Frankfurt (rad-net) - Seit mehr als einem Jahrzehnt bestimmen die deutschen Radsportlerinnen die Toprennen im Weltkalender. Das liegt auch an der Bundesliga, die morgen in Ilsfeld-Auenstein fortgesetzt wird. Spitzenreiterin ist derzeit Hanka Kupfernagel, die die ersten beiden Rennen der wichtigsten deutschen Rennserie gewann.
Die «Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga» der Frauen ist ein wichtiges Instrument der Talentsichtung, um als Verband auch in der Zukunft international erfolgreich zu sein. In den letzten zwölf Jahren stellte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fünf Weltmeisterinnen und holte drei Mal Olympisches Silber, war damit einer der erfolgreichsten Verbände weltweit. Herausragende Athletin dieser Ära war Judith Arndt. Die Brandenburgerin, die jetzt in Australien lebt, war 2004 Weltmeisterin im Straßenrennen, eroberte sich 2011 und 2012 den Titel im Einzelzeitfahren und gewann 2004 in Athen auf der Straße und 2012 in London im Zeitfahren jeweils die Olympische Silbermedaille. Hinzu kamen drei Silber- und zwei Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften sowie weitere Medaillen auf der Bahn.
Als Arndt 2012 ihre Karriere beendete, bedeutete das Veränderungen, aber neu anfangen musste der BDR nicht. Die erfahrene Trixi Worrack spielte von nun an eine noch wichtigere Rolle in der Nationalmannschaft und es schossen neue Fahrerinnen empor. Lisa Klein aus der Pfalz etwa, die ihre ersten EM-Medaillen auf der Bahn sammelte und jetzt auf der Straße ihren Platz sucht, Allroundtalent Mieke Kröger aus Bielefeld, oder Anna Knauer, die mehrfach ausgezeichnete deutsche Juniorenmeisterin, die beim international bekannten Frauenteam Rabo-Liv unter Vertrag steht. Aber vor allem natürlich Lisa Brennauer. Die Allgäuerin wurde 2014 in Ponferrada Weltmeisterin im Einzelzeitfahren, gewann in dieser Saison die Energiewacht Tour in den Niederlanden, wo sie genau wie in der Gracia Orlova-Tour in Tschechien auch den Kampf gegen die Uhr dominierte.
Eine sehr gute Saison bietet auch wieder die routinierte Trixi Worrack, die nach zweiten Plätzen in der Gracia Orlova-Tour und der Energiewacht-Tour im Mai die Kalifornien-Rundfahrt der Frauen gewann. Pech hatten dagegen unter anderem Claudia Lichtenberg, die im Frühjahr schwer stürzte und länger pausieren musste.
Bei den beiden europäischen Rundfahrten war auch jeweils eine deutsche Nationalmannschaft am Start, die im Ergebnis allerdings keine Rolle spielte. «Das war von vorn herein nicht anders zu erwarten», sagt Bundestrainer André Korff. «Aber wir sind durchgefahren. Zum ersten Mal seit langem ist das Team komplett im Endziel angekommen.» Das darf als Erfolg gewertet werden, denn im Gegensatz zu den älteren Fahrerinnen in den Top-Teams wie die Mannschaft der mehrfachen Weltmeisterin Marianne Vos, Rabo-Liv Women, oder Velocio Srams, das Team von Brennauer und Worrack, fehlt der Nationalmannschaft in den Renneinsätzen eine Leitfigur. «Das wäre natürlich super, wenn eine renommierte Fahrerin auch einmal einen Einsatz mit dem BDR-Team bestreiten könnte, aber sie sind alle für ihre Firmenteams unterwegs und können nur punktuell eingesetzt werden», bedauert Korff.
In der Frauen-Bundesliga gibt es lediglich ein Team, das nach diesem System experimentiert: Die Thüringer Equipe Maxx-Solar um die mehrfache Weltmeisterin Hanka Kupfernagel, die 2007 bei der WM in Stuttgart Gold im Zeitfahren gewann. Sie führt derzeit auch die Gesamtwertung der Bundesliga an und gilt als eine der Favoritinnen, wenn am kommenden Wochenende in Ilsfeld-Auenstein die nächsten Punkte in der «Müller – Die lila Logistik-Rad-Bundesliga vergeben werden.
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