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26.01.2003 08:33
Berliner-Six Days - Die Goldene Nacht der Superlative - Risi/Betschart in Führung

Berlin (rad-net) Es ist eine Behauptung, es ist die Wahrheit: Keine andere unter den großen Arenen des Radsports bietet solch eine Stimmung, solch ein Fluidum, solch mitreißende Begeisterung, wie sie am Samstag während der Goldenen Nacht im Velodrom, der Berlin Arena, beim 92. Berliner Sechstagerennen um den Großen Preis der Berliner-Schultheiss-Brauerei mitzuerleben war.

Mit 13.000 Zuschauern war der Tempel der Sechstagehelden bis auf den letzten Platz gefüllt. Tausende hatten sich auf diese Goldene Nacht gefreut und mit ihrer Vorfreude die Tickets so zeitig gebucht, dass schon Wochen vor der Veranstaltung das "Ausverkauft" die Runde machte. Die Bahnasse aus aller Welt, aus den Radnationen des alten Kontinents Europa, aus Amerika und dem Süden Afrika, aus Australien - sie alle liefen angesichts dieser Kulisse zu einer begeisternden Form auf. "Den hartgesottenen Profis machte ihre Arbeit auf dem Rad mehr als Spaß", bescheinigte Radidol Otto Ziege und Ralph Schürmann, der Bahnkonstrukteur aus Münster, der solche Pisten wie in Berlin in der ganzen Welt errichtet, und bei großen Rennen erlebt, war baff: "Berlin übertrifft alles. Es ist einfach faszinierend! Die wundervolle Arena, die Sportler in Top-Stimmung, und das Publikum, das eine einzigartige Begeisterung zeigt."

Wer wollte da dem Berliner Frank Zander widersprechen, der alle einschwor auf die Losung des Tages: "Nur nach Hause, nur nach Hause geh'n wir nicht!  Der radsportbegeisterte Spreeathener zeigte sich ebenfalls in Bestform, und heizte die grandiose Stimmung meisterhaft an. Und in diesem Reigen der Gefühle schwelgten die Akteure mit der La Ola-Welle und der schon zum Kult gewordenen "Karawane"-Melodie ebenso wie die Fans auf den Rängen... Und Sport, gab es auch Sport? "Vom Feinsten!", gestand selbst der hartgesottene Ex-Profi und viermalige Weltmeister Rudi Altig zu, der zwar selbst drei Sechstagerennen in den alten Hallen der Stadt Berlin gewonnen hatte, aber nun zum ersten Male bei dem modernen Sechstagerennen im unvergleichlich schöneren Velodrom weilte. Die Männer um Silvio Martinello, Bruno Risi und Guido Fulst boten Radsport der Extraklasse, passend zur Goldenen Nacht der Superlative!

Wie in allen Nächten bildeten die kleineren Rennen den Vorgeschmack auf die Große Schultheiss-Jagd über 45 Minuten. Die Niederländer Robert Slippens/Danny Stam, die im Januar das Bremer Sechstagerennen gewonnen hatten, schafften nach dem zweiten Rang am Vortag diesmal den Sieg in der Kleinen Jagd, den 30 Minuten im Bewag-Rennen. Die Europameister flitzten mit den Eidgenossen Franco Marvulli/Alexander Aeschbach, mit den Berlinern Guido Fulst/Andreas Müller und Altmeister Adriano Baffi/Weltmeister Chris Newton der Konkurrenz um eine Bahnlänge davon. Die Führung in der Gesamtwertung hatten indes die Schweizer Risi/Betschart an sich gerissen, immer hart verfolgt von Martinello/Villa, die sich an ihre Hinterräder geheftet hatten. Beide Teams dominierten auch die Große Schultheiss-Jagd über 45 Minuten, die zu Recht als Höhepunkt jeder Nacht gilt. Sie hatten den Kontrahenten Kappes/Beikirch und McGrory/Gilmore einen Rundenvorsprung gestattet, aber im Finale der Jagd, die dem Hauptsponsor dieser Six days gewidmet ist, drehten die Top-Teams so auf, dass sie innerhalb der letzten 20 Runden den Rundenrückstand  egalisierten und zugleich in den Wertungen als Punkte kassierten. Wie sie über sich hinauswuchsen, bewies der Schlußspurt:

Der sonst keinesfalls zu den Schnellsten gehörende Kurt Betschart rang diesmal im vehementen Finalsprint den Flitzer Marco Villa nieder und sicherte damit den "Alpenblitzen" den Sieg.  

Immer rasanter jagten auch die Sprinter um die Bahn. Jens Fiedler, der wie schon tags zuvor das Rundenrekordfahren gewann, unterbot für die 250-m-Runde erstmals die 13,0-s-Grenze. Mit 12,945 s kam er dicht an den Bahnrekord heran, den er selbst im WM-Form aufgestellt hatte. Auch alle anderen Sprinter waren schneller als an den Vortagen! Aber im Finale der drei besten Sprinter des Tages zeigte sich auch eine andere Qualität: Fiedler, Wolff und Lausberg erwiesen sich als Meister im - Stehen. Mit ihrem Stehversuch, den Bahnsprecher Herbert Watterott meisterhaft kommentierte, überboten sie mit 8:21 Minuten den Vorjahrsrekord (6:35 Min.) beträchtlich. Und dann ging es wie im Rennwagen von 0 auf Hundert. Fast zumindest, denn in den verbleibenden 2 Bahnlängen vom Stehversuch bis zum Ziel steigerten die drei Athleten ihr Tempo auf über 75 km/h! Seite an Seite preschten sie über die Zielgerade. Und Sören Lausberg, der 100-kg-Recke, raste schließlich um eine Handbreite vor den anderen ins Ziel... Welche Faszination dem Bahnradsport innewohnt, zeigten auch die vielen anderen Disziplinen und solche Könner wie Steher-Champ Carsten Podlesch, der erneut dominierte.

Die Begeisterung des Publikum läßt sich kaum in Worte fassen - da muß man in der Goldenen Nacht der Superlative dabei gewesen sein!

Gesamtwertung des 92. Berliner Sechstagerennens nach dem 3. Tag:

1. Risi/Betschart (Schweiz) 161 Pkt.
2. Martinello/Villa (Italien) 145 Pkt.
3. McGrory/Gilmore (Australien/Belgien) 113 Pkt.
1 Runde zurück:
4. Kappes/Beikirch (Köln/Büttgen) 140 Pkt.
 2 Runden zurück:
5. Slippens/Stam (Niederlande) 99 Pkt.
 3 Runden zurück:
6. Marvulli/Aeschbach (Schweiz) 97 Pkt.
7. Fulst/Müller (Berlin) 95 Pkt.
8. Baffi/Newton (Italien/GB) 42 Pkt.
 5 Runden zurück:
9.  Madsen/Sandstöd (Dänemark) 15 Pkt.
7 Runden zurück:
10. Teutenberg/Kowatschitsch (Mettmann/Stuttgart) 34 Pkt.
8 Runden zurück:
11. Nothstein/Van Zyl (USA/Südafrika)  49 Pkt.
12. Neuville/Perque (Frankreich) 39 Pkt.
13. Stocher/Zabka (Österreich/Slowakei) 29 Pkt.
14. Bach/Weispfennig (Erfurt/Kirrlach) 26 Pkt.
9 Runden zurück:
15. Lehmann/Dörich (Leipzig/Stuttgart) 47 Pkt.
16. Steinweg/Altmann (Böhl-Iggelheim/Berlin) 35 Pkt.
17. Lapage/Lauke (Belgien/Frankfurt/Oder) 12 Pkt.
11 Runden zurück:
18. Vonhof/Hansen (Berlin/Dänemark) 58 Pkt.

Große Schultheiss-Jagd - 45 Minuten Zweier-Mannschaft:
1. Risi/Betschart (Schweiz) 13 Pkt.
2. Martinello/Villa (Italien) 11 Pkt.
3. McGrory/Gilmore (Australien/Belgien) 6 Pkt.
4. Kappes/Beikirch (Köln/Büttgen) 3 Pkt.
  1 Runde zurück:
5. Slippens/Stam (Niederlande) 0 Pkt.
6. Fulst/Müller (Berlin)
7. Teutenberg/Kowatschitsch (Mettmann/Stuttgart)
8. Marvulli/Aeschbach (Schweiz)
9.  Sandstöd/Weispfennig (Dänemark/Kirrlach).
10. Baffi/Newton (Italien/GB)

Bewag-Jagd - 30 Minuten Zweier-Mannschaft
1. Slippens/Stam 7 Pkt.
2. Marvulli/Aeschbach 7 Pkt.
3. Fulst/Müller 6 Pkt.
4. Baffi/Newton (Italien/GB) 0 Pkt
 1 Runde zurück:
5. Lehmann/Dörich 1 Pkt.
6. Neuville/Perque 1 Pkt.
7. 8 Teams ohne Punkte:
Martinello/Villa
Risi/Betschart
Kappes/Beikirch
Teutenberg/Kowatschitsch
McGrory/Gilmore,
Sandstöd/Weispfennig (Dänemark/Kirrlach)
Stocher/Zabka
Steinweg/Altmann

Internationaler Sprinter-Cup - Großer Preis "Getränke-Hoffmann" (3. Tag):
Keirin: 1. Laurent Gane (Frankreich), 2. Jens Fiedler (Chemnitz), 3. Rene
Wolf (Erfurt), 4. Ainars Kiksis (Lettland), 5. Craig Maclean
(Großbritannien), 6. Sören Lausberg (Berlin).
Rundenrekordfahren (250 m): 1. Fiedler 12,946 s, 2. Lausberg 13,146 s, 3.
Wolff 13,302 s, 4. Gane 13,303 s, 5. Maclean 13,494 s, 6. Kiksis 13,550 s.
Sprint, Finale A: 1. Lausberg, 2. Fiedler, 3. Wolff; Finale B: 4. Kiksis, 5.
Maclean, 6.Gane.

Gesamt nach dem 3. Tag:
1. Jens Fiedler (Chemnitz)  43 Pkt.
2. Sören Lausberg (Berlin)  36 Pkt.
3. Rene Wolff (Erfurt)   31 Pkt.
4. Laurent Gane (Frankreich)  26 Pkt.
5. Craig Maclean (GB)   16 Pkt.
6. Ainars Kiksis (Lettland)   16 Pkt.

Esso-Partner-Preis der Steher

3. Wettbewerb:
1. Carsten Podlesch (Berlin)
2. Peter Jörg (Schweiz)
3. Stefan Klare (Bielefeld)
4. Lubomir Mazel (Tschechien)
5. Jan Richter (Cottbus)
6. Francis de Jager (Niederlande)
7. Marco Ulbricht (Waltershausen)
8. Frank Schneider (Forst)

Gesamt nach dem 3. Tag:
1. Carsten Podlesch (Berlin)  5 Pkt.
2. Peter Jörg (Schweiz)   6 Pkt.
3. Stefan Klare (Bielefeld)   8 Pkt.
4. Lubomir Mazel (Tschechien)  13 Pkt.
4. Francis de Jager (Niederlande) 15 Pkt.
6. Jan Richter (Cottbus)   17 Pkt.
7. Marco Ulbricht (Waltershausen) 20 Pkt.
8. Frank Schneider (Forst)   24 Pkt.
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