runden
gemeinsam an der Spitze, nachdem der gleichaltrige Markus Bauer (Lohr) durch
einen Hinterrad-Defekt zurück fiel.
Euteneuer versuchte am steilen Mühlenweg mehrfach eine Lücke zwischen sich und
Eyring zu bringen, doch der Bayer konnte sich jedes Mal festbeißen. In der
vorletzten Runde versuchte es Euteneuer noch einmal mit aller Macht, doch Eyring
konnte auch diesen Angriff kontern.
„Auf der letzten Runde haben wir uns nur noch belauert, wie bei einem
Bahnsprint“, schilderte Euteneuer was sich auf den letzten vier Kilometern
abspielte. 500 Meter vor dem Ziel, im Mühlenweg, holten dann beide alle
verfügbaren Reserven heraus und duellierten sich vor begeisterten Publikum um
den Sieg. Andy Eyring hatte offenbar ein paar Körner mehr übrig und überquerte
der Biker vom Team XLC Haibike die Ziellinie mit 1:44:02 Stunden mit elf
Sekunden Vorsprung auf Euteneuer.
„Der letzte Anstieg war der Hammer, das war echt phänomenal. Dass ich hier und
so den Titel gewinnen konnte ist absoluter Wahnsinn“, erzählte Eyring, von den
Qualen noch gezeichnet. „Ich hatte Krämpfe in beiden Waden aber ich wollte
unbedingt ein Jersey“, sagte der Juniorenmeister von 2007.
Rothaus-Cube-Biker Euteneuer bekannte im ersten Moment etwas enttäuscht zu
sein. „Ich habe in den letzten Wochen gezeigt, dass ich der schnellste sein
kann. Deshalb ist es direkt nach einer so engen Entscheidung nicht so einfach,
das zu akzeptieren. Aber es war ein fairer Wettkampf und Andy hat verdient
gewonnen. Ich denke, ich werde in ein paar Tagen mit Silber zufrieden sein“,
kommentierte Euteneuer, der eigentlich aus Kirchen/Sieg kommt und beim
pfälzischen Klub Ski&Bike Betzdorf seine Karriere begann.
Das Rennen um Platz Drei entfaltete auch eine sehr spezielle Dramaturgie. Bauer
(Habike Racing), dem man auch zugetraut hätte um den Titel mitzufahren, fiel
nach seinem Defekt auf Rang Sechs zurück, arbeitete sich jedoch wieder auf den
dritten Rang zurück. Doch in der sechsten Runde war sein Akku, wie er sagte,
plötzlich leer. Das ermöglichte einem unermüdlich kämpfenden Heiko Gutmann (Rothaus-Cube)
aufzuschließen und in der siebten Runde vorbei zu gehen.
„Ich habe gemerkt, dass Markus nachlässt und habe noch mal mobilisiert. Jetzt
bin ich super glücklich“, sagte Gutmann, der das Tempo zu Beginn nicht hatte
mitgehen können.
Sein Kontrahent, der noch hinter Rumen Voigt (Klingenthal) zurück fiel, nahm es
gelassen. „Ich habe alles versucht, das kann ich nicht mehr ändern“, meinte er.
Junioren: Überraschungssieger Marcel Fleschhut
Fleschhut, der inzwischen wieder zuhause in Mosbach lebt, setzte sich im Rennen der Junioren aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe im letzten Anstieg zum Ziel gegen seinen Lexware-Teamkollegen Fabian Strecker aus Kirchzarten und den ebenfalls überraschenden Manfred Reis aus Niederstaufen durch. In 1:04:21 Stunden gewann er mit 22 Sekunden Vorsprung. Reis hatte 28 Sekunden Differenz auf Fleschhut, der 2005 und 2006 schon Deutscher Jugendmeister war.
„Ich hatte heute gute Beine aber letztlich habe ich das Rennen im Kopf entschieden. Deutsche Meisterschaften sind einfach mein Ding“, sagte ein erschöpfter Marcel Fleschhut, der alles in den letzten Anstieg investiert und sich zuvor zurück gehalten hatte.
Fabian Strecker, von den meisten Beobachtern als größter Favorit eingeschätzt, hatte in der zweiten Runde einen Sturz, der ihn aus der dreiköpfigen Spitzengruppe warf. „Um wieder aufzuholen, musste ich einige Körner investieren. Die haben mir am Schluss wahrscheinlich gefehlt. Aber nach diesem Jahr kann ich nur glücklich sein mit Silber, Favoriten gab es vor dem Rennen viele“, erklärte Strecker. Sein Teamkamerad bedauerte das Pech von Strecker: „Schade für Fabian. Aber ich möchte ihm zu seiner Leistung gratulieren“, sagte Fleschhut, der in diesem Jahr seinen Schulabschluss absolvierte und deshalb im Frühjahr nicht in gewohnter Stärke auftratt.
Die suchte auch Manfred Reis in dieser Saison recht lange. Doch der Bäckerlehrling, der keinen guten Start erwischte, zeigte in St. Märgen, warum er in den Kreis der Nationalmannschaft gehört. Alleine fuhr er zur dreiköpfigen Spitzengruppe nach vorne und bestimmte dort dann das Tempo, dem auch Markus Schulte-Lünzum aus Haltern in der vierten von fünf Runden zum Opfer fiel. Reis hatte in der letzten Runde im Downhill dann einen kleinen Rutscher, so dass Strecker und Fleschhut vorbei ziehen konnten. „Dadurch gab es ein Loch von 30 Metern, das ich nicht mehr schließen konnte. Aber ich bin zufrieden mit Rang drei, das hätte ich nicht geglaubt“, sagte Reis.
Schulte-Lünzum wurde Vierter mit 1:19 Minuten Rückstand. Auf Platz fünf beendete Martin Gluth aus Helmbrechts wurde mit 3:01 Minuten Differenz Fünfter.
Favoritensieg für Mona Eiberweiser
Wie nicht anders erwartet sicherte sich Mona Eiberweiser aus Deggendorf den Titel bei den Juniorinnen. Die Europameisterin wurde nur in der Anfangsphase von Elisa Ries aus Dettingen/Erms und Julia Haase aus Römerstein begleitet, dann fuhr sie ein souveränes Rennen, das schließlich nach 1:01:26 Stunden mit einem Vorsprung von 4:36 Minuten auf Ries und 6:51 Minuten auf Haase endete.
„Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme mit dem Magen aber danach ging es ganz gut. Ich habe versucht mich bis zum Schluss zu konzentrieren und keine Fehler zu machen“, sagte Mona Eiberweiser, die jetzt zum dritten Mal in Folge einen Titel im Nachwuchsbereich gewinnen konnte.
Elisa Ries und Julia Haase profitierten davon, dass sie zu Beginn Eiberweiser gefolgt waren und so einen Abstand zur Konkurrenz herausgefahren hatten. Die beiden Schwäbinnen duellierten sich eine Runde lang, doch dann zog Ries gegen die gesundheitlich angeschlagene Haase durch und holte sich die Silbermedaille. „Heute lief es super. In einem Anstieg wurde Julia ein wenig langsamer, da habe ich Gas gegeben und bin weg gekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier Silber holen kann“, sagte Ries, während Haase mit ihrer Bronzemedaille mehr als zufrieden war. „Unter diesen Umständen bin ich echt froh“, kommentierte Haase, die Vanessa Mosch aus Herscheid um 1:03 Minuten distanzierte.
In der Jugend: Grobert schlägt Straßenmeisterin Hofmann
In der weiblichen Jugend gewann Helen Grobert aus Waldshut-Tiengen den Titel. Für die Beobachter etwas überraschend konnte sie die Deutsche Straßenmeisterin Sarah-Lena Hofmann aus Lohr mit 33 Sekunden Vorsprung distanzieren. Hofmann selbst hatte Grobert allerdings auf ihrer Rechnung. „Sie war in den Rennen zuvor immer mit mit zusammen vorne. Sie hat es verdient, sie hat richtig gekämpft“, gratulierte sie.
Grobert selbst hatte zuvor selbst auf Meisterschaftskurs gelegen. In der zweiten von drei Runden löste sich aus einer Spitzengruppe und baute ihren Vorsprung langsam aus. „Ich habe überall Druck gemacht und versucht das Rennen von vorne zu fahren. Jetzt bin ich total fertig aber glücklich“, sagte Grobert. Auf Platz drei kam Johanna Techt aus Lindau mit genau zwei Minuten Rückstand ins Ziel. Sie konnte die Schülermeisterin des vergangenen Jahres, Sophia Ries aus Dettingen/Erms, distanzieren. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte eine zufriedene Bronzemedaillengewinnerin.
Double: Wenzel Böhm-Gräber holt den Titel im Cross wie mit dem Mountainbike
Der Wiesbadener Wenzel Böhm-Gräber sicherte sich nach dem Titel im Cross in St. Märgen damit seinen zweiten Titel in diesem Jahr. Der 16-Jährige vom Stevens-Racing-Team gewann nach viereinhalb Runden das Duell mit Matthias Zink aus Oberried in 55:34 Minuten mit 20 Sekunden Vorsprung. Dritter wurde Sascha Bleher aus Bad Urach-Hengen), der in der dritten Runde mit den beiden Konkurrenten nicht mehr mithalten konnte.
Böhm-Gräber setzte sich in der Abfahrt an die Spitze und Zink verzeichnete hinter ihm einen kleinen Sturz, so dass er den Kontakt verlor. „Ich habe ihn dann vor dem Anstieg noch ein bisschen zappeln lassen und habe dann durchgezogen“, schilderte Böhm-Gräber. Der Hesse hatte eigentlich Bleher als größten Konkurrenten gesehen, insbesondere nachdem Favorit Julian Schelb aus Münstertal mit einem Vorsprung von zehn Sekunden in Führung liegend zu Beginn der zweiten Runde mit Hinterrad-Defekt weit zurück fiel und schließlich Zehnter wurde.
Sein Teamkamerad Lexware-Teamkamerad Mike Bölts aus Oberried, der wie Matthias Zink aus der Bikeschule des SV Kirchzarten kommt, belegte Rang vier. Den schwächer werdenden Bleher konnte er aber die Bronzemedaille nicht mehr entreißen. Wenzel Böhm-Gräber, der auch sich auch bei Straßenrennen betätigt, hat sich noch nicht für eine Disziplin entschieden. „Bei Cross und Mountainbike bleibe ich, das ist klar. Aber das mit der Straße ist auch noch nicht gegessen“, so der Nachwuchsfahrer.
Interessante Entscheidung in der Schülerklasse
In der männlichen Schülerklasse entwickelte sich ein interessantes Rennen, das der Bad Uracher Martin Frey erst am letzten Berg in Richtung Ziel für sich entschied. Der Biker vom RSC Hengen distanzierte dort Bastian Richter aus Eckersdorf und Tom Bölts aus Oberried und fuhr nach 38:41 Minuten mit einer Differenz von acht Sekunden auf Richter und zehn Sekunden auf Bölts als Sieger über die Ziellinie.
„Ich habe in der vorletzten Runde Tempo raus genommen und bin dann vor der Abfahrt wieder an die Spitze gegangen“, erklärte Frey, der erst im vergangenen Jahr mit dem Bikesport begonnen hat. „Das hätte ich vor einem Jahr auch nicht gedacht, dass ich Deutscher Meister werden kann“, zeigte er sich fast verblüfft obwohl er durch seinen Sieg bei der Nachwuchssichtung in Deggendorf schon in die Mitfavoritenposition gefahren hatte.
Bastian Richter hatte sich den Titel zum Ziel gesetzt. „Ich wäre gerne Deutscher Meister geworden, bin aber auch mit Silber zufrieden“, meinte Richter. Tom Bölts, der für den SV Kirchzarten startet, musste das Rennen ohne funktionierende Federgabel bestreiten. Umso erstaunlicher, dass er sich Bronze holte. „Bergab habe ich immer Zeit verloren aber ich hätte vor dem Rennen auch nicht geglaubt, dass ich um eine Medaille mitfahren kann“, sagte Bölts.
Lena Putz dominiert das Rennen der Schülerinnen
Lena Putz aus Röhrnbach war bei den Schülerinnen die dominierende Fahrerin. Sie ging schon in der Startphase in Front und ließ sich die Führung nicht mehr abnehmen. „Ich war mir sicher, dass ich das halten kann. In der zweiten Runde habe ich etwas raus genommen aber ich konnte immer noch zulegen“, sagte Putz, deren erste Gratulantin Junioreneuropameisterin Mona Eiberweiser war.
Franziska Katzer aus Weiler-Simmerberg belegte Rang 14 und Camilla Kranzusch aus Sonthofen wurde mit 58 Sekunden Rückstand Dritte und komplettierte damit das rein bayrische Podium.
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