Straße
Männer: Ullrich will seine Erfolgsliste mit WM-Titel komplettieren
Einer,
für den die WM in Lissabon eine besondere Rolle spielt, ist Jan Ullrich. 1997
gewann er die Tour de France, 1999 wurde er Weltmeister im Einzelzeitfahren,
2000 Olympiasieger im Straßenrennen. Jetzt, 2001, bei den Titelkämpfen in
Lissabon, will der gebürtige Rostocker seine Erfolgsliste um einen weiteren
Titel, nämlich den des Straßen-Weltmeisters, ergänzen. „Der WM-Titel
fehlt mir noch, ich fahre nicht nach Portugal um Zehnter zu werden“, üben
die Titelkämpfe auf Ullrich in diesem Jahr einen besonderen Reiz aus.
Der
anspruchsvolle, mit langgezogenen Anstiegen gespickte WM-Kurs durch den
„Parque Florestal de Monsanto“ dürfte der kraftbetonten Fahrweise des
Merdingers entgegenkommen. Ebenso wie die milden Temperaturen in der
portugiesischen Metropole, die deutlich über denen des Vorjahres in
Plouay/Frankreich liegen dürften, wo die Aktiven Regen und Sturm trotzen
mussten.
Die
Hessen- und auch die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt nutzte der 27-Jährige intensiv
zur Vorbereitung, den letzten Schliff holte er sich bis Anfang Oktober in
Italien. Mit dem Sieg beim Giro dell'Emilia am 29. September untermauerte er
seine gute Form. Neben Ullrich waren in Italien auch seine Teamkollegen
Steffen Wesemann, Ralf Grabsch, Torsten Hiekmann und Matthias Kessler am
Start.
„Jan
Ullrich gehört in dieser Form sicher zu den Favoriten für die WM, aber er
ist nicht der alleinige Titelanwärter“, rechnet BDR-Vize-Präsident Olaf
Ludwig (Stolberg) mit starker Konkurrenz - vor allem aus Italien und Spanien.
„Die Spanier sind sicher durch die guten Resultate bei der Vuelta
hochmotiviert und wollen an den Erfolg von Oscar Freire, der 1999 Weltmeister
und 2000 Dritter wurde, anknüpfen. Aber auch die Italiener werden in ihrer
mannschaftlichen Kompaktheit ein starker Gegner sein“, erweitert Ludwig die
Liste der WM-Favoriten schnell um die Italiener Rebellin, Casagrande und
Bettini, den Spanier Freire, den Belgier Tschmil, den Schweizer Camenzind
sowie die Niederländer Michael Boogerd und Erik Dekker. „Dekker führt vor
den letzten beiden Weltcup-Rennen die Gesamtwertung an und dürfte sich
angesichts der Möglichkeit, Weltcup-Gesamtsieger zu werden, zum Zeitpunkt der
WM in sehr guter Form befinden.“
„Die
Mannschaft steht Jan Ullrich in seinem Ansinnen, den Titel zu gewinnen, in
nichts nach“, wertete Ludwig die bei allen Elitefahrern in diesem Jahr
festgestellte deutlich höhere Bereitschaft zur WM-Teilnahme als „gutes
Zeichen“. So auch beim Weltranglisten-Ersten Erik Zabel, der mit seinen
WM-Plänen während der Vuelta überraschte. „Das olympische Straßenrennen
in Sydney, die HEW-Cyclassics und die Meisterschaft von Zürich im vergangenen
Jahr haben gezeigt, wie hervorragend sich beide ergänzen“, hofft Ludwig auf
eine positive WM-Entscheidung Zabels.
„Um
einen Top-Mann ins Finale zu bringen, braucht es auch eine Top-Mannschaft“,
hat der BDR, so Vize-Präsident Ludwig, neben den Telekomern, die über die
gesamte Saison als eine der stärksten Mannschaften überzeugten, auch die
besten deutschen Straßenfahrer aus den nationalen und ausländischen GSI- und
GSII-Teams für das Straßenrennen nominiert. Dass Fahrer wie Jens Voigt oder
Jörg Jaksche dabei durchaus selbst eine Chance auf vordere Platzierungen
haben, versteht sich. Tour de France-Etappensieger Jens Voigt hat seine
hervorragenden Kämpfereigenschaften in diesem Jahr schon mehrfach unter
Beweis gestellt und könnte in Portugal vielleicht auch für eine Überraschung
sorgen.
Eine
Sprint-Entscheidung aus einer größeren Spitzengruppe wie im vergangenen
Herbst wird es auf dem schweren Kurs wohl nicht geben. „Auf dem zwölf
Kilometer langen Kurs sind 21 Runden mit insgesamt 42 Anstiegen und mehr als
4.000 Höhenmetern zu absolvieren“, rechnet der BDR-Vize nicht mit einem
Zufallssieger, sondern damit, „dass sich im Rennverlauf eine kleine Gruppe
bildet, aus der der Weltmeister 2001 kommt“.