Berlin (dpa) - Einer der größten Dopingskandale der Sportgeschichte um den spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes droht nach fünf Jahren letztlich im Sand zu verlaufen.
Selbst der Richter, der den Revisionsantrag gestellt hat, rechnet nicht mit weiteren Erkenntnissen oder der Enthüllung von Namen, wenn der Fall vor Gericht geklärt ist. «Wenn das Urteil endgültig ist, nach einer möglichen Berufung, dann ist es wahrscheinlich, dass am Ende die Blutbeutel und Beweise zerstört werden», sagte Arturo Beltran vom Oberlandesgericht Madrid der ARD-Sportschau und dem WDR-Magazin «sport inside», das am 27. September ausgestrahlt wird. Der Jurist hatte dafür gesorgt, dass das Verfahren gegen Fuentes im Frühjahr 2011 wieder aufgenommen wird.
200 Sportler sollen von Fuentes, bei dem 2006 Blutbeutel und codierte Namenslisten gefunden wurden, «behandelt» worden sein. Rund 50 Namen - ausschließlich Radprofis - waren bekanntgeworden. Die Anschuldigungen führten zum Teil zu Verfahren. Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich, dem die Bonner Staatsanwaltschaft nachgewiesen hatte, sein Blut bei Fuentes gelagert zu haben, stolperte über die Affäre und trat 2007 zurück. Ivan Basso (Italien) wurde wegen seiner Kooperation mit dem Mediziner gesperrt, der Ansbacher Jörg Jaksche stellte sich als Kronzeuge zur Verfügung, fand aber nach Ablauf seiner Sperre keinen neuen Job als Radprofi mehr.
«Wahrscheinlich könnte man schon ermitteln, welche Sportler bei Fuentes gedopt haben. Aber da dies für das spanische Strafrecht nicht relevant ist, wurden diese Ermittlungen nicht durchgeführt. Und deshalb werden mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Verfahren gegen Fuentes auch keine neuen Sportlernamen oder Sportarten auftauchen», erklärte der für den Fall Fuentes zuständige Madrider Oberstaatsanwalt Eduardo Esteban der ARD.
Gleichzeitig behauptete der ehemalige spanische Radprofi Jesus Manzano, der selbst zu den Fuentes-Kunden gehört hatte, erneut, dass auch Sportler aus anderen Sportarten von Fuentes betreut worden seien. Ihre Namen sind weiter unbekannt.