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Training unter Sonne: Die Junioren auf Trainingsfahrt. Foto: rad-net
14.03.2009 09:51
Auf Mallorca: Mit Doping-Prävention Selbstvertrauen stärken

Alcudia (rad-net) - In vier Workshops ist auch in diesem Jahr die Anti-Doping-Arbeit mit dem Sportpsychologen Benjamin Fischer Bestandteil des Trainingslagers der Junioren-Teams des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf Mallorca. Das Konzept baut dabei auf den Erfahrungen des Vorjahres auf, der Schwerpunkt liegt auf dem Gespräch und der Diskussion mit den Nachwuchssportlern. «Es gehört zur Pflicht eines modernen und verantwortungsbewussten Spitzenverbandes, die Mädchen und Jungen auf das vorzubereiten, was ihnen in ihrer Karriere begegnen kann», so Fischer gegenüber «rad-net».

Sein Ansatzpunkt für die Präventionsarbeit: «Athleten, die kritisch denken, über ihr Handeln reflektieren und ein Problembewusstsein haben, besitzen die beste Prognose», so der Experte weiter. «Appellative Kampagnen haben noch nie große Erfolge gehabt. Es ist blauäugig, weiterhin zu glauben, man könne Athleten vom dopen abhalten, bloß weil man ihnen sagt, dass es verboten und schlecht für ihre Gesundheit ist», sagt Fischer. Ziel der Seminare sei es daher, Keine «Einblicke in die psychosozialen und soziologischen Zusammenhänge des Dopings zu gewinnen und eigene Einstellungen und Werthaltungen zu entwickeln, die es ermöglicht, nein zu sagen», so Fischer. Behandelt würden auch Grundsatzfragen wie, «Warum ist Doping nur Leistungssportlern untersagt».

Grundsätzlich stehen bei den Gesprächen jedoch nicht die negativen Folgen des Dopings sondern das positive Erlebnis und die innere Bereicherung durch den Sport im Mittelpunkt. Damit soll auch der Glauben an saubere Spitzenleistungen gestärkt werden. «Wer nicht fest davon überzeugt ist, ohne verbotene Methoden schnell Rad fahren zu können, wird es auch nicht können. Deshalb arbeiten wir daran, dass die Sportlerinnen und Sportler ihr Selbstvertrauen und die Überzeugung zurück gewinnen, dass sie mit solidem Training, Talent und mentaler Stärke auch vermeintlich gedopte Gegner schlagen können», so die Meinung des Psychologen.

Ein Teil der leistungsstärkenden Effekte durch Medikamente beruhten auf einem Placebo-Effekt. «Saubere Sportler haben demnach mehr mit einem psychologischen, denn mit einem physiologischen Nachteil zu kämpfen», sagt Fischer. «In diesem Sinne ist ein umfassendes sportpsychologische Betreuung mit die beste Dopingprävention. Im Vergleich zu anderen Maßnahmen wie Kontrolle und Strafe wirkt die psychologische Prävention zusätzlich mittelbar leistungssteigernd», so Fischer weiter.

Auf Mallorca werden die Themen in mehreren Kleingruppen bearbeitet. Zu den Themen der Seminare gehören dabei auch Grundsatzfragen wie die Definition von Doping, Verstöße und entsprechende Bestimmungen, das Kontrollsystem, Konsequenzen von von Doping-Verstößen, Verbotene und erlaubte Wirkstoffe und Methoden sowie medizinische Ausnahmegenehmigungen. Vertieft wird die Thematik mit Materialien der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) sowie einer Art Hausaufgabe zur Selbstkontrolle.

Bereits im vergangenen Jahr war der Diplom-Psychologe Fischer Gast der Junioren im Trainingslager auf Mallorca. Nach den Gesprächsrunden, in die auch die Trainer, Physiotherapeuten und Mechaniker eingebunden wurden, hatte Fischer zufrieden Bilanz gezogen. «Daraus haben sich teilweise lebhafte Diskussionen entwickelt», so Fischer. «Das war ja zunächst das erste Anliegen.»

Die Aktiven hatten die Anwesenheit des Experten jedoch auch für über die Doping-Prävention hinausgehende Fragen. «Dabei ging es unter anderem um das Selbstvertrauen in Wettkämpfen und eine zielgerichtete Konzentration durch Vorstartrituale in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung», sagte Fischer.

Auch zur eigenen Fortbildung hatte Fischer den Aufenthalt auf Mallorca im vergangenen Jahr nutzen können: «Gewinnbringend war zum Beispiel die Kooperation zwischen dem Teamarzt und mir. Zum einen konnten wir unsere Haltungen zu Themen wie Nutzen, Unsinn und Risiko von Nahrungsergänzungsmitteln abgleichen und zum anderen konnte ich mich bei speziellen medizinischen Fragen im Zusammenhang mit krankheitsbedingtem Einsatz von Medikamenten und Doping bei ihm rückversichern», so Fischer.

Der Einsatz des Psychologen auf Mallorca war auch von den regionalen Medien aufgegriffen worden. Unter anderem berichtete die deutschsprachige Wochenzeitung «Mallorca Magazin» mit einem Interview von dem Projekt.

Insgesamt sind vom 6. bis zum 22. März 45 Sportlerinnen und Sportler auf Mallorca, um sich auf die Saison vorzubereiten. Der Kader der Juniorinnen mit Simona Janke, Janine Bubner, Melanie Wotsch, Franziska Ruschke, Sarah Lena Hofmann, Romy Schneider, Anna Hunger, Marie-Therese Ludwig, Johanna Badmann, Lisa Poller, Lisa Bache und Monique Klatt wird dabei von Bundestrainer Ingo Messerschmidt, Mechaniker Sven Gabler sowie Masseurin Monika Pilak, der Bahn-Kurzzeit-Kader der Junioren und Juniorinen mit Eric Engler, Daniel Scherring, Stefan Bötticher, Christian Bartel, Erik Balzer, Robert Kanter, Alexander Reinelt, Christina Konsulke, Florian Wagner, Charlott Arndt und Tobias Schweizer begleitet von Trainer Jörg Winkler und Physiotherapeutin Alexandra Welte sowie die Junioren-Kader mit Nikias Arndt, Arne Dreßler, Kai Exner, Max Klein, Andreas Klopf, Michel Koch, Alexander Krieger, Constantin Liebenow, Lucas Liß, Daniel Mrosek, Christopher Muche, Fabio Nappa, Simon Nuber, Hans Pirius, Jan Radermacher, Martin Reinert, Max Stahr, Jasha Sütterlin, Patrick Sylla, Brian Takacs, Fabian Thiel und Kersten Thiele unter der Leitung der Bundestrainer Helmut Taudte und Patrick Moster sowie begleitet von Mechaniker Alfons Kindermann und den Physiotherapeuten Claudia Stanschuß und Wolfgang Langer. Unterstützt wird das Team der Aktiven außerdem von zwei Ärzten, die jeweils eine Woche mit auf Mallorca sind, drei Lehrern sowie jeweils für einen Teil der Zeit den Diagnose-Trainer des BDR und den Sportpsychologen für die Anti-Doping-Weiterbildung.

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