Frankfurt (rad-net) - Am Donnerstag (8. Oktober) beginnen die Bahn-Europameisterschaften der U23 und Junioren in Fiorenzuola und die deutsche Mannschaft reist mit einem starken Aufgebot nach Italien, um an die Erfolge im letzten Jahr anzuknüpfen. Im Vorjahr in Gent (Belgien) gewann der BDR 13 Gold-, vier Silber- und sieben Bronzemedaillen und führte damit den Medaillenspiegel vor Großbritannien an. An den geplanten sechs Wettkampftagen fallen in diesem Jahr 44 Medaillen-Entscheidungen.
Im Teamsprint der Frauen wird erstmals nach der Änderung des Reglements mit drei Frauen gefahren. Deutschland bringt mit Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich zwei Weltmeisterinnen von Berlin an den Start, komplettiert wird das Trio von der vierfachen Junioren-Weltmeisterin Alessa-Catriona Pröpster. «In dieser Besetzung wäre alles andere als Gold schon eine Enttäuschung», sagte U23-Bundestrainer Carsten Bergemann. Allerdings wird in Fiorenzuola auf einer offenen 394-Meter-Bahn statt auf 250 Meter Holz gefahren, was den Charakter des Wettbewerbs ein wenig verändert. Auch in den Einzeldisziplinen gehören Friedrich und Grabosch zum engsten Favoritenkreis. Bei den U23-Sprintern will Anton Höhne seinen Sieg aus dem Vorjahr in Gent über die 1000 Meter wiederholen. Weiter mit am Start sind Julien Jäger und Nik Schröter.
Eine von 13 deutschen Gold-Medaillen bei der EM 2019 steuerte Franziska Brauße mit ihrem Sieg in der U23-Einerverfolgung bei. In Fiorenzuola ist die «Radsportlerin des Jahres 2019» nach einem schweren Sturz mit Gehirnerschütterung beim Giro d’Emilia und einer großen Weisheitszahn-Operation auf Durchreise. «Ich möchte die EM vor allem nutzen, um nach meinen Trainingsausfällen wieder ein bisschen in Form zu kommen», sagte Brauße, die wohl auch im Vierer und im Madison am Start stehen wird. Als weitere Starter hat Bundestrainer André Korff Lea Lin Teutenberg, Lena Reißner und Finja Smekal für Italien nominiert.
Bei den Männern steht mit dem Leipziger Felix Groß ebenfalls der Titelverteidiger in der U23-Einerverfolgung am Start. «Ich fühle mich gut und freue mich sehr, dass die EM nach der zunächst erfolgten Absage nun doch stattfinden kann. Ich habe mich nicht speziell vorbereitet, bin aber über jeden Wettkampf in diesem speziellen Jahr froh», sagte der 22-Jährige. Komplettiert wird die Mannschaft von Richard Banusch (Titelverteidiger Punktefahren), Calvin Dik, Nicolas Heinrich, Tobias Buck-Gramcko und Franz Groß.
Auch für die Juniorinnen und Junioren ist die EM der erste internationale Wettkampf seit langer Zeit. «Wir haben ein Jahr wie nie zuvor und hatten deshalb eine schwierige Vorbereitung. Wir konnten wenig Straßenrennen fahren, deshalb fehlt eine wichtige Grundlage. Die Vorfreude auf die Wettkämpfe ist aber groß», sagte Tim Zühlke, Ausdauer-Bundestrainer der Junioren. Kompensiert wurden die Ausfälle seit Juni mit vermehrtem Bahntraining. Mit Moritz Kretschy und Tim Torn Teutenberg sind noch zwei Fahrer dabei, die bei der erfolgreichen Heim-WM im August 2019 in Frankfurt (Oder) Medaillen gewinnen konnten. Teutenberg ist zudem Titelverteidiger im Ausscheidungsfahren. «Im Vierer ist natürlich eine Medaille das Ziel», sagte Zühlke, der auch Benjamin Boos und Luis-Joe Lührs viel zutraut. «Beide sind fester Bestandteil nach einer konstant guten Saison», erklärte der Erfurter.
Im Kurzzeitbereich der Junioren traut Bundestrainer Jörg Winkler vor allem Dominic Kruse aus Schwerin, der schon im Vorjahr dabei war, und Willy Leonhard Weinrich eine gute Rolle zu. Sandra Hainzl gibt ihr Nationalmannschaftsdebüt. Die Berlinerin ist erst vor kurzer Zeit von der Leichtathletik zum Bahnradsport gewechselt.
Für Lucas Schädlich, Ausdauer-Bundestrainer der Juniorinnen, kommt es in «dieser verrückten Saison» darauf an, «dass wir uns nicht verunsichern lassen und die EM als Höhepunkt annehmen.» Nach Platz drei für den Vierer vor einem Jahr soll in der Mannschaftsverfolgung möglichst wieder eine EM-Medaille her. Verzichten muss der Bundestrainer allerdings auf die gestürzte Hannah Buch, die durch Paula Leonhardt ersetzt wird. In den Massenstartdisziplinen setzt Schädlich auf Lea Waldhoff, die 2019 schon bei der WM als Fünfte im Scratch überzeugte.
Insgesamt 321 Athleten aus 23 Ländern werden ab Donnerstag um die 44 zu vergebenen Titel kämpfen, worüber sich Rocco Cattaneo, Präsident der UEC besonders freute: «Die Meisterschaften, die im historischen Velodrom von Fiorenzuola d'Arda stattfinden werden, sind für den Radsport besonders wichtig, da sie das einzige internationale Treffen für junge Menschen in dieser Saison sind. Das leidenschaftliche und sachkundige italienische Publikum wird in der Lage sein, technische Rennen auf hohem Niveau zu sehen, und wir sollten nicht vergessen, dass die Junioren- und U23-Meisterschaften schon immer eine Startrampe für verschiedene Fahrer waren, die im Laufe ihrer Karriere Weltmeistertitel und Olympiasiege errungen haben.»
Das BDR-Aufgebot für die Bahn-EM der U23 und U19
Ausdauer
Männer U23
Richard Banusch (LKT Team Brandenburg)
Tobias Buck-Gramcko (rad-net ROSE Team)
Calvin Dik (rad-net ROSE Team)
Felix Groß (rad-net ROSE Team)
Franz Groß (LKT Team Brandenburg)
Nicolas Heinrich (rad-net ROSE Team)
Frauen U23
Franziska Brauße (Ceratizit-WNT)
Lena Reißner (SSV Gera)
Finja Smekal (Drops)
Lin Teutenberg (Ceratizit-WNT)
Junioren
Benjamin Boos (RSV Ellmendingen)
Laurin Drescher (ESV Lok Zwickau)
Luca Dreßler (RC Die Schwalben München)
Moritz Kretschy (RSV 54 Venusberg)
Luis-Joe Lührs (RC Die Schwalben München)
Oliver Spitzer (RSV 54 Venusberg)
Tim Torn Teutenberg (FC Lexi Speedbike)
Juniorinnen
Lana Eberle (RSV Edelweiß Oberhausen)
Hanna Dopjans (RSV Irschenberg)
Fabienne Jährig (BRC Zugvogel Berlin)
Paula Leonhardt (SC Berlin)
Marla Sigmund (RG Hamburg)
Lea Waldhoff (RIG Vorderpfalz)
Kurzzeit
Männer U23
Anton Höhne (Track Team Brandenburg)
Julien Jäger (RSC Turbine Erfurt)
Nik Schröter (RSC Cottbus)
Frauen U23
Lea Sophie Friedrich (Theed Project Cycling)
Pauline Grabosch (Theed Project Cycling)
Alessa Catriona Pröpster (RSC Ludwigshafen)
Junioren
Paul Groß (RSC Cottbus)
Domenic Kruse (Schweriner SC)
Paul Schippert (Berliner TSC)
Willy Weinrich (RSV Breitenworbis)
Juniorinnen
Sandra Hainzl (SC Berlin)
Zeitplan
Donnerstag, 8. Oktober:
Junioren: Teamsprint, Mannschaftsverfolgung, Scratch
Juniorinnen: Teamsprint, Einerverfolgung, Scratch
Männer U23: Einerverfolgung, Ausscheidungsfahren
Frauen U23: Mannschaftsverfolgung
Freitag, 9. Oktober:
Junioren: 1000-Meter-Zeitfahren, Ausscheidungsfahren
Juniorinnen: Sprint, Mannschaftsverfolgung
Männer U23: Teamsprint, Mannschaftsverfolgung
Frauen U23: Teamsprint, Einerverfolgung, Scratch
Samstag, 10. Oktober:
Junioren: Sprint, Einerverfolgung
Juniorinnen: Sprint, Ausscheidungsfahren
Männer U23: 1000-Meter-Zeitfahren, Scratch
Frauen U23: Sprint, Ausscheidungsfahren
Sonntag, 11. Oktober:
Junioren: Sprint, Omnium
Juniorinnen: 500-Meter-Zeitfahren, Omnium
Männer U23: Sprint, Punktefahren
Frauen U23: Sprint, Punktefahren
Montag, 12. Oktober:
Junioren: Keirin, Punktefahren
Juniorinnen: Keirin, Punktefahren
Männer U23: Sprint, Omnium
Männer U23: 500-Meter-Zeitfahren, Omnium
Dienstag, 13.10.:
Junioren: Zweiermannschaftsfahren
Juniorinnen: Zweiermannschaftsfahren
Männer U23: Keirin, Zweiermannschaftsfahren
Frauen U23: Keirin, Zweiermannschaftsfahren