Leer (dpa) - Bert Roesems hat als erster Belgier in 28 Jahren die Niedersachsen-Rundfahrt gewonnen. Der 31-jährige Spezialist für Einzelzeitfahren verteidigte auf den beiden Schlussetappen in Melle und in Leer souverän das Gelbe Trikot.
Er hatte es als «lachender Dritter» auf der schwierigen Königsetappe erobert. Die deutschen Spitzenteams Gerolsteiner und T-Mobile, die sich auf der ersten von acht Rad-Rundfahrten im eigenen Land 898,5 Kilometer lang intensiv belauert hatten, mussten Platz zwei Stefan Kupfernagel (Montabaur) vom GS3-Team Lamonta überlassen.
Der große Tour-Favorit Danilo Hondo (Cottbus) gewann zwar vier der fünf Etappen. Für den Gesamtsieg reichte das aber nicht. Der schnelle Gerolsteiner-Profi musste sich zum dritten Mal nach 1998 und 2003 mit dem Trikot des Sprinterkönigs trösten, weil er im Harz mehr als acht Minuten verlor. «Er ist zwar super über die Berge gekommen. Doch nach seiner überlegenen Vorstellung auf den beiden ersten Etappen wurde er irrational stark beschattet», kommentierte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer die entscheidende Attacke, als Roesems ohne Gegenwehr zu seinem 60 Kilometer-Solo-Ritt antreten konnte.
«Nach dem Etappensieg in Einbeck habe ich fest an meine Chance geglaubt», freute sich der Außenseiter aus dem Relax-Bodysol-Team über seinen Coup. Roesems hatte vorher keiner auf der Rechnung. Auf dem letzten und längsten Teilstück von Melle nach Leer über 188,3 km holte das Hauptfeld die zwei Ausreißer Enrico Grigori (Italien) und Alain van Katwijk (Niederlande) wenige Kilometer vor dem Ziel ein. Hondo erhöhte mit seinem Spurtsieg die Zahl seiner Etappenerfolge seit 1998 auf neun. Der Belgier Roesems trug sich als zwölfter ausländischer Fahrer in die Siegerliste der Traditionsrundfahrt ein, deren Zukunft allerdings ungewiss ist.
Der scheidende Rundfahrt-Chef Alfred Mispagel hat zwar die 29. Auflage vom 20. bis 24. April 2005 beim Weltverband UCI angemeldet. Weil die Niedersachsen-Tour aber nicht zu den 28 hochkarätigen Veranstaltungen der geplanten «Pro Tour»-Serie der UCI zählt, könnte sie an Bedeutung verlieren. Auch die Finanzierung der 385 000 Euro teuren Veranstaltung wird immer schwieriger. Diesmal musste das Land Niedersachsen als «Hauptsponsor» mit 190 000 Euro aushelfen. Die Organisatoren sind dennoch optimistisch. «Für 2005 planen wir eine Bergankunft oder ein Bergzeitfahren, um die Attraktivität zu erhöhen», sagte Rundfahrt-Pressechef Otto Pätzold.
Ergebnisse der INR 2004...