Peking (dpa) - Die strenge Abmeldepflicht bei den Olympischen Spielen zur Erreichbarkeit für Doping-Kontrollen stößt bei Athleten auf Kritik. «Man muss den Sinn schon hinterfragen. Ich bin doch auch ein privater Mensch», meinte die deutsche Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf am Mittwoch. Da kann ich mir gleich einen Chip unter die Haut pflanzen lassen oder mich ständig per Handy orten lassen.» Tatsächlich müssen die Sportler fast über jeden Schritt und Tritt, den sie im olympischen Dorf oder in den Straßen von Peking tun, Auskunft geben. «Die Athleten müssen schon eine Menge bringen, doch es gibt weniger Probleme, als ich erwartet habe», erklärte Peter Kreutzer, der für die sogenannten «Whereabouts»-Informationen zuständige Mitarbeiter des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Der DOSB muss während der «In-Competition-Period» vom 27. Juli bis 24. August für alle Athleten managen, wo sie sich aufhalten. Dazu sammeln die Manager der einzelnen Sportarten immer einen Tag im Voraus die Angaben, wo sie morgens, nachmittags und abends sein werden. «Für eine große Mannschaft mit rund 440 Sportlern ist dazu eine enorme Logistik notwendig», berichtete Kreutzer, «aber wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Alle ziehen gut mit.» Etwa 15 Mal seien deutsche Athleten bereits zu Doping-Trainingstests gebeten worden.
«Es ist grenzwertig und bei allem Verständnis für den Anti-Doping- Kampf eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit», sagte Eike Emrich, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). In der Nacht zum Mittwoch sei er sogar von den Doping-Fahndern geweckt worden, um ihnen Auskunft über die Zimmerbelegung zu geben. «Nach den Olympischen Spielen in Athen 2004 ist alles strenger geworden», sagte Kreutzer. Vor vier Jahren hatten sich die griechischen Sprinter Ekaterina Thanou und Kostas Kenteris einer Doping-Kontrolle entzogen und einen Skandal ausgelöst.
Kein Verständnis zeigt das jamaikanische Nationale Olympischen Komitee für die Häufigkeit der Trainingskontrollen durch Doping- Fahnder. «Wir haben so einen Level an Tests noch nie gesehen», sagte Jamaikas Teamchef Don Anderson. «Wir hatten 32 Kontrollen in den vergangenen sieben Tagen. Dies kann die Leistung unserer Athleten beeinträchtigen.» Allein das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat 1500 Out-of-Competition-Tests vorgesehen.
Besonders gestört fühlte sich Jamaikas Sprint-Star Asafa Powell, der im Zuge eines Pilotprojekts des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF auch Bluttests machen musste. «Ich bin aufgebracht, weil sie mich seit meiner Ankunft viermal getestet haben», klagte der Ex- Weltrekordler, der am Freitag den Gold-Gigantenkampf mit Usain Bolt (Jamaika) und Tyson Gay (USA) startet. «Sie haben mir soviel Blut abgenommen, so dass ich schon geschwächt bin, bevor ich ins Finale komme.»
IAAF-Sprecher Nick Davies wies die Vorwürfe zurück und verwies darauf, dass Powell während der Peking-Spiele mit Kontrollen des IOC, der IAAF und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) rechnen müsse. «Es ist doch eine gute Sache, dass er so oft getestet wird. Schließlich ist er ein Favorit über 100 Meter», so Davies.