Muttenz (rad-net) - Moritz Milatz besitzt vor dem Finale des BMC Racing Cup in Muttenz in der Schweiz noch Chancen auf den Gesamtsieg. Der BMC-Fahrer konkurriert vor allem mit Stöckli-Biker Mathias Flückiger. Bei den Damen steht Jolanda Neff (Liv Pro XC) als Gewinnerin praktisch fest.
Gewissermaßen eingeklemmt zwischen zwei Weltcup-Rennen wird am Sonntag das Cup-Finale in Muttenz ausgetragen. Das hat zur Folge, dass bei den Herren sowohl Julien Absalon (BMC Racing) und auch Nino Schurter (Scott-Odlo) auf einen Start im Reitstadion Schänzli verzichten - obwohl laut Meldeliste ursprünglich anders geplant. Auch Fabian Giger (Giant Pro XC) gibt seine Führung und damit den möglichen Gesamtsieg im BMC Racing Cup zugunsten der WM-Vorbereitung auf.
So kommt es zu einer Konstellation, die auch den Freiburger Moritz Milatz ins Spiel bringt. Fünf Rennen kommen laut Reglement in die Wertung. Allerdings zählt das Finale 1,5-fach. Das bedeutet für einen Sieg gibt es 150 statt 100 Punkte. Mathias Flückiger (Stöckli Pro) hat als aktuell Führender bereits fünf Rennen im Ranking stehen, Moritz Milatz dagegen nur vier. Das bedeutet der Freiburger kann voll punkten, während bei Flückiger 53 Punkte gestrichen werden; oder andersherum: Er kann maximal 97 dazu bekommen, wenn er gewinnt. Vor dem Finale steht es 337 zu 283 für Mathias Flückiger, zieht man dessen schlechtestes Resultat (53 Punkte) ab, dann steht es 284 zu 283. Das heißt also Milatz muss den Schweizer einfach schlagen.
Das ändert sich erst, wenn beide jenseits der Top 20 landen. Dann aber möglicherweise Reto Indergand (BMC Racing, 288 bei fünf Wertungen) wieder ins Spiel kommen und beide würden auch nicht an Fabian Giger vorbei kommen. Und so weiter. Da sollte man vielleicht einen Mathematiker mit nach Muttenz nehmen.
«Da muss ich ja im Rennen vielleicht das Rechnen anfangen», lacht Milatz. Vor dem Rennen sind solche Kalkulationen natürlich gewagt, denn Milatz muss erst mal die Form haben Mathias Flückiger zu schlagen, beziehungsweise zu gewinnen. Von den Magenkrämpfen, die ihn in Windham aus dem Rennen nahmen, spüre er nichts mehr, sagt Milatz. Eine Erklärung dafür hat man aber auch nicht gefunden. Im Training lief es die vergangenen Tage ordentlich.
«Hilft alles nichts, ich muss halt weitermachen», sagt Milatz lapidar. Am Sonntag wird’s eine erste Antwort geben, ob das eine einmalige Erscheinung war oder ob das Problem tiefer liegt.
Julian Schelb (Multivan-Merida) will das Rennen als in Muttenz als Trainingseinheit bestreiten.
Als Favoriten könnte man in Muttenz seinen Teamkollegen Lukas Flückiger handeln. «Ich fahre das nicht als Trainingsrennen. Ich war in Muttenz immer gut und ich das will ich auch diesmal sein», so Flückiger. Pikant, dass er bei entsprechender Konstellation - im Blick auf die Gesamtwertung - eigentlich gegen seinen Bruder Mathias fahren müsste.
Voriges Jahr gewann in Muttenz Ralph Näf, nachdem er einen langen Sprint gezogen hat. Der richtige taktischen Riecher ist auf dem fast flachen Kurs mit einer 600 Meter langen Steigung von Bedeutung und am Anfang sollte man nicht den Anschluss verpassen. Alleine Lücken zu schließen schafft kaum jemand.
Jolanda Neff: Fünfte Fußball-Mannschaft einkleiden
Ob die 21-Jährige Jolanda Neff ein Fußball-Fan ist, wissen wir aktuell nicht, aber mit einem Sieg am Sonntag, könnte sie die fünfte Fußball-Mannschaft ausstatten. Das beschreibt die Weltcup-Gesamtsiegerin mit einem Augenzwinkern als Ziel für das BMC-Racing-Cup-Finale. Im Klartext: Dann hätte sie seit Beginn ihrer Karriere als Sechsjährige den 55. Tagessieg gelandet. Eine fast unheimliche Bilanz und auch ein wenig ungewöhnlich, wo doch kindliche Seriensieger im Älter-Werden häufig die Lust verlieren.
Mittlerweile beginnt sich Neff auch im Weltcup das Siegen anzugewöhnen, aber am Sonntag in Muttenz will sie beim BMC Racing Cup noch ihren ersten Gesamtsieg in der Serie in der Elite-Kategorie verbuchen.
Weil für die Endabrechnung nur fünf Rennen in die Wertung kommen und Jolanda Neff bereits vier Siege auf ihrem Konto hat, ist ihr das Leaderjersey auch nicht mehr zu nehmen, weil Kathrin Stirnemann (Sabine Spitz-Haibike) auf Rang zwei bei einem Sieg 52 Punkte streichen müsste, also zu ihren 335 nur noch 48 Zähler hinzuaddieren kann, während Neff bereits 400 Punkte aufweist.
Auf dem sehr speziellen, weil bis auf einen 600 Meter langen Anstieg und entsprechender Abfahrt praktisch flachen Kurs, dürften Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) und Lokalmatadorin Katrin Leumann (Ghost Factory Racing) die größten Konkurrentinnen um den Tagessieg sein.
Dahle-Flesjaa spricht zwar von einem «Schock», den ihr Körper erleiden dürfte, nach einer so langen Wettkampf-Pause (seit der Norwegischen Meisterschaft) und dass sie wohl nicht das ganze Rennen im High-Speed-Modus durchstehen werde, doch in Muttenz kann man sich in der Spitzengruppe ja auch mal verstecken.
Nina Wrobel (Merida-Schulte) steht ebenfalls auf der Meldeliste. Für sie ist das Rennen eine Vorbereitung das Weltcup-Finale in Méribel, nachdem sie die Rennen in Nordamerika nicht bestritten hat. Hanna Klein (BH Sr Suntour-KMC) hat die ursprünglichen Planungen ad acta gelegt und nimmt nach vier Wochen eine Wettkampfpause. «Sonst wird mir das zu viel», meinte sie nach dem Weltcup in Windham.