Aufgebot/Sportlerportraits
BDR-Team bei "Heimspiel" in
Favoriten-Position
Frankfurt (rad-press) Weltmeisterschaften im
eigenen Land, dazu noch in Böblingen und mit Gärtringen als Ausrichter in einer der
Hallenradsport-Metropolen Deutschlands das verspricht hochkarätige Wettkämpfe,
größte Spannung und allerbeste Stimmung zugleich. Dass es in Böblingen
"Super-Weltmeisterschaften" geben wird, davon ist BDR-Vize-Präsident Harry
Bodmer (Herrenzimmern) überzeugt. "Die letzte WM in Deutschland 1994 in Saarbrücken
liegt schon sechs Jahre zurück. Die Fans in dieser extrem hallenradsport-freundlichen
Umgebung sind richtig heiß auf diese Titelkämpfe."
Die Zusammenarbeit des
BDR-Organisationskomitees mit Präsident Manfred Böhmer an der Spitze und dem örtlichen
OK verläuft reibungslos. "Wir können uns gegenseitig aufeinander verlassen",
ist Bodmer sicher, dass mit dem RV Gärtringen und seinem lokalen OK-Chef Hartmut Kimmerle
fähige und engagierte Organisatoren am Werk sind. Kimmerle und sein Team sorgen nicht nur
für optimale technische Voraussetzungen, sondern wollen Sportlern wie Zuschauern auch ein
rundum attraktives Programm bieten. Ein Geheimnis ist noch der WM-Auftakt, nur soviel
ließ das OK durchblicken: Im Gegensatz zu vielen anderen Eröffnungsfeiern sollen bei
dieser WM die Sportler von Beginn an im Mittelpunkt stehen. Eine Welcome-Party am
Donnerstag vor Beginn der Titelkämpfe soll schon für eine entsprechend gelockerte
Stimmung sorgen.
Die WM als "Gesamt-Event" und nicht
nur die sportlichen Aspekte sieht auch Bodmer als wichtigstes Ziel. Obwohl deutsche
Hallenradsportler mit 104 Gold-, 100 Silber- und 46 Bronzemedaillen deutlich an der Spitze
des Medaillenspiegels liegen, sind Erfolge und Medaillen nicht das einzige, was der
BDR-Delegationsleiter von Sportlern und Trainern verlangt. "Ich wünsche mir, dass
Deutschland ein würdiger WM-Gastgeber sein wird und wir dem Hallenradsport mit dieser
Veranstaltung einen weiteren Schub nach vorne geben können. Wir möchten glückliche
Sieger und faire Verlierer sehen." Bodmer, seit 1997 als BDR-Vize-Präsident im Amt,
kann aber dennoch im Hinblick auf das sportliche Ergebnis aus deutscher Sicht optimistisch
sein. "Vorausgesetzt, es passiert nichts Außergewöhnliches, zählen unsere Athleten
in allen Disziplinen mit zu den Favoriten."
Neben einer zu erwartenden imposanten Kulisse
von täglich 4.000 Zuschauern soll insbesondere die bundesweite TV-Live-Übertragung in
den dritten Programmen der ARD (Samstag, 25. November, 16.00-16.45 Uhr) für mehr
Beachtung durch die Öffentlichkeit sorgen. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es
jemals eine Live-Übertragung im Kunstradsport gab", freut sich Bodmer über das
große Engagement des Südwestrundfunks (SWR). "Innerhalb der Live-Sendung soll die
Entscheidung um den Titel im Einer der Frauen übertragen werden, die aus meiner Sicht
einer der spannendsten Wettkämpfe dieser WM ist. Mit den beiden deutschen Teilnehmerinnen
Astrid Ruckaberle und Sandra Schlosser sowie der Titelverteidigerin Martina Stepankova aus
der Tschechischen Republik ist dort Kunstradsport vom Feinsten zu erwarten."
Ein weiteres Anliegen Bodmers ist auch die
Weiterentwicklung des Hallenradsports auf internationaler Ebene. Seit 1998 leitet er eine
der zwei Sub-Kommissionen, die der internationalen Hallenradsport-Kommission CIS
untergeordnet sind und sich um die Aufgabenbereiche Marketing und Weiterentwicklung des
Kunstradsports kümmern. "Das A und O des Kunstradsports ist die solide technische
Ausbildung." Die ersten drei Video-Lehrfilme, die Manfred und Dieter Maute, beide
insgesamt achtmal Weltmeister und heute als erfolgreiche Trainer tätig, erstellt haben,
erfreuen sich großer Nachfrage. "Der Bedarf an Informationsmaterial ist enorm",
ist Bodmer sicher, dass anhand dieser Lehrmittel Anfängern und Einsteigern das Erlernen
der Sportart stark erleichtert wird.
Die technische Schulung bildet auch den
Schwerpunkt in dem unmittelbar vor der WM stattfindenden "Trainingslager", das
die CIS gemeinsam mit "Paten" aus dem Förderverein "Hallenradsport"
ab dem 17. November durchführt. Dort geben deutsche Trainer ihre Kenntnisse und
Erfahrungen an die "Hallenradsport-Entwicklungsländer" weiter. "Gerade in
Asien ist derzeit ein großer Schub zu verzeichnen, allerdings erfolgt der altersmäßige
Einstieg in die Sportart in diesen Ländern immer noch zu spät." Auch die von
BDR-Bundestrainer Kurt-Jürgen Daum entwickelte Computer-Technik, die die
Ergebnisermittlung schneller und vor allem für die Zuschauer transparenter macht, sieht
Bodmer als Schritt in die richtige Richtung. "Bei der DM machte sich schon deutlich
bemerkbar, dass die Zuschauer die Bewertung schneller nachvollziehen und so dem Sportler
mehr Beifall zollen können, was sich natürlich positiv auf die gesamte Stimmung
auswirkt."
Auch in der Zusammenarbeit mit der CIS gab es
im Hinblick auf die WM in Böblingen keine Probleme. "Die Verantwortlichen sind uns
in Sachen Zeitplan-Umstellung aufgrund der TV-Übertragung sehr entgegengekommen." Im
Herbst 2001 läuft die Amtszeit der gegenwärtigen CIS-Mitglieder aus. "Die Neuwahlen
werden entscheidend für die Zukunft sein. Wichtig ist, dass die Posten mit fachlich
kompetenten und engagierten Personen besetzt werden," ist Bodmer auf die Entscheidung
gespannt.
Nicht so glücklich ist er dagegen mit der
Entscheidung der CIS, den "Salto-Abgang" von Martin Rominger nicht als
Kür-Element zu akzeptieren. "Solche Entscheidungen stehen der sportlichen
Weiterentwicklung entgegen nicht nur der des Sportlers, der sein Leistungspotenzial
nicht weiter entfalten kann, sondern der gesamten Disziplin. Noch heute ist der
"Maute-Hüpfer" ein Begriff, der auch über die Hallenradsport-Szene
hinaus dem Sportler mehr Popularität gebracht hat. So etwas sollte man aus meiner
Sicht nicht verhindern." Auch der neue Modus im Radball hat in dieser Saison für
mehr Spannung gesorgt. "Bis zuletzt war das Rennen um die WM-Tickets spannend wie
selten zuvor", befürwortet der 34-jährige Bodmer jede Maßnahme, die den
Hallenradsport weiter nach vorne bringt und in der Öffentlichkeit populärer macht.
"Die WM in Böblingen ist eine weitere große Chance dazu."
Favoriten-Positionen in allen
Disziplinen
Zwei Gold-, drei Silber- und eine
Bronzemedaille konnten die deutschen Athleten bei der WM im vergangenen Jahr auf Madeira
verbuchen. Damit lag der BDR in der Nationenwertung wieder unangefochten an der Spitze,
wenngleich in den beiden Frauen-Kunstrad-Disziplinen der Sprung aufs höchste Treppchen
verwehrt blieb und die Radballer knapp an den Medaillen scheiterten. In Böblingen zählt
das Team um die Bundestrainer Kurt-Jürgen Daum (Kunstradsport) und Hans Krämer (Radball)
sicher zu den Favoriten. Fraglich wird sein, ob der Heimvorteil zu einer Ent- oder
Belastung für die Aktiven wird. Eines wird aber feststehen: Die Unterstützung des
Publikums dürfte die Motivation der deutschen Fahrer noch zusätzlich erhöhen.