Hanka Kupfernagel überlegene
Siegerin
Bei strahlendem Sonnerschein
gab es am Karfreitag in Berlin beim 52. Rund in Kreuzberg den Auftakt zur
FIAT-Radbundesliga der Frauen, der mit dem Erfolg der Favoriten endete. In der
Tageswertung setzte sich Hanka Kupfernagel (Equipe Nürnberger Versicherung),
die bereits zum siebenten Male das Kreuzberger Frauenrennen für sich
entschied!, vor der Weltcup-Ersten Petra Roßner (Euregio Egrensis) durch. Auf
den nächsten Plätzen landeten Christana Becker und Anke Wichmann vom vorjährigen
Bundesliga-Sieger, dem Team RED BULL Stadtwerke Frankfurt/Oder, die gemeinsam
mit Angela Brodtka (9.) auch die Tagesmannschaftswertung für sich entschieden
und damit wieder die Führungsposition inne haben.
Insgesamt 67 junge Damen
waren beim Auftakt der FIAT-Bundesliga gestartet. Auf dem schweren
2,1-km-Rundkurs im Berliner Stadtbezirk Kreuzberg setzte sich schon in der
dritten von insgesamt 35 Runden eine Spitzengruppe mit den wohl stärksten
Fahrerinnen ab, die auch den weiteren Verlauf eindeutig dominieren sollten.
Pech für die einzige deutsche Profi-Sportgruppe, die Equipe Nürnberger, dass
Tanja Hennes, die Achte der Primavera Rosa und Gewinnerin des Saisonauftakts
in Köln-Frechen, wegen Schadens diese Gruppe ziehen lassen musste, in der der
Titelverteidiger RED BULL Stadtwerke Frankfurt durch Christina Becker und Anke
Wichmann und der frühere Bundesliga-Sieger Euregio Egrensis durch Petra Roßner
und Liane Bahler doppelt vertreten waren. Komplettiert wurde das Sextett, das
schnell an Boden gewann, durch die junge Stuttgarterin Sarah Düster und –
natürlich – durch Hanka Kupfernagel, die auch im Trikot der Equipe Nürnberger
auf diesem Kurs ein „Heimspiel“ absolvierte.
Die 29jährige Wahlberlinerin
aus dem thüringischen Neustadt/Orla sorgte immer wieder für Tempo auf dem
harten Kurs, der durch den Kopfsteinpflasteranstieg den Charakter einer
anspruchsvollen Straßenprüfung besaß. So schnellte der Vorsprung gegenüber
dem bunten Peloton innerhalb weniger Runden auf über eine Minute hoch. Schließlich
löste sich Hanka Kupfernagel aus dieser Gruppe und nur die Weltcup-Gewinnerin
von Australien und Hamilton (Neuseeland), Petra Roßner, vermochte ihr zu
folgen. Dieses Duo baute seinen Vorsprung immer weiter aus und überrundete
schließlich nach rund 60 Kilometern das Feld. Dahinter zog das verbliebene
Quartett der Ausreißerinnen seine Bahn und schaffte es schließlich ebenfalls
noch, dem aufgesplitterten und zusammengeschrumpften Feld eine „Bahnlänge“
abzunehmen.
Bundestrainer Jochen
Dornbusch und die BDR-Beauftragte und Koordinatorin Frauenradsport, Heike
Lorig, die zu den aufmerksamen Beobachtern des Geschehens am gut besuchten
Kreuzberger Kurs gehörten, erlebten dann den erneuten Vorstoß der beiden
Top-Profis Kupfernagel und Roßner. Diese hatten sich nach ihrem Rundengewinn
sofort wieder an die Spitze gesetzt und dabei die Frankfurterin Angela Brodtka
und Tina Liebig (Euregio Egrensis) im Schlepp. Die jungen Nationalfahrerinnen
vermochten zwar dem Tempo der Weltklasseathletinnen nicht zu folgen, aber sie
bemühten sich tapfer um ihr Tempo und kamen noch deutlich vor dem
geschlagenen Feld ins Ziel. Kuriosum: Angela Brodtka sicherte damit den Sieg
ihres Teams bereits ab, bevor an der Spitze der großen Gruppe Christina
Becker und Anke Wichmann als Beste über die Linie spurteten und damit
innerhalb des Quartett mit der Plusrunde ihre Tagesplazierungen drei und vier
vor Sarah Düster und Liane Bahler sicherten.
Und an der Spitze: Da gab es
den großen Kampf zwischen Hanka Kupfernagel und Petra Roßner, der auch beim
Ertönen der Glocke für die letzten 2,1 Kilometer noch nicht entschieden war.
Auf dem letztmalig zu passierenden Pflasteranstieg setzte aber Hanka
Kupfernagel alles auf eine Karte und holte einen kleinen Vorsprung heraus, den
sie souverän verteidigte. Als Petra Roßner erkannte, dass sie den Anschluß
nicht mehr herstellen würde und damit auch ihre Spurtqualitäten nicht
einsetzen konnte, nahm sie das Tempo etwa zurück, so dass Hanka Kupfernagel
als Solistin das Ziel erreichte und glücklich die Arme hochriß, als sie
ihren ersten – und wichtigen – Straßensieg 2002 feierte.
Ihr siebenter Erfolg in
Berlin-Kreuzberg war für den Vorsitzenden und Cheforganisator ihres
Heimatvereins BRC Zugvogel, Walter Fechner, ein vorzeitiges
Geburtstagsgeschenk zum 89. Wiegenfest, das er am Ostersamstag feiert, für
ihren Nürnberger Sportlichen Leiter Jens Zemke ein Trost für das viele Pech,
über das seine Schützlinge beim Auftakt der FIAT-Bundesliga quittierten. Für
die Freunde des Details deshalb noch die Information, dass auch die
Tagessiegerin das Rad wechseln musste und mit einem Kocmo-Rad mit Rahmen aus
russischem Titan zum Sieg fuhr...
Die ersten Klassements in der
FIAT-Bundesliga wurden am Karfreitag geschrieben. Ohne Überraschungen, wie
Bundestrainer Jochen Dornbusch meinte, der die beiden Top-Profis ohnehin an
der Spitze erwartet hatte, aber über die Leistungen seiner jungen
Nationalfahrerinnen sehr zufrieden war. Die erste Gelegenheit an diesen
Klassements etwas zu korriqieren, bietet sich umgehend: Am Ostersamstag in
Berlin beim unmittelbar folgenden „Rund um den Schäferberg“ des RC
Charlottenburg...