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Nicolas Heinrich im Trikot des rad-net ROSE Teams. Foto: Mareike Engelbrecht/rad-net ROSE Team
20.10.2021 09:06
Bahn-WM: Neue Talente empfehlen sich für die Elite-Klasse

Roubaix (rad-net) - Wenn heute Mittag die Bahn-Weltmeisterschaften in Roubaix mit der Qualifikation der Mannschaftsverfolger eröffnet werden, kämpfen die Frauen um den Einzug ins Finale, die Männer hoffen darauf, in die nächste Runde zu kommen. Der deutsche Vierer befindet sich nach den Olympischen Spielen nämlich im Umbruch.

Der deutsche Bahnvierer der Männer gehört zur Weltspitze, auch wenn die Verfolger lange nicht mehr nach Edelmetall greifen konnten. Ein vierter Platz bei den Weltmeisterschaften 2018 in Apeldoorn und vierte Plätze bei den Europameisterschaften 2017 in Berlin, 2018 in Glasgow und 2021 in Grenchen ragen als beste Resultate hervor. Zwar konnte sich das deutsche Quartett in den letzten Jahren stetig verbessern, auch der Deutsche Rekord purzelte regelmäßig, aber die Medaillen holten andere.

Mit der Gründung des BDR-nahen Teams rad-net ROSE hat man vor einigen Jahren begonnen, neue Strukturen zu schaffen, um die Bahnfahrer zentral und damit auch besser auf die Highlights der Saison vorzubereiten. Das ist gelungen. Bei den Olympischen Spielen in Tokio fuhr das Quartett auf Platz sechs, nach Rang fünf in Rio.

Und wie so oft nach Olympischen Spielen gibt es Veränderungen. Der BDR-Vierer wird verjüngt, auch wenn die «Alten» nach wie vor eine Rolle spielen sollen. Auf Fahrer wie Theo Reinhardt oder Domenic Weinstein will man aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung keinesfalls verzichten. Und Felix Groß wird weiterhin dem Vierer-Stamm angehören, auch wenn der Leipziger im kommenden Jahr seine Profikarriere bei der WorldTour-Mannschaft UAE-Emirates beginnen wird.

Drei junge Fahrer stehen bereit, sich einen Stammplatz im Vierer zu erkämpfen. Alle waren 2019 Junioren-Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung bei den Titelkämpfen in Frankfurt/Oder. Tobias Buck-Gramcko aus Göttingen schmückte sich gleich mit drei Regenbogen-Trikots: war auch Weltmeister in der Einerverfolgung und im 1000-Meter-Zeitfahren, sein rad-net ROSE-Teamkollege Nicolas Heinrich (Zwickau) war 2019 Junioren-Vize-Weltmeister und Europameister in der Einerverfolgung und im letzten Jahr Dritter bei der U23-EM im Vierer (zusammen mit Buck-Gramcko, Felix Groß und Richard Banusch). Der Dritte im Bunde ist Pierre-Pascal Keup (Lotto-Kern Haus), der seine Zukunft im Radsport sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße sieht.

Außerdem gehörten Moritz Kretschy (rad-net ROSE Team/Junioren-Europameister im Punktefahren 2020) und Hannes Wilksch (Development-Team DSM) zum Gold-Vierer von 2019. Wilksch hat sich aber inzwischen gegen die Bahn entschieden und fährt nur noch auf der Straße, Kretschy ist weiter zweigleisig unterwegs und startet ebenfalls bei der WM in Roubaix.

Tobias Buck-Gramcko und Nicolas Heinrich waren bei der Europameisterschaft in Grenchen Teil des Vierers, der im kleinen Finale nur ganz knapp die Bronzemedaille verpasste. Und Heinrich überzeugte mit einem guten fünften Platz in der Einerverfolgung. Und dieser gute Einstieg in die Eliteklasse, der macht bei allen Lust auf mehr.

«Wir müssen weiter mit den Alten planen, aber die Jungen drängen nach vorn. Und das ist gut so. Die etablierten Fahrer bekommen etwas mehr Druck, und das ist gut für das Fortkommen im Vierer. Je größer der Pool an Rennfahrern, umso größer ist die Spitze», sagt Frank Augustin, U23-Trainer für die Ausdauerfahrer. Der 55-Jährige beklagt, dass im letzten Jahr durch Corona so viele Wettkämpfe ausfallen mussten. «In der WorldTour fanden fast 90 Prozent aller Rennen statt, in unserer Alterklasse nicht. Darum ist uns einiges weggebrochen. Aber um Spitzenleistungen zu erzielen, ist ein gesundes Wettkampfsystem sehr wichtig», sagt Augustin, der Strukturen nicht verändern, sondern darauf aufbauen will. Zusammen mit Dan Radtke hat er im letzten Jahr das Team Project 2024 in Frankfurt/Oder gegründet, dass sich ähnlich wie rad-net ROSE der Nachwuchsförderung mit Schwerpunkt Bahn widmet. «Der BDR unterstützt unser Vorhaben», erzählt Augustin.

Neben den Verfolgern ist auch ein weiterer junger Nachwuchsfahrer im Ausdauerbereich zu beachten: Tim Torn Teutenberg (Leopard Pro Cycling), der sich in den übrigen Wettbewerben schon sehr gut in Szene setzen konnte. Der Kölner ist erst 19 und damit noch ein Jahr jünger als die neuen Verfolger, die alle dem Jahrgang 2001 angehören. Bei den Nachwuchs-Europameisterschaften im letzten Jahr gewann er Silber im Omnium und Bronze im Madison, zusammen mit dem Thüringer Benjamin Boos (Jahrgang 2003), der als nächster hoffnungsvoller Ausdauerfahrer den Sprung in den deutschen Vierer schaffen könnte. Bei der EM in Grenchen belegte Teutenberg Platz fünf im Omnium und Ausscheidungsfahren.

Die nächsten Olympischen Spiele sind schon in drei Jahren. Dort nach einer Medaille greifen zu können, davon träumen die jungen Talente. Doch jetzt wollen sie erst einmal mit einer guten Zeit in der Qualifikation bei der Weltmeisterschaft überzeugen.

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