Frankfurt (rad-net) - Roger Kluge und Theo Reinhardt haben es geschafft: Die Berliner verteidigten am Sonntag in Pruszkow (Polen) ihren WM-Titel im Madison erfolgreich und siegten vor Dänemark und Belgien. Damit gewannen sie die einzige Goldmedaille für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR), der außerdem noch zweimal Silber und dreimal Bronze von der Bahn-Weltmeisterschaft mit nach Hause nehmen konnte.
«Beide haben sehr routiniert und souverän ihr Rennen bestritten. Kompliment für diese Leistung», sagte BDR-Sportdirektor Patrick Moster in Pruszkow, der insgesamt ein positives Fazit dieser Titelkämpfe zog. Die Bahn-WM war eine wichtige Standortbestimmung auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio im Sommer 2020.
«Mit der Medaillenausbeute sind wir zufrieden, auch wenn wir natürlich das eine oder andere noch hinterfragen müssen. Die Niederländer und Australier waren die überragenden Nationen in Pruszkow, danach tummeln sich die anderen Nationen, auch wir», sagte Moster. Man habe die Basis gelegt, auf der es aufzubauen gilt. «Bis 2020 müssen wir uns weiterentwickeln, in allen Bereichen», so Moster. «Wir haben gesehen, wie hoch die Messlatte liegt, daran gilt es sich zu orientieren.»
Besonders hervorzuheben seien die Leistungen im Ausdauerbereich der Frauen. Lisa Brennauer (Silber) und Lisa Klein (Bronze) gewannen zwei Medaillen in der Einerverfolgung, die erst 20-jährige Franziska Brauße belegte Platz fünf im Scratch und der Vierer kam, trotz Erkrankung zweier Sportlerinnen, auf einen guten sechsten Platz.
Der BDR-Männer-Vierer schaffte in Pruszkow Platz fünf und steuert ebenfalls einem Startplatz in Tokio zu. «Herausragend war einmal mehr Domenic Weinstein», sagte Moster. Er ist seit Jahren die große Konstante im Vierer und gewann in Pruszkow wie Lisa Brennauer Silber in der Einerverfolgung. Beide sind amtierende Europameister in dieser Disziplin und beide konnten in Polen ihren eigenen deutschen Rekord erneut verbessern.
Die Leistungsdichte im Ausdauerbereich hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Nur acht Teams dürfen in Tokio im Vierer an den Start gehen. In Rio waren es noch neun. «Darum müssen wir alle Gas geben. Das bedeutet in den nächsten eineinhalb Jahren höchste Anspannung in allen Bereichen», erklärte Moster und schloss da auch den Kurzzeitbereich mit ein.
Erleichtert war man im BDR, dass im Teamsprint der Männer wieder ein Aufwärtstrend spürbar war. «Der vierte Platz in dieser neuen Formation war ein sehr gutes Ergebnis, aber auch in diesem Bereich gibt es noch viel zu tun», sagte Moster. In der vergangene Weltcup-Saison kam das Trio nicht wirklich in Tritt. Das gute Abschneiden von Pruszkow soll als Initialzündung wirken.<ü>
Im Einzelsprint der Männer schieden die deutschen Starter Maximilian Dörnbach und Stefan Bötticher vorzeitig aus. Der Chemnitzer Bötticher, amtierender Keirin-Europameister, überzeugte in dieser Disziplin auch in Pruszkow, wo er sich souverän ins Finale fuhr und dort die Bronzemedaille gewann.
Eine weitere Bronzemedaille gab es im Teamsprint der Frauen durch Miriam Welte und Emma Hinze, die auch in der kompletten Wintersaison überzeugen konnten. Welte verpasste in ihrer Paradedisziplin, dem 500-Meter-Zeitfahren, als Vierte sehr knapp eine erfolgreiche Titelverteidigung, weil sie am Tag des Wettkampfes mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte.
Ein erfolgreiches Debüt in der Eliteklasse feierte die erst 19-jährige Lea Sophie Friedrich aus Dassow, die sich im Einzelsprint bis ins Finale kämpfte und dort Vierte wurde. Außerdem belegte sie Rang sieben im 500-Meter-Zeitfahren.