(WS)
Bei der Hallenrad-DM in Moers gab es in den Mannschaftsdisziplinen faire und
spannende sowie teilweise knappe Entscheidungen. Aber auch die ein oder andere
Überraschung blieb nicht aus, denn die DM hatte schon immer andere Gesetze.
Manches „OOOOOOOH“ ging durch die gut besetzte Halle, als der ein oder
andere Starter mal vom Einrad oder Kunstrad musste und damit mancher
Medaillentraum begraben wurde. Erfolgreichster Mannschaftsvereins wurde mit
drei DM-Titeln der RSV Steinhöring.
Die
Meisterschaft begann am Freitagmorgen mit einem bayrischen Doppelschlag. Im
6er Kunstrad der Männer waren Männer aus dem oberfränkischen Frohnlach der
große Favorit. Dieser Rolle wurden sie mehr als gerecht. Mit 359,60 Punkten
deklassierten Mirko Fuchs, Oliver Feyler, Frank Widmann, Heiko Oester, Gerd
und Uli Schultheiß bei ihrem letzten Meisterschaftsauftritt die Konkurrenz zu
Statisten. Damit errangen sie ihren fünften DM-Titel in Folge.
Motivationsprobleme alles im Mannschaftssport erreicht zu haben und das
Problem keine neue Übungen mehr zu erlernen, gaben den Entschluss für die
Entscheidung das Rad an den berühmten Nagel zu hängen. Bischofsheim 1 mit
317,58 Punkten und Bischofsheim 2 mit 313,00 Punkten folgten mit deutlichem
Abstand auf den Medaillenplätzen. Die Zukunft des 6er Männer sieht nach Ende
der Ära Frohnlach nicht rosig aus.
Die
nächste Entscheidung stand im 4er Einrad der Frauen an. Alle 9 Mannschaften
konnten Meister werden, den zwischen der höchsten und niedrigsten
eingereichten Punktzahl lagen nur 2,2 Punkte. Aach II eröffnete den
Wettbewerb gleich mit einem Sturz und war damit aus dem Rennen. Aach 1 spulte
das Programm wie gewohnt und routiniert ab. Doch beim 4er Außenstern rückwärts
musste eine der Damen zu Boden. Sie fingen sich sofort wieder und fuhren
gewohnt ruhig weiter. Damit waren die Medaillenträume wohl ausgeträumt. Doch
es sollte anders kommen, denn 292,47 Punkte waren eine gute Punktzahl. Mörfelden
konnte an die Aacher Leistung auch ohne Sturz nicht anknüpfen. Steinhöring
als nächstes war eine Klasse für sich. Die Ausstrahlung und die Armhaltung
stimmte. Der Vortrag wurde mit 301,57 Punkten belohnt. Herzogenaurach als nächstes
konnte die Leistung der Bayern nicht mehr toppen. Mit 294,20 Punkten blieben
sie deutlich hinter Steinhöring zurück, setzten sich jedoch in der
Zwischenwertung auf die 2. Position. Burgheim, Altenkessel und Moisling konnte
die bisher auf den Medaillenrängen liegenden Mannschaften mit ihren
Leistungen nicht mehr überholen. Oberaußem als letzte hatte es in der Hand
dieses Trio zu sprengen. Bis kurz vor Schluss waren sie auf Medaillenkurs.
Beim 4er Außenstern leisteten sie sich wie Aach I einen Absteiger und der
Medaillentraum war geplatzt. Somit konnten sich Petra Kollmer, Michaela
Bodmeier, Sandra Posch und Martina Werndl das DM-Trikot überstreifen lassen,
während Herzogenaurach und Aach die Silber- bzw. Bronzemedaille erhielten.
Am
Nachmittag standen dann die Entscheidungen im 6er Einrad Frauen und 4er
Kunstrad Männer an. Und es wurden spannende Wettbewerbe. Titelverteidiger
Aach musste als erste der Favoriten im 6er Einrad starten. Sie begannen ihren
Vortrag sehr konzentriert und ruhig. Alle klappte wie am Schnürchen bis zum
6er Innenstern rückwärts angefahren. Zwei Fahrerinnen berührten sich und
mussten zu Boden. 4 Punkte und 100 % Abzug bedeuteten das Aus der vierten
deutschen Meisterschaft in Folge. War damit auch eine evtl. Medaille futsch?
Der Weg war frei für die Konkurrenz. Oberaußem nutzte diese Schwäche aus
und setzte sich mit ausgefahrenen 293,50 Punkten an die Spitze. Burgheim hatte
dem nichts entgegenzusetzen. Herzogenaurach als letzte hatten es nunmehr in
den Beinen das langersehnte DM-Trikot zu holen. Ruhig und Konzentriert gingen
sie an die Aufgabe ran. Alle Übungen klappten, die Haltung stimmte und der
Monitor blieb bei 295,73 Punkten stehen. Groß der Jubel im Lager der Franken.
Kerstin Müller, Iris Dötschel, Tina Küppers, Gudrun Malek, Anja Neumann und
Marion Hofmann entledigten sich, sehr zur Freude der Zuschauer, bei der
Siegerehrung dem Herzogenauracher Trikot und nahmen mit großer Freude das
DM-Trikot in Empfang. Oberaußem und Aach folgten auf den Plätzen.
Die
Entscheidung im 4er Kunstrad der Männer sollte spannend werden. Bischofsheim
2 legte mit 340,93 Punkte als erste eine gute Punktzahl vor. Erlenbach als nächstes
begann den Vortrag gleich mit einem Sturz bei der 2er Stirnreihe Querzug mit
Wechselschleifen. Der Rest des Programms spulten sie wie gewohnt ab. 352,20
Punkte gaben die Kampfrichter dafür. War dies eine Medaille wert? Schwanewede
als nächstes fuhr nicht so ruhig und leistet sich einige Unsicherheiten, die
sich am Ende summierten. 337,70 Punkte bedeutete am Ende den undankbaren 4.
Platz. Frohnlach, der Deutschland-Pokalsieger fuhr nicht wie gewohnt ruhig.
Vor allem bei den Querwechselrunden und sonstigen Achtern sammelten sich die
Wellen an und das summierte sich. 347,59 ausgefahrene Punkte bedeutete den
nicht erwartete DM-Titel für das württembergische Quartett Jochen Halter,
Michael Gysin, Matthias Berg und Michael David aus Erlenbach, vor Frohnlach
und Bischofsheim 2.
Am
Samstag wurden die Wettbewerbe mit dem 4er Einrad Männer und 6er Kunstrad der
Frauen am Morgen fortgesetzt. Das 4er Einrad der Männer wurde in überzeugender
Manier vom Lübeck-Moisling bestimmt. Die „ältere“ Generation mit Jörn
Clasen, Matthias Marklein, Ulrich Raefke und Helmut Tietz konnten den Ansturm
der „Jungen Wilden Moislinger“ noch abschmettern. Mit 298,47 gegenüber
291,43 Punkten gewannen sie recht deutlich und somit war der Moislinger
Doppelsieg perfekt. Die restlichen Mannschaften hatten mit dem Ausgang nichts
zu tun. Bronze holte das Team vom JSV Neuenschmidten 1.
Das
6er Kunstradfahren wurde einmal mehr von den Damen aus Steinhöring dominiert,
wenn auch der Vorsprung mit 6 Punkten nicht so deutlich ausfiel. Lieme hatte
als erste der Medaillenanwärter mit einer sehr guten Leistung 338,73 Punkte
vorgelegt. Schwanewede und Neuenkirchen brachten ihre Schwierigkeit nicht ohne
größere Probleme auf die Wettkampffläche. Aach als nächstes begann sehr
gut und ruhig. Bei der Synchrontorrfahrt berührten sich zwei Damen und
mussten zu Boden. 4 Punkte für die beiden Stürze und 50 % Abwertung
bedeuteten am Ende den Bronzemedaillenrang. Steinhöring mit Martina Werndl,
Anita Bayerl, Petra Kollmer, Angela Heiler, Christine Wirth und Sandra Posch
spulten die einzelnen Übungen wie gewohnt herunter. Sie konnten sich sogar
einen Absteiger leisten. Trotzdem hatten sie am Ende mit 350,90 Punkten die
Nase vorn vor Lieme und Aach. In der Abendveranstaltung traten sie zum letzten
mal auf der Wettkampffläche auf. Nach über 15 Jahren und insgesamt 11
Meistertiteln verabschiedeten sie sich vom Wettkampfgeschehen.
Die
letzten beiden Mannschaftsentscheidungen dann am Samstagnachmittag. Die
Entscheidung im 6er Einrad der Männer ist schnell erzählt. Nur das Vater und
Sohn Team aus Lübeck-Moisling konnte überzeugen. Mit 294,29 Punkten
verwiesen Gerhard + Jörn Clasen, Helmut + Timo Tietz sowie die Zwillinge Jan
und Jens Westergren die beiden Sextett aus Neuenschmidten recht deutlich auf
die nächsten Plätze.
Die
Entscheidung im 4er Kunstrad der Frauen wurde nochmals recht spannend.
Baunatal und Schwanewede konnten nicht überzeugen. Aachs 1. Mannschaft fuhr
sehr souverän bis zur 24. Übung. Beim 2er Längszug mit vier
Wechselschleifen touchierten zwei Fahrerinnen beim Greifen und mussten zu
Boden. Ein Raunen ging durch die Halle. 339,87 Punkte waren am Ende Platz 5.
Oppershofen als nächstes konnte an die Leistungen der bis dahin gestarteten
Favoritenteams nicht anknüpfen. Dann hatten nur noch jeweils die beiden Teams
aus Steinhöring und Lieme ihren Start zu absolvieren. Lieme 1 knüpfte an die
Leistungen der Aacher an. Doch beim Doppeltor und beim 2er Längszug mit 4
Wechselschleifen musste jeweils eine Fahrerin zu Boden. 340,87 Punkte, war
dies eine Medaille oder der undankbare 4. Rang? Steinhöring 1 fuhr ebenfalls
souverän und ruhig. Beim Schlangenbogentorfahrt und bei den
Einzelsteigerdrehungen musste sie Abwertungen in Kauf nehmen. Daneben wurden
noch einige Übungen nicht ganz ohne Wellen gezeigt. 341,61 Punkte waren das
Ergebnis der an der DM insgesamt sehr guten Kampfrichterleistungen. Lieme 2
fuhr ebenfalls gut, doch auch sie hatten einen Absteiger. Bei der
Schlangenbogentorfahrt gab es ebenfalls eine größere Abwertung und damit
342,50 PPunkte. Als letzte waren Martina Werndl, Petra Kollmer, Michaela
Bormaier und Sandra Posch am Start. In gewohnter Steinhöringer Manier spulten
sie die Übungen herunter. Bei den Wechselrunden am Schluss der Kür mussten
auch sie einige Wellen in Kauf nehmen. 355,30 Punkte bedeutete jedoch einen
eindeutigen Sieg für die „bayrischen Madel“.
Insgesamt
waren die Leistungen der Mannschaftssportler ordentlich bis sehr gut. In den
Einraddisziplinen der Männer konnten jeweils nur die Titelträger überzeugen.
Der Nachwuchs fehlt ebenso wie im 6er Kunstrad der Männer. Hier müssen die
Vereine aber auch die Verantwortlichen etwas tun, sollten es bei den Deutschen
Meisterschaften in den kommenden Jahren weitere DM-Titel in diesen Disziplinen
vergeben werden.
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DM