Schönaich (rad-net) - Die nacholympische Saison wird für Mountainbikerin Elisabeth Brandau rein sportlich erst im Sommer beginnen. 2017 wird die Cross-Meisterin für Radon als Marken-Botschafterin tätig sein und vermutlich beim Finale im Val di Sole ihr einziges Weltcup-Rennen bestreiten. Der Grund ist ein durchaus freudiges Ereignis.
Betrachtet man ihre sportliche Bilanz 2016, dann hat Elisabeth Brandau da einen Schritt vollzogen, den sie sich schon lange erhofft hatte. Der siebte Platz beim Weltcup in Albstadt war ein Durchbruch in die Weltspitze. Zwar nur temporär, doch darauf hätte sie 2017 aufbauen können. «Ich habe 2016 einiges richtig gemacht, aber auch, was nicht so gut gelaufen ist, warum ich so Wellen drin hatte. Ich muss aufpassen, das sich mir Pausen gönne und mir mehr Zeit für meine Ziele lasse. Unerreichbar waren sie jedenfalls nicht», hat Brandau ihre Schlüsse gezogen.
Alles hatte natürlich auch mit den Olympischen Spielen, respektive der Qualifikation dafür zu tun, erklärt sie. «Ich habe alles zu sehr an Olympia festgemacht», bekennt sie. «Das hat mich motiviert, aber auch ganz schön gefordert.» Und als das mit dem Ticket nach Rio nicht geklappt hat, da bekam die Motivation einen kleinen Knacks. «Ich war mental ziemlich kaputt», bekennt die Schönaicherin.
Wenn man sich das Programm anschaut, das sie sich zugemutet hat, ist das auch nicht verwunderlich. Cross-Rennen im Winter, inklusive Deutscher Meister-Titel, dann Punkte sammeln in Griechenland und anderswo. Alles mit dem Ziel nach der ersten Schwangerschaft die Form aufzubauen und die Startposition für den Traum Olympia zu verbessern. Und schließlich die Qualifikations-Strapazen in den Frühjahrs-Weltcup-Rennen, die körperlich und psychisch an den Kräften zehrten.
In dieser ausgebrannten Situation fiel auch die Entscheidung für ein zweites Kind. Zumindest offen dafür zu sein. «Ich bin halt ein Familien-Mensch, deshalb habe ich mich auch in meinem Team immer um die Kids gekümmert», erklärt Elisabeth Brandau. «Dass es so schnell geklappt hat, das hätte ich auch nicht gedacht.»
Ihre Karriere sei damit längst nicht beendet. Im Gegenteil. «Wenn ich einfach so weiter gemacht hätte, wäre ich in drei Jahren mental tot. Für Leistungssport braucht man die volle Motivation», wählt sie drastische Worte um zu beschreiben, dass die Schwangerschaft auch noch mal Gelegenheit ist, um durchzuatmen und sich noch mal neu aufzustellen.
«Ich bin der Meinung, auch mit Kindern kann man Leistungssport betreiben. Wenn die Familie mitzieht, geht das. Klar, man kann nicht mehr so spontan sein. Aber in dem Sport muss man Spaß haben, zumal es sich monetär nicht auszahlt», blickt sie in die Zukunft. Im Mai wird der bald zweijährige Maximilian also ein Geschwisterchen bekommen.
Für ihren Bike-Sponsor Radon wird Elisabeth Brandau als so genannte Marken-Botschafterin auftreten. Wie sie mit Schwangerschaft und Sport umgehen muss, kennt sie schon von ihrem ersten Sprössling. Vom 19. bis 22. Januar will sie noch beim Snow Bike Festival in Gstaad dabei sein («natürlich ohne Risiko») und auch das Trainingslager des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf Mallorca will sie noch mitmachen.
Nach der Niederkunft sind zum Aufbau «kleinere» Marathon-Rennen geplant. «Wenn alles gut geht, kann ich vielleicht beim Weltcup-Finale im Val di Sole am Start sein», meint die Schönaicherin. «Ich weiß auf jeden Fall, auf was ich achten muss, um nach der zweiten Schwangerschaft wieder fit zu werden.»