Bergen (rad-net) - Chantal Blaak ist neue Straßen-Weltmeisterin. Bei den Titelkämpfen im norwegischen Bergen siegte die 27-jährige Niederländerin nach 152,8 Kilometern als Solistin mit einer halben Minute Vorsprung vor Katrin Garfoot (Australien) und Titelverteidigerin Amalie Dideriksen (Dänemark). Damit holte Blaak ihre zweite Medaille bei dieser WM, nachdem sie schon Silber im Mannschaftszeitfahren mit Boels-Dolmans gewonnen hatte.
Das Rennen der Frauen war sehr kampfbetont. Immer wieder gab es Angriffe aus dem Feld und immer wieder lagen kleinere Gruppen an der Spitze des Rennens, doch alle hielten sich nicht lange vorne. 65 Kilometer vor dem Ziel ereignete sich ein größerer Sturz im Feld, in den auch Blaak verwickelt war.
«Als ich gestürzt war, dachte ich schon, das Rennen ist vorbei. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich zurückkommen kann», sagte Blaak.
30 Kilometer vor dem Ziel wurde das Finale eröffnet. Da setzte sich eine starke Gruppe mit Annemiek van Vleuten, Anna van der Breggen, Janneke Ensing (alle Niederlande), Katrin Garfoot, Amanda Spratt (beide Australien), Elise Delzenne, Pauline Ferrand Prevot (beide Frankreich), Elizabeth Deignan, Danielle King (beide Großbritannien), Katarzyna Niewiadoma (Polen), Cecilie Uttrup Ludwig (Dänemark), Tatiana Guderzo (Italien) sowie Hanna Nilsson (Schweden) ab. Doch die Gruppe war zu groß, beziehungsweise zu viele Nationen waren mit mehreren Faherrinnen vertreten, so dass sie nicht richtig lief. Zwar hatte man schon bis zu einer halben Minute Vorsprung herausgeholt, aber das Feld - inzwischen auf 50 Fahrerinnen dezimiert - holte die Gruppe zurück.
23 Kilometer vor dem Ziel fiel schließlich die Vorentscheidung. Chantal Blaak griff zusammen mit Audrey Cordon (Frankreich) an und Hannah Barnes (Großbritannien) konnte noch den Anschluss herstellen. Derweil herrschte auch größeres Tempo im Feld, doch man war sich offenbar nicht richtig einig und der Vorsprung der Ausreißerinnen wuchs auf bis zu eine Dreiviertelminute.
Eingangs des letzten Anstiegs, zwölf Kilometer vor dem Ziel, sorgte Katarzyna Niewiadoma für eine Tempoverschärfung im Peloton und setzte zusammen mit Annemiek van Vleuten, Anna van der Breggen und Katrin Garfoot der Spitzengruppe nach. Das Quartett schloss zu den drei Fahrerinnen an der Spitze auf.
Nachdem zunächst Van Vleuten aus der Gruppe attackiert hatte, aber wieder eingeholt wurde, versuchte Blaak acht Kilometer vor dem Ziel ihr Glück. Schnell hatte sie eine größere Lücke gerissen und die Verfolgerinnen waren sich nicht einig. Während die Niederländerinnen ihrer Landsfrau nicht hinterherfuhren, konnten sich die Fahrerinnen aus den anderen Nationen auf eine Nachführarbeit nicht einigen und die Beine hochnahmen, so dass auf der Zielgeraden noch das Feld wieder aufschließen konnte.
Chantal Blaak siegte mit 28 Sekunden Vorsprung. Dahinter gewann die gebürtige Münchnerin Katrin Garfoot den Sprint des Feldes und damit die Silbermedaille. Bronze ging an Amalie Dideriksen (Dänemark). «Ich kann es nicht glauben. Eigentlich war es gar nicht der Plan, dass ich gewinne. Aber dann war ich in einer guten Gruppe und habe mit dem Herzen gefahren. Wir waren zu dritt in der Gruppe und wollten es nicht auf einen Sprint ankommen lassen. Zuerst griff Annemiek an. Danach war eine gute Situation für mich, anzugreifen. Es ist ein Traum der wahr wird.»
Die deutschen Fahrerinnen hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Beste von ihnen war Lisa Brennauer auf Rang 42 (+1:19 Minuten). «Wir gehörten nicht zu den Favoriten, aber wir hatten gehofft, dass jemand von uns dabei wäre, wenn es Gruppen gibt. Das Finale war sehr sehr schnell, da sind wir leider nicht mitgekommen. Letztlich waren die Mädels nicht in der Lage, die lange Distanz vorn mitzugehen. Als das Feld wieder zu den Verfolgerinnen aufschloss, hatte ich gehofft, dass Lisa Brennauer in Finale mithalten könnte», so Frauen-Bundestrainer André Korff. Lisa Brennauer ergänzte: «Bis zur vorletzten Runde bin ich im Pulk mitgerollt. Aber ich habe schon unterwegs zu den Mädels gesagt, wenn gleich die Post abgeht, müsst ihr auf mich nicht setzen. Das Rennen war einfach eine Runde zu lang.»