Doha (rad-net) - Die Dänin Amalie Dideriksen hat bei der Straßen-Weltmeisterschaft in Katar für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Im Sprint setzte sie sich knapp vor Topfavoritin Kirsten Wild (Niederlande) durch, die heute ihren 34. Geburtstag feiert. Dritte wurde Lotta Lepistö (Finnland). Titelverteidigerin Elizabeth Deignan (geborene Armitstead) wurde Vierte. Lisa Brennauer fuhr als beste Deutsche auf Rang zwölf.
«Ich wusste, dass die Niederländerinnen für Kirsten fahren und wollte ihr Hinterrad. Dann habe ich einfach gekämpft, weil ich es einfach so sehr wollte», blickt Dideriksen auf die letzten Meter des 134,5 Kilometer langen Rennens zurück. «Ich hatte auf die Top Ten gehofft. Das ist sicherlich für jeden überraschend, für mich selbst auch. Weltmeisterin zu werden, ist einfach unglaublich. Als Juniorin habe ich schon zweimal gewonnen. Dass ich jetzt mit 20 Jahren schon Weltmeisterin bei den Frauen werde, ist einfach unglaublich.» Dideriksen hatte die U19-WM 2013 und 2014 gewonnen.
Zwischendurch hatte Dideriksen eine Schrecksekunde, als sie zu Fall kam. «Meine Teamkolleginnen haben toll gearbeitet und mich schnell zurück gebracht», so die junge Dänin.
Nach dem Start hatte zunächst die Japanerin Eri Yonamine attackiert und wurde erst nach mehr als 50 Kilometern allein an der Spitze, rund 70 Kilometer vor dem wieder vom Feld gestellt, nachdem die Schweizerin Nicole Hanselmann zu ihr aufgeschlossen hatte und damit für mehr Aktivität im Feld gesorgt hatte. Von da an begann das Rennen neu. Vor allem die Niederländerinnen griffen immer wieder an, um das Rennen schwer zu machen.
42 Kilometer vor dem Ziel war es dann Zeitfahr-Weltmeisterin Amber Neben, die den Sprung aus dem Feld schaffte, aber 15 Kilometer vor dem Ziel, eingangs der letzten Runde auf der Insel «The Pearl» wieder eingeholt wurde. Daraufhin attackierten wieder die Niederländerinnen, aber auch auch Nationen wie Großbritannien und Italien suchten ihr Heil in der Flucht, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Schließlich fiel die Entscheidung im Sprint.
Die Niederländerinnen hatten die letzten Kilometer dominiert und zogen Wild mustergültig den Sprint an. Dahinter kämpften Amalie Dideriksen und Lotta Lepistö um das Hinterrad der Topfavoritin. 200 Meter vor dem Ziel eröffnete Wild den Sprint, nachdem sie von der mehrfachen Weltmeisterin Marianne Vos in Position gebracht worden war. Lange Zeit sah es auch so aus, als ob sie die Spitze würde behaupten können, aber rund 25 Meter vor dem Zielstrich zog Dideriksen noch knapp an ihr vorbei.
«Ich bin eigentlich ziemlich enttäuscht», bekannte Wild, die auch einmal im Rennen gestürzt war. «Wir haben ein gutes Rennen gefahren, wir hatten es unter Kontrolle», sagte die Niederländerin, bevor sie zugab, dass sie zu früh losgesprintet war. «Ich fühlte, dass es früh war, aber ich konnte nicht länger warten. Dideriksen ist eine sehr gute Fahrerin, die stark aus meinem Windschatten kam. Es war meine Chance, aber man kann es nicht rückgängig machen», so Wild.
Die deutschen Fahrerinnen haderten mit dem Rennen, wie etwa Lisa Brennauer: «Die WM war wie das ganze Jahr. Es ist nicht schlecht gelaufen, aber es war auch kein Highlight dabei. Ich habe viel gelernt.» Die Gruppe mit 60 Fahrerinnen im Schlusssprint sei für ihre Ambitionen zu groß gewesen. «Die Mädels haben mich noch einmal nach vorne gebracht, ab da habe ich meinen eigenen Weg gesucht. Ich gewinne aber eigentlich immer Sprints, wenn ich das Vorderrad frei habe.» Auch Trixi Worrack war mit dem Rennverlauf nicht zufrieden: «Das Rennen war schnell, aber gleichmäßig. Wir wollten nicht so ein großes Feld haben.»
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