Gent (rad-net) - Das Eddy-Merckx-Velodrom in Gent ist vom 9. bis 14. Juli Austragungsort der U23- und Junioren-Europameisterschaften. Während es für die U23-Fahrer einer der Saisonhöhepunkte ist, sind die Wettbewerbe in Belgien für die Junioren nur Durchgangsstation auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Frankfurt (Oder) vom 14. bis 18. August.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fährt mit 39 Sportlern für die insgesamt 44 Entscheidungen nach Belgien.
Felix Groß reist als einziger deutscher Titelverteidiger von 2018 zur EM. Im Vorjahr siegte der 20-Jährige aus Leipzig im Finale der Einerverfolgung der U23 gegen den Russen Ivan Smirnov und stellte in der Qualifikation in 4:15,148 Minuten eine persönliche Bestleistung auf. «Felix hat sich diesmal nicht speziell vorbereitet und fährt voll aus dem Training. Bis zum Sonntag war er noch bei der Oderrundfahrt dabei, die Einerverfolgung ist schon am Dienstag», sagte Trainer Frank Augustin, für den Groß auch eine der wichtigsten Stützen im U23-Vierer sein wird.
Ebenfalls seine Leistungen aus 2018 bestätigen will Moritz Malcharek. Ein zweiter Platz im Omnium in Aigle (Schweiz) ebnete dem 21-Jährigen den Weg in die Weltcups und zur Elite-WM.
Bei den U23-Frauen holte 2018 Franziska Brauße nach Bronze in der Mannschaftsverfolgung ebenfalls Silber im Omnium. Die 20-Jährige aus Öschelbronn will die Ergebnisse in Belgien natürlich bestätigen. «Ich hatte in der Vorbereitung leider mit Kopf- und Bauchschmerzen zu kämpfen und konnte nicht wie geplant trainieren», sagte Brauße, die neben Omnium und Mannschaftsverfolgung voraussichtlich auch Einerverfolgung und Zweiermannschaftsfahren fahren wird. «Ich hoffe natürlich trotz der nicht optimalen Vorbereitung mit einer Medaille heim zu gehen.» Allerdings rechnet Brauße auch mit starker Gegenwehr, da einige Fahrerinnen von den European Games in Minsk mit guter Form anreisen werden. Bemerkenswert: Der Vierer mit Laura Süßemilch, Michaela Ebert, Lea-Lin Teutenberg und Brauße könnte in gleicher Besetzung wie 2018 beim Gewinn der Bronzemedaille an den Start gehen.
Im Kurzzeitbereich sind alle gespannt auf den Auftritt von Lea Sophie Friedrich. Bei der Elite-WM in Polen belegte die vierfache Junioren-Weltmeisterin von 2018 schon den starken vierten Platz im Sprint. Zuletzt zeigte sich die 19-Jährige aus Dassow beim Großen Preis von Deutschland in toller Form. «Ich will natürlich in Gent auf dem Podium stehen. Wichtiger sind für mich aber die Deutschen Meisterschaften, die zählt für uns zur Olympia-Qualifikation», sagte Friedrich vor der Abreise. Pauline Grabosch aus Erfurt, die 2017 bei der U23-EM Gold im Zeitfahren und Silber im Sprint gewann, sagte kurzfristig erkrankt ab.
Bei den Männern setzt Bundestrainer Carsten Bergemann mit Anton Höhne, Carl Hinze, Elias Edbauer und Nik Schröter auf eine sehr junge Mannschaft. «Der Ausfall von Pauline tut mir persönlich weh. Eine Nachmeldung war nicht mehr möglich. Nik Schröter ist auf einem guten Weg und zeigte zuletzt einen stetigen Aufwärtstrend. Ich hoffe, neben einem guten Teamsprint auch auf einen guten Sprint-Wettbewerb für ihn. Für die anderen geht es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln», sagte Bergemann.
Sprint-Junioren-Bundestrainer Jörg Winkler, der kürzlich seinen Vertrag bis Ende 2020 mit dem BDR verlängert hat, nimmt sieben Sportlerinnen und Sportler mit nach Gent. «Für mich steht die Leistung nicht so sehr im Vordergrund. Für viele ist es die Premiere auf diesem Niveau. Deshalb nutzen wir die EM als Vorbereitung», sagt der 66-Jährige.
Im älteren Junioren-Jahrgang ist Alessa-Catriona Pröpster, im vergangenen Jahr bereits Weltmeisterin im Teamsprint und Dritte im Zeitfahren. Auf der 18-Jährigen aus Ludwigshafen ruhen trotz eines Bänderrisses im Fuß vor einigen Wochen besondere Hoffnungen. «In den Einzeldisziplinen kann sie auf jeden Fall vorn mitfahren», sagt Winkler, seit 2007 Bundestrainer. In Cottbus beim Sprint-Cup und Großen Preis zeigte sich Pröpster fast schon wieder in Bestform.
Für Tim Zühlke, seit Jahresbeginn Bundestrainer für die Junioren im Ausdauer-Bereich, ist die EM Generalprobe für die WM in knapp vier Wochen. In der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung ist das kleine Finale das Ziel. Eine Zeit von 4:05 Minuten müssen die Junioren dafür wohl anbieten. «Wir kommen aus einem straffen Straßen-Block, müssen erst den Bahn-Tritt finden. Und wir können auch noch ein bisschen experimentieren in Gent», sagt Zühlke. In den Einzeldisziplinen räumt der Erfurter Hannes Wilksch die größten Chancen ein. Der 18-Jährige vom RC Luckau gewann kürzlich die LVM Trofeo Saarland und startet aussichtsreich im Punktefahren und wohl im Madison.
Die Juniorinnen Finja Smekal und Friederike Stern sammelten vor einigen Wochen Rennhärte bei der Thüringen-Rundfahrt der Frauen und gehen laut Bundestrainer Lucas Schädlich mit einer guten Form in die Wettkämpfe. Beide sind auch die Zugpferde im Vierer, der den im Vorjahr aufgestellten Juniorinnen-Rekord (4:39,831 Min.) verbessern will – da gehörten beide auch schon dazu. Smekal ist zudem für das Omnium und zusammen mit Stern für das Madison vorgesehen. «Wir wollen in Gent einen Entwicklungsschritt nachweisen, wohl wissend, dass mit der Junioren-WM im August noch größere Aufgaben auf uns warten», sagte Schädlich.
BDR-Aufgebot Bahn EM Gent
Ausdauer
U23 Männer:
Moritz Augenstein (RSV Ellmendingen)
Richard Banusch (LKT Team Brandenburg)
Calvin Dik (Heizomat-rad-net.de)
Felix Groß (Heizomat-rad-net.de)
Moritz Malcharek (LKT Team Brandenburg)
Elias Richter (Marzahner RC 94)
Sebastian Schmiedel (LKT Team Brandenburg)
U23 Frauen:
Franziska Brauße (RSV Öschelbronn)
Michaela Ebert (WV Zeeuws Vlaanderen)
Lena Reißner (SSV Gera)
Laura Süßemilch (Health Mate Ladies Team)
Lea Lin Teutenberg (WNT Rotor Cycling)
Junioren:
Tobias Buck-Gramcko (Ruspo Weende)
Luca Dreßler (RC Die Schwalben München)
Nicolas Heinrich (ESV Lok Zwickau)
Pierre-Pascal Keup (ESV Lok Zwickau)
Moritz Kretschy (RSV 54 Venusberg)
Tim Tom Teutenberg (FC Lexxi Speedbike)
Hannes Wilksch (RC Luckau)
Juniorinnen:
Hannah Buch (Tuspo Weende)
Hanna Dopjans (RSV Irschenberg)
Paula Leonhardt (SC Berlin)
Friederike Stern (RSV Elxleben)
Finja Smekal (Pulheimer SC)
Lea Waldhoff (RIG Vorderpfalz)
Kurzzeit
Männer U23:
Elias Edbauer (Bahn-Team Rheinland-Pfalz)
Carl Hinze (Track Team Brandenburg)
Anton Höhne (Track Team Brandenburg)
Nik Schröter (Erdgas.2012)
Frauen U23:
Lea-Sophie Friedrich (Erdgas 2012)
Emma Götz (RV Elxleben)
Junioren:
Laurin Drescher (ESV Lok Zwickau)
Julien Jäger (RSC Turbine Erfurt)
Dominic Kruse (Schweriner SC)
Paul Schmidt (Chemnitzer PSV)
Juniorinnen
Katharina Albers (Bahn-Team Rheinland-Pfalz)
Alessa Pröpster (Bahn-Team Rheinland-Pfalz)
Christina Sperlich (SV Sömmerda)
Zeitplan (Entscheidungen)
Dienstag, 9. Juli:
U23 m/w: Einerverfolgung, Ausscheidungsfahren
Jum. m/w: Teamsprint, Scratch
Mittwoch, 10. Juli:
U23 m/w: Teamsprint, Scratch
Jun. m/w: 1000-Meter-Zeitfahren (nur m.), Mannschaftsverfolgung, Auscheidungsfahren
Donnerstag, 11. Juli:
U23 m: Mannschaftsverfolgung, 1000-Meter-Zeitfahren
U23 w: Mannschaftsverfolgung
Jun m: Einerverfolgung
Jun w: Sprint, Einerverfolgung
Freitag, 12. Juli:
U23 m: Punktefahren
U23 m/w: Sprint, Punktefahren
Junioren: Sprint, Omnium
Juniorinnen: 500-Meter-Zeitfahren, Omnium
Samstag, 13. Juli:
U23 m: Sprint, Omnium
U23 w: 500-Meter-Zeitfahren, Omnium
Jun m/w.: Keirin, Punktefahren
Sonntag, 14. Juli
U23 m/w: Keirin, Zweiermannschaftsfahren
Jun m/w: Zweiermannschaftsfahren