Mailand (dpa) - Auf sein drittes Mailand-San-Remo hätte sich Andre Korff normalerweise anders vorbereitet, als mit einer 13-tägigen Wettkampf-Pause. Aber der 29-jährige Coast-Profi und Ullrich-Freund hat aus dem vom Weltverband ausgesprochenen Fahrverbot, das drei Tage vor dem Weltcup-Auftakt in Mailand aufgehoben wurde, immerhin «das Beste gemacht»: Bei intensiven Übungseinheiten an der Seite des an seinem Comeback bastelnden Jan Ullrich in der Toskana hat Korff «super trainiert».
Er ist sich ganz sicher, dass er beim ersten Frühjahrs-Klassiker, bei dem sich die Welt-Elite zum ersten Mal in der Saison ein Stelldichein gibt, «auf jeden Fall bis ins Ziel kommt». Die ganze Aufregung der vergangenen 14 Tage versteht Korff nicht so recht. «Ich konnte mir die Gründe für die Sperre nicht erklären. Ich hatte mein Geld von der Teamleitung immer korrekt und rechtzeitig erhalten und diesbezüglich noch nie Probleme mit Coast», sagte Korff, der den gleichaltrigen Ullrich kennt, «seit wir acht sind». Von 1992 bis 1995 hat er in Hamburg in der Wohngemeinschaft des jetzigen Ullrich-Managers Wolfgang Strohband mit dem Toursieger von 1997 zusammen gewohnt.
Zum aktuellen Trainings-Zustand seines Freundes, der ab 8. April wieder Rennen fahren will, sagte Korff: «Er hat sicher noch Rückstände.» Trotzdem ist sich der Erfurter sicher: «Bei der Tour de France wird Jan in Topform sein.» Korff selber ist kein Tour-Kandidat für das Coast-Team.
Die durch den internationalen Radsport-Verbandes UCI ausgesprochene Sperre wegen angeblich nicht kompletter und unregelmäßiger Zahlungen an Fahrer und Angestellte habe den ehemaligen Festina-Profi «1000 Wettkampf-Kilometer gekostet». Statt vor dem ersten wichtigen Saison-Etappenrennen Paris-Nizza drei Tage in der Toskana an der Seite Ullrichs zu trainieren, «wurden fast drei Wochen daraus». Jetzt geht Korff, der auch die Weltcup-Rennen Paris-Roubaix und Flandern-Rundfahrt bestreiten soll, «doppelt motiviert» an den Start von Mailand-San-Remo.
Trotzdem dürfte von der Streitmacht aus Essen nach der von der UCI verordneten Zwangspause nicht viel erwartet werden. «Wir sind froh, wenn wir mit dem Begleitwagen bis San Remo kommen», sagte der neue Coast-Teamleiter Rudy Pevenage (Belgien), persönlicher Betreuer von Ullrich und bis Jahresende ein Garant für dessen Erfolge bei Telekom, im Scherz.
Der Weltranglisten-Spitzenreiter Erik Zabel (Unna), mit dem Pevenage in San Remo vier Mal siegte, sieht durch die Coast-Affäre einen tiefen Schatten auf den neuen Aufschwung des deutschen Radsports mit den drei Elite-Mannschaften Telekom, Coast und Gerolsteiner geworfen: «Das war ein Rückschlag.» Zabel: «Ich freue mich, die Coast-Fahrer wieder zu sehen und hoffe, jetzt ist alles in Ordnung.»
