Tübingen/Phakding (rad-net) - Matthias Baumann, Leitender Verbandsarzt im Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hat sein Herzensprojekt in Nepal vollenden können und das Himalayan Sherpa Hospital in Phakding in der Everest-Region eröffnen können. Ihm und seiner Beharrlichkeit, seinem Handeln und unentwegten Geldsammeln ist es zu verdanken, dass das Krankenhaus entstehen konnte.
Fünfeinhalb Jahre und viele Hürden mussten überwunden werden, ehe das Krankenhaus stand. Nun soll es in erster Linie für die Basisversorgung der Bergbevölkerung sorgen, in dem Infektionen und Knochenbrüche versorgt und Kinder zur Welt gebracht werden. Es gibt 15 Betten. Die Einheimischen zahlen einen Dollar für die Behandlung - ein symbolischer Betrag. Da das Krankenhaus aber direkt auf dem Weg zum Everest-Basislager liegt, wird dort sicherlich auch der ein oder andere Tourist versorgt werden.
Geleitet wird die Klinik von Dr. Pasang und bildet ein Team mit zwei Krankenschwestern, einem Koch, zwei Verwaltungsleuten und dem bisherigen Bauleiter. Außerdem können Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Physio- oder Ergotherapeuten aus Deutschland für ein paar Wochen das Team komplettieren. «Die Nepalesen sollen das Krankenhaus betreiben, durch den Austausch mit anderen soll Wissen transferiert werden», erklärt Baumann.
Baumann engagiert sich seit 2014 in Nepal. Damals wollte als Expeditionsarzt den Mount Everest besteigen, doch dann ging eine gewaltige Lawine ab. Diese tötete 16 Sherpa, insgesamt wurden rund 40 Menschen verletzt. Baumann war sofort klar, dass 16 Frauen ihren Ehemann verloren hatten und viele Kinder ihre Väter - und den Ernährer der Familie. Er ging zu allen 16 Familien und gab ihnen etwas Geld als erste Überlebenshilfe. Seither sammelt er unermüdlich Geld - erst recht, als ein Erdbeben 2015 in der Region Vieles zerstörte. Das Krankenhaus hat 620.000 Euro gekostet, nun wird mit jährlichen Betriebskosten von rund 50.000 Euro gerechnet.
Der BDR-Arzt hat auch bereits ein neues Projekt: Nach dem Krankenhaus, drei Schulen und einem Gemeindehaus, möchte er eine Schule für den Winter bauen. In einem Nachbartal der neuen Klinik gibt es viele Familien, die bis zum Wintereinbruch auf 4000 Meter Höhe leben. Dort gehen die Kinder auch zur Schule. Aber im Winter ziehen die Familien aufgrund der Schneemassen auf 2000 Meter um. Oftmals leben sie dort in Sammelunterkünften, aber es gibt dort bisher keine Schule. In Nepal herrscht eine Analphabetenrate von rund 40 Prozent, sodass Bildung sehr wichtig ist.