U23 Männer bis in die Haarspitzen
motiviert
WM-Platzierung kann über
Fortsetzung der Karriere entscheiden
von Jochen W i l l n
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Frankfurt/Main (rad-press) Er gilt als der Talentschmied im deutschen Radsport. Die Rede ist
von Bundestrainer Peter Weibel, dem Erfolgscoach der deutschen U23-Straßenfahrer.
Obwohl schon seit 27 Jahren in Diensten des BDR tätig, hat sein Engagement
und Einsatz für den Nachwuchsrennsport nie gelitten. So auch in diesen
Wochen, in denen der gebürtige Mannheimer seinen „Jungs“ aus dem
U23-Kader den letzten Feinschliff für die Straßen-WM in Zolder verpasst.
Rechtzeitig
vor den Titelkämpfen ist der „Chef“ zu seinen „Buben“ zurückgekehrt,
nachdem er bei der französischen Etappenfahrt „Le Trancalsace“ Mitte
August einen Herzinfarkt erlitten hatte und sich danach einer stationären
Behandlung und Rehabilitation in Waldkirch unterziehen musste. Bei der
Rheinland-Pfalz-Rundfahrt Mitte September, der ersten Wettkampfbelastung nach
dem dreiwöchigen Höhentrainingslager in Livigno in Italien, wo Weibel durch
seine Trainerkollegen Patrick Moster und Hans-Joachim Hartnick ersetzt wurde,
saß der Plankstädter erstmals wieder am Steuer des Begleitfahrzeuges.
Gesundheitlich geht es ihm besser, zumindest lässt er sich nichts anmerken.
Weibels
ganzes Augenmerk liegt derzeit in der Vorbereitung auf die WM - und da ist ihm
nichts zu viel. Immerhin sieht er gute Chancen, dass seine Fahrer bei den
WM-Entscheidungen ein Wörtchen mitreden können. Ob im Zeitfahren oder im
Straßenrennen, in beiden Wettbewerben hofft der Nationalcoach, dass seine
Athleten wichtige Zeichen setzen: „Die Jungs sind eine gute EM gefahren und
ich hoffe, dass sich das bei der WM fortsetzt.“
Zusätzlich
motivieren muss er seine Leute nicht. „Wir wissen, um was es geht“, gibt
der Deutsche U23-Meister Eric Baumann die Marschrichtung vor. Der Wechsel ins
Profilager ist für Baumann und Kollegen das Ziel, Werbung in eigener Sache
durch entsprechende Leistungen die Vorgabe. Dies gilt umso mehr, weil sie sich
bereits im vierten und letzten Jahr in der U23-Alterskategorie befinden und
bei mangelnden Erfolgen ein mögliches Karriereende drohen könnte. Mit Eric
Baumann (Gera), Thomas Ziegler (Erfurt), Björn Schröder (Berlin) stehen
allein drei Kandidaten aus dem achtköpfigen Kader vor dem Sprung ins
Elitelager. „Kontakte zu einigen Profiteams bestehen bereits, die
Entscheidung wird wohl direkt nach der WM fallen“, weiß Thomas Ziegler.
Auch
die Namen der übrigen Akteure wie Markus Fothen (Büttgen), Christian Knees (Porz),
Marcel Sieberg (Castrop-Rauxel) und Thomas Kaufmann (Essingen) stehen schon in
den Notizbüchern der Talent-Späher der Profiteams. Dennoch werden nicht alle
in den bezahlten Radsport wechseln. „Ich weiß noch nicht, was ich machen
werde“, erklärt Thomas Kaufmann, dessen Zeit bei der Sportfördergruppe der
Bundeswehr im Oktober enden wird. Obwohl ihm Angebote zweier GS1-Mannschaften
vorliegen, will der Südpfälzer die ganze Angelegenheit in Ruhe prüfen.
„Man darf nicht vergessen, dass diejenigen, die nach dem vierten U23-Jahr zu
den Profis gewechselt sind, deutlich mehr Härte mitbringen als diejenigen,
die den Sprung früher gewagt haben“, so Thomas Kaufmann, dessen Augenmerk
sich jedoch zunächst auf das WM-Rennen richtet.
Im
Falle eines Wechsels ins Profilager winkt den „Neoprofis“ eine verlockende
Zukunft. Kein Wunder, dass die Weibel-Schützlinge vor der WM in Zolder bis in
die Haarspitzen motiviert sind. Aus dem siebenköpfigen WM-Kader sind fünf
Fahrer für das WM-Rennen zu nominieren - keine leichte Aufgabe für Weibel,
der mit den Ergebnissen seiner Schützlinge bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt
zufrieden sein konnte.
„Direkt
nach dem Höhentrainingslager hat die Spritzigkeit sicherlich noch gefehlt,
aber es war an der Zeit, wieder über mehrere Tage Rennen zu fahren“, meinte
Thomas Kaufmann, der mit dem vierten Platz bei der Etappe von Bitburg nach
Koblenz für das beste Tagesresultat sorgte.
Ob
die letzten Ergebnisse auch ein gutes Omen für die Weltmeisterschaften in
Zolder sind, bleibt abzuwarten. Dass sie auf europäischer Ebene durchaus um
die vorderen Plätze mitkämpfen können, haben die Fahrer nicht zuletzt bei
den Europameisterschaften Anfang August im italienischen Bergamo bewiesen.
Markus Fothen belegte im Einzelzeitfahren Platz fünf, Thomas Kaufmann wurde
Zwölfter, Thomas Ziegler belegte Rang sechs im Straßenrennen. Starke
Konkurrenz erwartet der 52-jährige Weibel, selbst achtmal WM- und zweimal
Olympia-Teilnehmer, aus Italien und Osteuropa. Auf dem flachen Kurs in Zolder
setzt Weibel vor allem auf die Top-Sprinter in seinem Team. Das
Einzelzeitfahren werden Markus Fothen und Thomas Ziegler bestreiten.
Unmittelbar
vor der Abreise nach Zolder, absolvierten die Weibel-Schützlinge das schon
beinahe traditionelle Trainingslager in Bad Dürrheim. Nach der deutschen
Meisterschaft am Berg in Albstadt war der LUK-Cup in Bühl am 3. Oktober der
letzte WM-Test.