WM-Vorschau
Frauen / Juniorinnen: „Vorteil Team“
Trio Arndt, Roßner,
Teutenberg soll für Medaille sorgen
Frankfurt/Main (rad-press) „Wenn nicht in
diesem Jahr, wann denn dann“, umreißt Frauen-Bundestrainer Jochen Dornbusch
(Altenkirchen) seine Erwartungen hinsichtlich des WM-Rennens der Elite Frauen
am 12. Oktober in Zolder. Mit den „Profis“ Petra Roßner, Judith Arndt,
Ina-Yoko Teutenberg (alle Team Saturn), Italien-Legionärin Regina Schleicher
(Team Michela Fanini) und den starken „Youngsters“ Trixi Worrack und
Angela Brodtka (beide Cottbus) kann Dornbusch in Zolder die wohl stärkste
deutsche Frauen-WM-Mannschaft der letzten Jahre aufbieten. Dabei setzt er
nicht nur auf die Einzelstärke seiner nominierten Fahrerinnen, sondern vor
allem auf Team-Arbeit.
An den deutschen Radsportlerinnen führte bei
den wichtigen Rundfahrten und Rennen der abgelaufenen Saison kaum ein Weg
vorbei. Die Krönung folgte Mitte September, als sich Petra Roßner mit dem
Sieg beim Weltcup-Rennen in Rotterdam auch den Gewinn der
Weltcup-Gesamtwertung sicherte. Regina Schleicher gewann die beiden
Weltcup-Rennen Castilla y Leon in Spanien und den GP Plouay in Frankreich.
„Allrounderin“ Judith Arndt überzeugte mit konstant starken Leistungen
bei allen Rundfahrten (Siegerin Tour de l’Aude, Siegerin Women’s Challenge/USA,
4. Thüringen-Rundfahrt) und dürfte nach zwei vierten WM-Plätzen im Vorjahr
in Lissabon besonders motiviert an den Start gehen.
Gerade für die spurtstarken Petra Roßner und
Ina-Yoko Teutenberg scheint der Kurs in Zolder wie maßgeschneidert. „Die
beiden hat eigentlich jeder auf der Rechnung“, sagt Dornbusch, schließt
aber auch nicht aus, dass eine Judith Arndt am Ende ganz vorne landen könnte:
„Es wird enorm wichtig sein, aggressiv zu fahren und bei Ausreiß-Versuchen
mindestens eine Fahrerin in der Führungsgruppe dabei zu haben“, fordert
Dornbusch von all seinen WM-Starterinnen eine aktive Beteilung am
Renngeschehen. Auch Regina Schleicher traut er einiges zu. „Sie hat in
diesem Jahr ihren Durchbruch geschafft und bei den Rennen bewiesen, dass sie
zum einen pfeilschnell ist, ihre gute Leistung aber auch über ein ganzes
Rennen halten kann.“
Weiter auf dem Weg nach oben ist auch Trixi
Worrack, die erstmals 1998 Junioren-Weltmeisterin im Einzelzeitfahren und 1999
Zweite im Straßenrennen wurde. Als amtierende Europameisterin der Kategorie
U23 dürfte die gerade erst 21 Jahre alt gewordene Worrack sich langfristig in
der Weltspitze etablieren. Ihr erster Deutscher Meister-Titel in der
Eliteklasse bei der Berg-DM Ende September dürfte ihr noch das zusätzliche
Quentchen Selbstbewusstsein vor der WM verschafft haben. Allerdings wird sie
nicht wie ursprünglich geplant das Einzelzeitfahren bestreiten: „Wir wollen
Trixi nicht überbelasten, deshalb wird Tina Liebig neben Judith Arndt im
Zeitfahren starten.“
Hanka Kupfernagel, Cross-Weltmeisterin 2000 und
2001, verzichtet nach andauernden Knieproblemen und daraus resultierendem
Trainings- und Wettkampf-Rückstand auf einen WM-Start. Zuletzt behinderte sie
auch noch eine starke Erkältung. „Ich habe bis zuletzt darauf gehofft, sie
wenigstens im Einzelzeitfahren einsetzen zu können“, erklärt Dornbusch den
Ausfall. Die Berlinerin will sich stattdessen konzentriert auf die im Oktober
beginnende Cross-Saison vorbereiten, um im Februar 2003 einen neuen Anlauf auf
ihren dritten WM-Titel zu starten.
Das offensichtlich
nicht so schwierige Streckenprofil lässt in diesem Jahr – ähnlich wie bei
den Männern – die Zahl der Favoritinnen ansteigen. Neben den Fahrerinnen
aus Osteuropa wie Olga Sliussarewa und Swetlana Boubnenkowa (beide Russland),
Zinaida Stahurskaja (Weißrussland), Edita Pucinscaite und Rasa Polikeviciute
(beide Litauen) zählt Dornbusch, der mit einer Sprintankunft rechnet, die
Niederländerinnen Mirjam Melchers und Leontien Zijlaard-van Moorsel, aber
auch die Schweizerinnen Priska Doppman und Nicole Brändli zu den Titelanwärterinnen.
„Was die Mannschaftsstärke angeht, dürften wir uns in einer guten Position
befinden, denn ein Großteil der weiteren Favoritinnen sind doch eher als
Einzelkämpferinnen zu betrachten“, setzt der Altenkirchener auf den
„Team-Vorteil“
Ein weiterer
„Team-Vorteil“ deutet sich ebenfalls an. Aus Fachkreisen ist derzeit zu hören,
dass die Equipe Nürnberger an personellen Verstärkungen in der kommenden
Saison arbeitet und an einer Verpflichtung der Fahrerinnen Roßner, Arndt und
Worrack Interesse zeigt. Bundestrainer Jochen Dornbusch würde eine solche
Entwicklung nur begrüßen: „Unsere stärksten Fahrerinnen alle zusammen in
einem deutschen Tradeteam wäre eine tolle Sache.“ Die Entwicklung bei den Nürnbergerinnen
betrachtet Dornbusch ebenfalls positiv. „Jens Zemke macht seine Sache als
Sportlicher Leiter sehr gut“, hofft er, dass sich der
Frauen-Vertragsradsport in Deutschland weiter etabliert.
Auf Spekulationen, ob es im Juniorinnen-Bereich
zu einer Medaille reichen könnte, lässt sich Bundestrainer Jochen Dornbusch
dagegen nicht ein. Zwar verzeichnete der weibliche Nachwuchs des BDR in den
vergangenen Jahren vor allem dank der Erfolge von Trixi Worrack und Tina
Liebig einen deutlichen Aufschwung, allerdings fällt es schwer, die
Leistungsfähigkeit der jungen Fahrerinnen richtig einzuschätzen. „Aber wir
haben mit Claudia Stumpf, Christine Heiny und Bianca Knöpfle sehr schnelle
Fahrerinnen, die sich hoffentlich im Vorderfeld durchsetzen können”, gibt
er sich zuversichtlich. Auch über die internationale Konkurrenz kann derzeit
nur spekuliert werden, immerhin fährt mit Nicole Cooke (Großbritannien) die
dominierende Juniorin der letzten Jahre inzwischen bei den Elite-Frauen
mit.
Während sich die Vertragsfahrerinnen vom
amerikanischen Team Saturn und aus Italien in dieser Woche individuell auf die
Titelkämpfe vorbereiteten und am Sonntag in Zolder zur Mannschaft stoßen,
hat der Bundestrainer die jüngeren Elite-Fahrerinnen Worrack und Brodtka
sowie die Juniorinnen zur WM-Vorbereitung in den Westerwald zusammengezogen.
„Rund um die Burg“ in Kempen steht dann am Samstag als letztes kleines
Vorbereitungsrennen auf dem Programm, bevor die Anreise zum Saison-Höhepunkt
Weltmeisterschaft erfolgt.