Cholet (rad-net) – Nach einer gefährlichen Aktion im Sprint beim französischen Eintagesrennen Cholet-Pays de la Loire, hat die UCI ein Disziplinarverfahren gegen Nacer Bouhanni eingeleitet. Der Franzose hatte im Zielsprint seine Fahrtlinie verlassen, woraufhin Jake Stewart (Groupama-FDJ) in die Seitenbarrieren abgedrängt worden war. Nach der sofortigen Aberkennung des Podiumsplatzes hat die UCI jetzt weitere Maßnahmen gegen den Fahrer von Arkéa-Samsic angekündigt.
«Die UCI verurteilt das gefährliche Verhalten von Nacer Bouhanni scharf», erklärte der internationale Dachverband des Radsports in einem Statement am Montag. Deshalb verlangt die UCI die Auferlegung von Sanktionen, «die der Schwere dieser Aktion angemessen sind».
Ein ähnliches Statement hatte der internationale Radsportverband vergangenen August nach dem Horrorsturz von Fabio Jakobsen (Deceuninck-Quick Step) veröffentlicht, der von seinem Kontrahenten Dylan Groenewegen (Jumbo-Visma) auf einem Bergab-Zielsprint abgedrängt worden, in die Seitenbarrieren gekracht war und lebensbedrohliche Verletzungen davontrug. Groenewegen hatte daraufhin ebenfalls ein Disziplinarverfahren der UCI erhalten, aus dem Anfang November eine neunmonatige Suspension vom Renngeschehen für den Niederländer resultierte.
Stewart nahm nach dem Rempler Bouhannis am Sonntag zwar Kontakt mit den Seitenbarrieren auf, konnte einen Sturz jedoch abwenden, als er das Tempo reduzierte und anschließend als 29. über die Ziellinie rollte. Nach der Ankunft im Ziel machte der Brite dann seinem Ärger Luft. «Nacer Bouhanni, ich würde Dich fragen, was Du Dir dabei gedacht hast, aber Du hast ja offensichtlich keine Gehirnzellen», kommentierte Stewart in den sozialen Netzwerken, wo er auch ein Video des Vorfalls veröffentlichte. «Die Ironie der Situation ist, dass Du mir im Ziel gesagt hast, ich hätte 'keinen Respekt'. Hier ist ein Lehrvideo darüber, wie 'kein Respekt' aussieht…»
Bouhanni war in der Vergangenheit bereits öfter dadurch aufgefallen, seine Fahrlinie im Sprint zu verlassen. 2016 wurden ihm bei Paris-Nizza und der Hamburger Cyclassics deshalb nachträglich Strafen auferlegt und 2017 erhielt der Fahrer Kritik wegen eines Sturzes bei der Tour de l'Ain, bevor er im Sommer bei der Tour de France erneut sanktioniert wurde. Nicht immer fühlte sich der Franzose dabei gerecht behandelt, was er auch deutlich zu verstehen gab: «Ich habe das Label des Bad Boys und wenn ich nur mit dem Ohr zucke, warten sie schon darauf, mich zu bestrafen.»
Für den Rempler am Sonntag hat sich Bouhanni mittlerweile entschuldigt. In einer Pressemitteilung seiner Mannschaft sagte der 30-Jährige: «Es tut mir leid für Jake Stewart. Der Sprint verlief wie folgt: Ich sah Elia Viviani lossprinten und ich wollte mich an sein Hinterrad heften. Ich gebe zu, dass mein Fehler darin bestand, die Fahrlinie zu ändern, um an sein Rad zu kommen. Ich habe Jake Stewart zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen. Als wir uns berührten, habe ich das Gleichgewicht verloren. Ich habe es so gut es ging ausbalanciert, um nicht zu stürzen. Ich wollte nur im Windschatten bleiben, weil der Wind von der rechten Seite kam. Das war keineswegs beabsichtigt.»