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Bahn WM - www.rad-wm-berlin.de

Bahn-WM 1999 in Berlin
20. - 24. Oktober

BDR


Internationale WM-Vorschau (Frauen) - Berlin bietet hochklassigen Frauen-Bahnradsport

von Jochen W i l l n e r

Berlin (pps) Standen die Frauen im internationalen Bahnradsport bisher immer etwas im Schatten der Männer, so sind diesmal bei den Weltmeisterschaften in Berlin bei den Amazonen spannende Entscheidungen zu erwarten. Vier der insgesamt zwölf WM-Disziplinen bleiben den Frauen vorbehalten. Mit der französischen Ausnahme-Athletin Félicia Ballanger steht gegenwärtig eine Radsportlerin an der Spitze, die mit ihren großartigen Leistungen dazu beiträgt, dass auch der Bahnradsport der Frauen im Interesse der Öffentlichkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Titel Nummer 9 und 10 für Félicia Ballanger im Sprint und Zeitfahren?
Auch bei den Weltmeisterschaften in Berlin wird Félicia Ballanger im Mittelpunkt stehen, denn die Französin will in der Spree-Metropole ihre WM-Titel Nummer neun und zehn folgen lassen. Sie hat bereits je vier Titel im Sprint und im Zeitfahren bei den letzten vier Weltmeisterschaften gewonnen, ist die erfolgreichste Bahnfahrerin überhaupt und könnte im Sprint die Sowjetrussin Gunda Ermolajewa einholen, die von 1958 bis 1961 fünf Mal in Folge Weltmeisterin im Sprint war.

Seit 1995 ist Ballanger in dieser Disziplin nicht zu schlagen. Ihrem ersten WM-Titel 1995 in Bogota/Kolumbien folgten 1996 der Olympiasieg von Atlanta sowie drei weitere WM-Titel in Manchester (1996), Perth (1997) und Bordeaux (1998). Damit schaffte der Schützling des zweimaligen Sprint-Olympiasiegers Daniel Morelon (1968/1972) etwas Einmaliges. Sie sicherte sich in Bordeaux nicht nur zum vierten Mal in Folge den Titel im Radsprint, auch im 500-Meter-Zeitfahren stand sie seit der WM-Premiere dieser Disziplin 1995 bei der Medaillenvergabe stets auf der obersten Stufe des Siegerpodestes.

Die Krönung folgte im vergangenen Jahr, als sie vor eigenem Publikum in Bordeaux nicht nur die Goldmedaillen im Sprint und Zeitfahren holte, sondern zusätzlich in 34,010 Sekunden noch einen Weltrekord über die 500 Meter aufstellte. Und die Chancen, diese Bestmarke auf der schnellen Bahn im Berliner Velodrom erneut zu unterbieten, stehen günstig...

Dass Félicia Ballanger die Fortsetzung ihrer außergewöhnlichen Erfolgsserie gelingen könnte, steht außer Frage. Denn noch ist keine Konkurrentin in Sicht, die ihr wirklich gefährlich werden kann. Diese bittere Erfahrung machte in den letzten beiden Jahren Michelle Ferris (Australien), die der Französin jeweils im Sprintfinale klar unterlag.

Auch aus deutscher Sicht liegt der letzte Erfolg im Radsprint schon einige Jahre zurück. Den einzigen deutschen WM-Titel holte sich 1986 in Colorado Springs Christa Rothenburger im Trikot der ehemaligen DDR. Erfolgreichste deutsche Starterin in den neunziger Jahren war Annett Neumann, die bei den Weltmeisterschaften 1991 und 1996 sowie bei den Olympischen Spielen 1992 jeweils die Silbermedaille gewann. Ihren Nachfolgerinnen im BDR-Trikot gelang es bisher noch nicht, in die Fußstapfen der Cottbuserin zu treten.

Einerverfolgung: Arndt, Tyler-Sharman und van Moorsel
Rebecca Twigg lautet einer der großen Namen in der 3000-Meter-Einerverfolgung. Die Amerikanerin gehört mit sechs WM-Titeln zwischen 1982 und 1995 zu den erfolgreichsten Athletinnen. Auch Tamara Garkuschina (UdSSR) gewann nach ihrer ersten Goldmedaille 1967 in den Jahren 1970 bis 1974 fünf WM-Titel in Folge.

Zu den bekanntesten Titelträgerinnen auf der Bahn zählt auch Jeannie Longo (Frankreich). WM-Gold in der Verfolgung gewann die exzellente Straßenfahrerin in den Jahren 1986, 1988 und 1989. Noch in diesem Jahr siegte die inzwischen 40-Jährige in der Verfolgung bei den französischen Meisterschaften. Bei der WM in Berlin wird die extravagante Sportlerin allerdings nicht an den Start gehen. Sie konzentrierte sich voll auf die Straßen-WM in Italien, wo sie allerdings keine Medaillen gewinnen konnte.

Zwei Mal standen bisher auch deutsche Verfolgerinnen bei Titelkämpfen auf dem obersten Treppchen. Bei der WM in Stuttgart legte Petra Roßner (Leipzig) mit ihrem ersten Titelgewinn auch den Grundstein für den Gewinn der olympischen Goldmedaille ein Jahr später in Barcelona.

Titel Nummer zwei in der Einerverfolgung für den Bund Deutscher Radfahrer folgte sechs Jahre später. Judith Arndt (Frankfurt/Oder) schaffte im australischen Perth 1997 die Sensation. Nach Bronze bei Olympia in Atlanta 1996 sicherte sich die Sportsoldatin völlig überraschend WM-Gold. Vor Jahresfrist verpasste sie nur knapp den Einzug ins Finale und musste sich in Bordeaux mit Bronze zufrieden geben. In Berlin will die "Allrounderin", die zuletzt mit dem sechsten Platz im Einzelzeitfahren bei der Straßen-WM überzeugte, erneut eine Medaille - und dies mit Blick auf ihr großes Ziel, die Olympischen Sommerspiele 2000.

Zu den Top-Favoritinnen in der Verfolgung gehören neben Judith Arndt die australische Titelverteidigerin Lucy Tyler-Sharman und Leontien Zijlaard-van Moorsel. Die Niederländerin reist mit einer Goldmedaille im Einzelzeitfahren im Gepäck direkt von den Titelkämpfen auf der Straße in Italien nach Berlin an.

Punktefahren: Ausgang offen

Völlig offen ist der Ausgang im Punktefahren. Die Disziplin, die seit 1988 zum WM-Programm gehört, kennt auch bei der WM in Berlin eine ganze Reihe von Favoritinnen. Neben der amtierenden Titelträgerin, Teodora Ruano (Spanien), will Guerrero Belem (Mexiko) nach Bronze und Silber in den letzten beiden Jahren endlich den Titel. Erfolgreichste Athletin in dieser Disziplin war bisher die Niederländerin Ingrid Haringa mit insgesamt drei WM-Siegen. 1991 gelang ihr sogar doppeltes WM-Gold mit dem Titel in der Einerverfolgung. Zweimal erfolgreich war Swetlana Samochwalowa (Russland), die 1995 und 1996 nicht zu schlagen war. Den deutschen Starterinnen blieb in dieser Disziplin bisher Edelmetall versagt. Doch dies könnte sich bald ändern. Mit Judith Arndt, Anke Wichmann und auch Petra Roßner stehen Kandidatinnen bereit, denen bei den Titelkämpfen im eigenen Land durchaus Medaillenchancen eingeräumt werden können.

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Letzte Änderung: 02.04.03
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