Elgin (rad-net) - Die 107 Kilometer mit Start und Ziel im Oak Valley bei Elgin haben in der Gesamtwertung des Absa Cape Epic das Klassement verschoben. Auf der dritten Etappe wechselte das Gelbe Trikot durch einen Defekt beim Duo Lars Forster/Nino Schurter auf die Schultern von Manuel Fumic und Henrique Avancini. Das Cannondale-Duo feierte seinen ersten Etappensieg mit 2:24 Minuten Vorsprung auf die neuen Gesamtdritten Simon Stiebjahn und Urs Huber und 3:44 Minuten vor Damiano Ferraro/Samuele Porro. Bei den Damen setzten Annika Langvad und Anna van der Breggen ihre Siegesserie fort und Adelheid Morath verbesserte sich mit ihrer Partnerin Candice Lille auf den zweiten Gesamtrang.
An diesem vierten, nebligen Tag des Cape Epic traf die Leader das Defektpech. Nach drei Tagen Dominanz und klarer Führung von 4:04 Minuten erlitt Lars Forster einen Hinterrad-Defekt, der offenbar nicht zu reparieren war. So blieb nichts anderes übrig als sich den langen Downhill auf der Felge hinabzustürzen und zu hoffen, dass ihr Backup-Team mit Andri Frischknecht und Gert Heyns nicht zu weit hinter ihnen sein würden. Die kamen dann auch irgendwann, doch rund neun Minuten waren für Nino Schurter und Lars Forster (Scott-Sram) schon verloren.
Fumic: «Wollten das Gelbe Trikot unter Druck setzen»
Manuel Fumic und Henrique Avancini waren ohne das sonst bei ihnen übliche Waterbag auf dem Rücken los gefahren. «Unser Plan war heute das Gelbe Trikot unter Druck zu setzen. Oben am Groenlandberg hatte Lars Forster etwas Probleme. Wenn man am Limit ist, macht man eher Fehler und wir haben versucht den Druck aufrecht zu halten», meinte Fumic im Ziel.
Vorne wurde von der zweiten Verpflegung bei Kilometer 60 für Manuel Fumic und Henrique Avancini ein Vorsprung von 1:28 Minuten auf Simon Stiebjahn/Urs Huber (Bulls Heroes) und Damiano Ferraro/Samuele Porro (Trek Selle San Marco) gemeldet. Dahinter öffnete sich bereits eine Lücke von weiteren dreieinhalb Minuten auf die Verfolger Francesco Guerra/Enrique Morcillo (Buff Scott) und Tony Longo/Gregory Brenes (7 CBZ Wilier), die 20 Sekunden vor Jochen Käß/Daniel Geismayr (Centurion-Vaude) die Zeitmessung passierten.
Derweil dauerte es tatsächlich 9:18 Minuten, ehe Schurter und Forster die Verpflegung passierten. Zwar konnten sie die Lücke noch um zweieinhalb Minuten verkleinern, aber das Gelbe Trikot war dennoch futsch.
«Sie hatten Pech heute und wir das Glück», meinte Fumic. «Wir haben versucht ruhig zu bleiben und ein konstantes Tempo weiter zu fahren. Ich bin glücklich für Ave und mich, aber es sind noch vier weitere Tage zu gehen.» Henrique Avancini verwies auf sein erstes Cape Epic vor drei Jahren. «Das war für mich eine spezielle Etappe. Vor drei Jahren hatten wir in dieser Gegend drei Defekte und ich hatte Magenprobleme. Das war vielleicht der härteste Tag in meiner Rennfahrer-Karriere.» Umso glücklicher war der Brasilianer, dass dieser Tag eine solche Wendung nahm.
Auch für Simon Stiebjahn und Urs Huber entpuppte sich diese dritte Etappe als guter Tag. Ein Sturz von Samuele Porro machte das Bulls-Duo auf der zweiten Position zu Solisten. Im Ziel notierten sie erste Podiums-Finish beim Cape Epic 2019 und den Sprung auf den dritten Rang, zwölf Sekunden vor Trek Selle San Marco. «Wir sind wirklich sehr glücklich, es war ein harter Tag und wir hatten ein wenig Glück, dass Scott den Defekt hatte», meinte Huber. «Es lohnt sich immer um jede Sekunde zu kämpfen. Abgerechnet wird am Sonntag, aber es sieht gut aus», meinte Simon Stiebjahn.
Nino Schurter und Lars Forster erreichten mit Jochen Käß und Daniel Geismayr an den Hinterrädern das Ziel als Vierte und sind jetzt 2:41 Minuten hinter Fumic/Avancini Gesamt-Zweite. Nino Schurter zeigte sich im Ziel gelassen: «Lars hatte Defekt im Downhill, so was kann passieren, das ist Rennsport. Wir haben immer noch ein gutes Gefühl und sind zuversichtlich, dass immer noch alles möglich ist. Das Zeitfahren morgen liegt uns, vielleicht können wir da schon wieder Zeit gut machen. Wir haben versucht nicht übers Limit zu gehen», so Schurter.
Damen: Morath und Lill verbessern sich auf Rang zwei
Während Annika Langvad und Anna van der Breggen im Oak Valley auch die 107 Kilometer lange vierte Etappe des Absa Cape Epic gewannen, verloren Maja Wloszczwoska und Ariane Lüthi durch einen frühen Defekt den Anschluss und damit den zweiten Gesamtrang an die Tageszweiten Adelheid Morath und Candice Lill.
Im Downhill nach dem ersten Berg ließen es die Schweizerin und die Polin ziemlich laufen, wie immer. Doch ihre Jagd nach den führenden Annika Langvad und Anna van der Breggen wurde jäh gestoppt, als sich Ariane Lüthi einen Hinterrad-Defekt einhandelte. Sie reparierten und setzten die Fahrt fort. Bis zur nächsten Verpflegungszone bei Kilometer 22. Dort tauschten sie das Hinterrad. Vorsichtshalber. Doch das entpuppte sich als fatal. Was sie nicht wussten: Ihre Teamkollegen Ondrej Cink/Sergio Mantecon, die zuvor noch den Bergpreis gewonnen hatten, hatten in der Abfahrt auch Defekt erlitten und dort ein ebenfalls geflicktes Laufrad hinterlassen. Das war nicht entsprechend markiert, ein Betreuer, der es hätte wissen können, war nicht vor Ort. Lüthi griff zu diesem Rad. «Da war Luft drin, deshalb haben wir uns nichts gedacht», erzählte Lüthi, die im Ziel schon wieder darüber lachen konnte. Irgendwann war da halt auch wieder die Luft raus und der Zeitverlust wuchs gravierend an, mit 21:57 Minuten Rückstand erreichten sie als Tagesvierte das Ziel.
Derweil zeigten Adelheid Morath und Candice Lill ihre bis dato vielleicht stärkste Leistung, ließen am Berg die andere Konkurrenz deutlich zurück und hatten nach 60 Kilometern noch keine Minute Rückstand auf die Trägerinnen des Orangen Leaderjerseys. Die Deutsche Vize-Meisterin und die Südafrikanerin bauten ihren Vorsprung auf Jennie Stenerhag/Mariske Strauss auf 12:01 Minuten aus und wurden erstmals Tages-Zweite, 5:52 Minuten hinter van der Breggen und Langvad. «Wir sind sehr glücklich über den Tag heute. Wir haben unsere verschiedenen Stärken gut zusammen gebracht. Ich habe am Anfang am Berg das Tempo gemacht, Candice fuhr in den Abfahrten vorne und hat mir auf der Fläche geholfen», erklärte Morath. «Mir hat die Etappe gefallen, auch dass es geregnet hat», fügte sie mit einem Lachen hinzu. In den Bergen fielen Regenschauer und teilweise war es sehr neblig.
In der Gesamtwertung sind Morath und Lill auf Platz zwei vorgerückt und weisen 23:48 Minuten Differenz auf van der Breggen und Langvad auf. Gegenüber Maja Wloszczowska und Ariane Lüthi weisen sie 6:04 Minuten Vorsprung auf.
Sabine Spitz und Nadine Rieder (Meerendal Wiawis Rotwild) belegten mit 30:23 Minuten Rückstand erneut den fünften Tagesrang. Das ist auch ihre Platzierung in der Gesamtwertung.