Berlin (dpa) - Alberto Contador fühlt sich in die Ecke gedrängt. Der dreifache Tour-de-France-Sieger droht Medien mit Verleumdungsklagen und forderte den Weltverband UCI zu schnellem Handeln in seinem Dopingfall auf.
«Eine schnelle Lösung ist der beste Weg, die Spekulationen und Publikationen von falschen und diffamierenden Nachrichten über meine Person zu stoppen», ließ Contador am Wochenende über seinen Sprecher Jacinto Vidarte erklären. Er drohte mit «rechtlichen Schritten», nachdem ihm verschiedene Medien nach dem Nachweis der Clenbuterol-Erhöhung in seinem Urin auch Blutdoping unterstellten. Contador bestreitet nach wie vor vehement, je gedopt zu haben.
Die «verfolgte Unschuld» aus Pinto erhielt am Wochenende aber auch Zuspruch. Seine Heimatstadt steht geschlossen hinter seinem Idol und der italienische Radprofi Alessandro Colò, bei dem im April bei der Mexiko-Rundfahrt ebenfalls das Kälbermastmittel Clenbuterol nachgewiesen worden war, bezweifelt die Doping-Absicht des Spaniers. Colò hatte nachweisen können, dass sein erhöhter Wert nach dem Verzehr kontaminierten Fleisches - dasselbe behauptet Contador - zustande gekommen war. Seine Sperre war allerdings nur von zwei auf ein Jahr reduziert worden, weil er nicht von der Eigen-Verantwortung freigesprochen werden konnte, darauf zu achten, was sich in seinem Körper befindet.
Derweil erstrahlt Pinto in der Tourfarbe. In der spanischen 44 000-Einwohner-Stadt südlich von Madrid ist der Balkon des Rathauses als Zeichen der Unterstützung mit einem gelben Transparent versehen worden. Pintos sozialistischer Bürgermeister José Martín Nieto rief die Bürger auf, dem Beispiel zu folgen und an ihre Balkone und Fenster ebenfalls gelbe Tücher zu hängen. Dazu wurde eine Mitteilung des Rathauses verteilt, in der unter anderem zu lesen ist: «Pinto ist stolz auf Contadors makellose Laufbahn, seinen unbeugsamen Kampf gegen den Betrug im Radsport.» Dazu passend: Aus den Händen des Toursiegers von 1988, Pedro Delgado, erhielt er den Cristobal Gabarron Award als Auszeichnung für seine sportlichen Leistungen.
Contador behauptet, durch eine Lebensmittelverunreinigung auffällig geworden zu sein, weil er vor seiner positiven Kontrolle während der vergangenen Tour in Pau belastetes Kalbfleisch gegessen hatte. Mehrere Medien hatten zuletzt berichtet, bei einer weiteren Probe Contadors während der Tour seien durch erhöhte Plastikrückstände Indizien für Blutdoping gefunden worden. Das belgische Magazin «Humo» hatte ihn - auf einen anonymen Zeugen aus seiner Astana-Mannschaft gestützt - am Wochenende weiter in dieser Richtung beschuldigt.
Hans-Michael Holczer, ehemaliger Teammanager bei Gerolsteiner und nach dem Ausstieg des Sponsors jetzt zurück im Schuldienst, hat sich für eine Verdoppelung der Dopingsperre nach einem Erstvergehen auf vier Jahre ausgesprochen. Den Fall Contador sieht er nach einer Aussage im «Kölner Stadtanzeiger» als Prüfstein für die Welt-Anti-Doping-Agentur an: «Wenn die WADA sich auf einen Kuhhandel einlässt und Contador nicht angemessen sperrt, dann können sie die WADA gleich einstampfen».