Paris (rad-net) - Am kommenden Sonntag, den 9. April, findet der Kopfsteinpflasterklassiker Paris-Roubaix statt. Nachdem John Degenkolb seinen Vorjahressieg im vergangenen Jahr nicht wiederholen konnte, weil er an den Verletzungen eines schweren Trainingsunfalls laborierte, gehört er in diesem Jahr wieder zu den Favoriten. Bei Mailand-Sanremo und der Flandern-Rundfahrt fuhr Degenkolb in diesem Jahr schon jeweils auf den siebten Platz und bewies damit seine gute Form.
«Jedes Mal wenn man in das Velodrom kommt, ist das einzigartig», sagt John Degenkolb auf die Frage, welche Bilder ihm in den Sinn kommen, wenn er an Paris-Roubaix und insbesondere an das Rennen 2015 denkt. «Aber der Moment, wenn man die Ziellinie überquert und man weiß, dass man gewonnen hat, ist ein Augenblick, den man voll und ganz genießen kann. Im Gegensatz zu anderen Rennen, wirst Du auf dem Velodrom nicht von Fotografen gestört. Als ich auf das Podium trat und das ganze Team dazukam - das ist unvergesslich. Ich werde immer dieses Foto in meinem Haus haben. Es war der schönste Tag meiner Karriere. Die Emotionen waren ganz besonders. Schon wenn ich darüber rede, bekomme ich Gänsehaut. Es ist etwas ganz Besonderes, das ich niemals vergessen werde und es motiviert mich, am Sonntag zu den Besten zu gehören.»
Für den Sieger von 2015 ist das Rennen aber nicht nur ein besonderes, sondern auch eines der härtesten des Jahres. «Wir fahren dort über so viel Kopfsteinpflaster und überwinden so viele Schwierigkeiten, dass es unvergleichlich ist.» Auch die Geschichte hat für den 28-Jährigen eine große Bedeutung: «Wenn wir auf den gepflasterten Sektoren fahren, von denen manche schon von Anfang an Teil der Rennstrecke waren, bedeutet das, dass wir auf Straßen fahren, die mehr als 120 Jahre alt sind.»
Einen Lieblings-Kopfsteinpflasterabschnitt hat John Degenkolb nicht. «Aber wenn man auf den Carrefour de l'Arbre fährt, hat man wirklich den Eindruck, in der Hölle des Nordens zu sein. Der Slogan passt perfekt zu dem Rennen.»
Degenkolb konnte im vergangenen Jahr nicht an den Frühjahrsklassikern - und damit auch nicht an Paris-Roubaix - teilnehmen, aber blickt deswegen nicht traurig zurück, seine Chance dort verpasst zu haben. «Es war schnell klar, dass ich nicht in der Lage sein würde, an den Klassikern teilzunehmen. Aber als es [Paris-Roubaix (Anm. d. Red)] anfing und ich schon alle anderen Rennen wie Mailand-Sanremo und Flandern geguckt hatte, war ich in der Lage, es zu genießen, anstatt deprimiert zu sein. Ich habe es mit Freunden gesehen und wir konnten dem Rennen mit einer völlig anderen Perspektive folgen. Es war nicht so schmerzhaft. Ich mochte es, ich konnte genauer hinsehen, als wenn ich im Rennen wäre. Ich konnte es analysieren, indem ich es im Fernsehen anschaute», erklärt Degenkolb.
«Aber in diesem Jahr möchte ich unbedingt teilnehmen», gibt sich John Degenkolb hochmotiviert. Ob er am Ende auf dem Podium, vielleicht sogar als Sieger, stehen wird, ist schwer zu sagen. Paris-Roubaix ist nicht nur von Taktik geprägt, sondern auch von Defekten und Stürzen, die schnell sämtliche Chancen zerstören können. «Alles muss perfekt sein, um zu gewinnen. Von Anfang an muss man cool bleiben und etwas Glück haben. Wenn alles gut funktioniert und das Team gut drauf ist, gibt es keinen Grund, Angst zu haben.»
Man müsse das Rennen aber auch selbst in die Hand nehmen und den Mut haben, selbst eine Entscheidung herbeizuführen. «Man muss seine Chancen wahrnehmen, angreifen und so an der Spitze des Rennens sein. Bis dahin versuche ich, defensiv zu fahren und mich soweit wie möglich zu verstecken. 2015 gab es einen Moment, wo ich zu mir selbst sagte, dass wir nun angreifen müssen, und es hat funktioniert.»
Paris-Roubaix führt in diesem Jahr über 257 Kilometer und beinhaltet auf 29 Sektoren insgesamt 55 Kilometer Kopfsteinpflaster.