Maastricht (rad-net) - Am Sonntag wird sich die allgemeine Dramaturgie des Amstel Gold Race (UCI WorldTour) bei dessen 52. Edition erneut ändern – die Veranstalter sind zur Strecke von 2002 zurückgekehrt, in welcher der Cauberg bereits 18 Kilometer vor dem Ziel zum letzten Mal überquert wird.
Die letzte Streckenänderung erfuhr das niederländische Eintagesrennen 2013 als der Zielstrich vom Gipfel des Caubergs 1,8 Kilometer zurückverlegt wurde. 2013 und 2014 gelang es mit Roman Kreuziger (Orica-Scott) und Philippe Gilbert (Quick-Step-Floors) jeweils Solisten, das Ziel in Valkenburg zuerst zu erreichen. Im Jahr darauf gewann der damalige Weltmeister Michal Kwiatkowski (Team Sky) den Sprint einer rund zehnköpfigen Gruppe, während sich im letzten Jahr Enrico Gasparotto (Bahrain-Merida) und Michael Valgren (Astana) am Cauberg absetzten konnten. Der Italiener gewann schließlich zum zweiten Mal nach 2012, als er ebenfalls schon in der alten Version am Gipfel des Caubergs erfolgreich war. Alle genannten Fahrer sind auch in diesem Jahr am Start.
Der ikonische Anstieg, 800 Meter lang und durchschnittlich sieben Prozent steil, wird am Sonntag zwar wieder mit drei Überfahrten wichtiger Bestandteil des Rennens sein, jedoch nicht mehr in der zentralen Rolle der letzten Jahre. Nachdem er 18 Kilometer vor dem Ziel zum letzten Mal überquert werden muss, folgen 14 Kilometer vor dem Ziel der Geulhemmerberg (1,3 Kilometer bei durchschnittlich vier Prozent Steigung) und etwa an der Fünf-Kilometer-Marke der Bemelerberg (700 Meter bei durchschnittlich fünf Prozent Steigung). Diese Route favorisiert weniger die schnellen Kletterer und vielmehr die oftmals als «Halbsprinter» bezeichneten Klassikerfahrer. In einer noch flacheren Variante triumphierte 2000 Erik Zabel als erst zweiter Deutscher nach Olaf Ludwig (1992). Stefan Schuhmacher siegte 2006 als dritter und bislang letzter Deutscher.
Die Favoriten: Kletterer im Nachteil
Die Benennung von klaren Favoriten ist angesichts der Streckenänderung in diesem Jahr schwieriger als zuletzt, da stets die bekannten Bergsprinter wie Gilbert (Sieger 2010, 2011 und 2014), Simon Gerrans (Dritter 2011, 2014 und 2015), Alejandro Valverde (Dritter 2008, Zweiter 2013 und 2015) oder Gasparrotto (Sieger 2012 und 2016, Dritter 2010) das Finale gestalteten. Paris-Roubaix-Sieger Greg van Avermaet (BMC) dürfte das flachere Finale entgegenkommen, ähnelt es eher den Finals vom Omloop Het Nieuwsblad, Gent-Wevelgem oder dem E3-Preis Harelbeke – Rennen, die der Olympiasieger 2017 allesamt gewonnen hat.
«Mein bestes Resultat beim Amstel Gold Race hatte ich 2015, als ich Fünfter wurde. Seitdem ist viel passiert und nach meinem Sieg in Roubaix werde ich auf jeden Fall mit viel Selbstbewusstsein an den Start gehen. Dieses Jahr ist das Finale anders und das könnte die Art ändern, wie das Rennen gewonnen wird. Aber die stärksten Fahrer werden immer im Finale da sein, egal wie der Parcours aussieht», so der diesjährige Klassiker-Dominator Van Avermaet. Valverde sieht der Kursänderung hingegen skeptischer entgegen, seine Chancen werden sicherlich beim Flèche Wallonne und bei Lüttich-Bastogne-Lüttich größer sein. «Der Kurs ist schlechter für mich. Es wird nicht eine derart harte Selektion geben, wie beim Cauberg-Finale. Es ist immer noch ein hartes Rennen, aber nicht so schwierig wie vorher», so der Spanier, der in diesem Jahr bereits die Andalusien-, Katalonien- sowie die Baskenlandrundfahrt gewann und somit auch auf flacherer Strecke zu den Mitfavoriten gehört.
Deutsche Teams und Starter
Michael Matthews‘ (Team Sunweb) Chancen dürften hingen gestiegen sein. Der Australier galt vor allem seit 2013, als das Ziel vom Cauberg-Gipfel zurückverlegt wurde, immer zu den Top-Favoriten und erreichte 2015 als Dritter sein bestes Ergebnis. Unterstützt wird der Kapitän des deutsch-niederländischen Teams unter anderem von Simon Geschke, der das Amstel Gold Race stets zu seinen Lieblingsrennen zählte. Das deutsche Team Bora-hansgrohe geht ohne Peter Sagan an den Start, obwohl dieser 2012 bereits Dritter war und genau wie Matthews in diesem Jahr noch bessere Karten hätte. Stattdessen bekommt Jay McCarthy, ebenfalls sowohl kletterfest und sprintstark, seine Chance und wird unter anderem von Marcus Burghardt, Christoph Pfingsten und Michael Schwarzmann unterstützt werden. Paul Martens ist derweil beim Heimspiel seines LottoNL-Jumbo-Teams im Einsatz, während Jonas Koch für das polnische CCC-Team startet.
Neuprofi Maximilian Schachmann darf sich freuen, am Sonntag Teil eines der stärksten Teams am Start in Maastricht zu sein. Neben dem dreimaligen Sieger Philippe Gilbert sind für das belgische Team Quick-Step-Floors unter anderem auch der Lüttich-Bastogne-Lüttich-Sieger von 2013 Daniel Martin, der Paris-Roubaix-Zweite Zdenek Stybar sowie die Jungstars Bob Jungels und Petr Vakoc gemeldet.
Amstel Gold Race 2017 ohne Cauberg-Finale...