Berlin (dpa) - Die Ampeln stehen für Alberto Contador doch wieder auf Gelb und eine Teilnahme an der am 2. Juli beginnenden Tour de France ist wahrscheinlich.
Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte, dass das Doping-Verfahren gegen den Spanier in Lausanne nicht wie geplant vom 6. bis 8. Juni stattfinden wird. Die spanische Sportzeitung «As» nannte «Anfang September» als möglichen neuen Termin, der CAS gab kein neues Datum bekannt.
Damit ist die Verzögerungstaktik der Anwälte des dreimaligen Gewinners des Gelben Trikots vorerst offensichtlich aufgegangen. Sie hatten die Frist zur Sichtung aller Unterlagen unter Hinweis auf den enormen Umfang und die Komplexität der Papiere verstreichen lassen. «Ich schaue jetzt nur auf Mailand am Sonntag. Die Tour ist erst im Juli. Was dann passiert, werden wir dann sehen», sagte der umstrittene Contador nach Zieldurchfahrt der 18. Giro-Etappe in San Pellegrino.
«Nach Übereinkunft beider Parteien» habe sich der CAS zur Verschiebung entschieden, «um allen Beteiligten wichtige Zeit zur Vorbereitung der Anhörung zu gewähren und Zeugen und Experten die Teilnahme zu garantieren», hieß es in einer CAS-Mitteilung. Der Weltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatten gegen den Freispruch des Spanischen Verbandes vom Februar 2011 beim CAS Einspruch eingelegt. Der Landesverband glaubte die Contador-Version, sein positiver Clenbuterol-Befund sei durch den Verzehr eines verunreinigten Steaks am zweiten Ruhetag der Tour 2010 in Pau in Südfrankreich verursacht worden.
Vermutlich könnte jetzt nur noch der Tour-Veranstalter ASO einen Contador-Start verhindern und den Spanier ausladen. So verfuhren die Franzosen - ohne Erfolg - beispielsweise vor zwei Jahren mit Ex-Weltmeister Tom Boonen nach dessen Kokain-Eskapaden. Aber der Belgier klagte sich ins Rennen ein und durfte starten. Vor dem Start des laufenden Giro d'Italia, in dem Contador nahezu uneinholbar an der Spitze liegt, hatte Tour-Chef Christian Prudhomme dringend auf einen Prozesstermin vor dem Tourstart bestanden. Der Freispruch im Februar hatte Contador, der schon Kunde des mutmaßlichen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gewesen sein soll, freie Fahrt bis zum CAS-Urteil gewährt.
«Albertos Rechtsanwälte und der CAS werden sich in der nächsten Woche treffen, um einen neuen Termin zu finden. Die Tour war immer in seinem Wettkampfprogramm», sagte ein Contador-Sprecher dem Internetportal «Cycling-News». Vor dem Girostart hatten der Spanier und sein neues Team Saxo-Bank-Sungard erklärt, die Planung laufe vorerst bis zur Italien-Rundfahrt.
Erik Zabel, Berater im Saxo-Bank-Konkurrenz-Team HTC Highroad und Mitglied im Profiausschuss CCP, hatte schon am vergangenen Sonntag beim Prorace in Berlin nicht an eine unmittelbar bevorstehende Contador-Verurteilung geglaubt. «Was man so hört, wird es wohl zu keinem Schuldspruch kommen. Vorbild könnte dabei der Fall des freigesprochenen Tischtennis-Nationalspielers Ovtcharov sein, der nach einem positiven Clenbuterol-Test freigesprochen worden war», hatte der gut vernetzte Ex-Profi der Nachrichtenagentur dpa erklärt.
Der Fall Ovtcharov lag im Oktober 2010 allerdings völlig anders als die Causa Contador. Der Tischtennis-Profi hatte Fleisch in China gegessen, wo Clenbuterol in der Mast im Gegensatz zum EU-Gebiet häufig eingesetzt wird. Dazu waren Teammitglieder auch positiv, und Ovtcharov hatte bereitwillig eine Haarprobe abgegeben, die die nachhaltige Clenbuterol-Einnahme ausschloss.