Bühl (dpa) - Ausgerechnet im Land seines Dauerrivalen Jan Ullrich hat Lance Armstrong seinen siebten Angriff auf den Tour-Thron angekündigt.
«Ich denke, ich habe mit der Tour de France noch nicht abgeschlossen», sagte der 32-jährige Amerikaner nach dem Paarzeitfahren in badischen Bühl, wo ihm der Berliner Jens Voigt mit Bobby Julich sportlich als überlegene Sieger allerdings die Show stahl. Ob er im nächsten Jahr seinen Siegeszug in Frankreich nach seinem historischen sechsten Erfolg fortsetzen wird, ließ Armstrong offen. «Wenn nicht im nächsten Jahr, dann aber bevor ich aufhöre», kündigte er nur an. Klarer formulierte Armstrong sein Ziel: «Wenn ich hingehe, dann um zu siegen. Die Tour ist zu lang und zu hart, um nur im Peloton mitzurollen.»
Mehr als mitfahren war im brütend heißen Bühl nicht angesagt. Sechs Tage nach seinem sechsten Tour-Triumph kam der Amerikaner mit George Hincapie an der Seite vor über 120 000 Zuschauern bei seinem einzigen Rennen in Deutschland in diesem Jahr mit 3:33 Minuten Rückstand auf das Sieger-Duo Voigt/Julich auf Rang vier. Dazwischen platzierten sich nach sechs Runden à 13,7 km (Gesamt 82,2 km) mit Uwe Peschel (Scheidegg) und Michael Rich (Emmendingen/1:22 zurück) sowie Markus Fothen (Kaarst-Vorst) und Sebastian Lang (Erfurt/1:52) gleich zwei Duos des Teams Gerolsteiner, während T-Mobile erst gar keinen Fahrer ins Rennen geschickt hatte.
«Es ist immer wieder eine schöne Gelegenheit, sich dem heimischen Publikum nach der Tour zu präsentierten», meinte der wie immer gut gelaunte Voigt, dessen Autogramm bei den Fans nach seinem sechsten Saisonsieg heiß begehrt war. Besonders glücklich stimmte Voigt, der sich während der Tour Beschimpfungen deutscher (Ullrich-)Fans anhören musste, dass er auch den «Tourminator» hinter sich lassen konnte.
«Das ist natürlich eine tolle Sache. Ich kann aber auch verstehen, dass Lance hier nicht hundertprozentig fährt», sagte Voigt. «Dass wir aber so deutlich gewinnen, hat mich auch überrascht.» Der Berliner trat mit Julich die Nachfolge von Lang/Rich an, die im Vorjahr das noch in Karlsruhe ausgetragene Zeitfahren für sich entschieden hatten. Voigt wiederholte seinen Sieg von 1999, als er mit Chris Boardman gewann.
Dass Armstrong nicht unbedingt auf Sieg eingestellt war, ließ schon seine Vorbereitung vermuten. Erst wenige Stunden vor dem Start traf der Amerikaner aus Prag kommend, wo er am Vortag bei einem Rennen Fünfter geworden war und eine Krebsklinik besucht hatte, mit Freundin Sheryl Crow auf dem Baden-Airport ein. Mit Polizei-Eskorte ging es nach Bühl, wo ihm tausende Fans einen herzlichen Empfang bereiteten.
Abseits der anderen Pedaleure fuhr er sich warm, ehe er wie aus dem Nichts zur Präsentation vor dem Start auftauchte. Via Paris ging es gleich nach dem Rennen wieder zurück in die USA. Vielleicht auch, um sich schon wieder auf die nächste «Große Schleife» vorzubereiten: «Ich werde ja auch älter und muss sehen, dass ich mein Level halten kann.»